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2016 | Book

Der Drogenkrieg in den Anden

Von den Anfängen bis in die 1990er Jahre

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About this book

​Die Drogenbekämpfung in den Anden kann als Prototyp gelten. Das Buch analysiert Grundlinien, Triebkräfte, Erfolge und Widersprüche dieser Politik und liefert damit unverzichtbare historische Grundlagen für die aktuelle Reformdebatte zur internationalen Drogenpolitik.

Table of Contents

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
Der Konsum bewusstseinsverändernder Substanzen ist in der Menschheitsgeschichte seit langer Zeit bekannt. Bereits vor 8.000 Jahren kannte man im westlichen Zentralasien den Wein. In Ägypten und im Zweistromland wurde spätestens um 3.000 vor Christus Bier gebraut. Die Assyrer verwendeten Hanf/Cannabis bereits in vorchristlicher Zeit. Seine berauschende Wirkung ist auch in den indischen Veden erwähnt. Seit dem vierten Jahrtausend vor Christus wurde in Vorderasien Schlafmohn angebaut, dessen Verwendung als schlafförderndes und schmerzstillendes Mittel ab 1.300 vor Christus nachgewiesen ist. Ebenso lange dürfte die psychoaktive Wirkung verschiedener Pilze (in Sibirien und bei nordamerikanischen Indigenen), des Stechapfels, des Peyote-Kaktus und anderer Kakteensäfte (im südlichen Nord-, Zentral- und Südamerika) sowie Ayahuasca (in Amazonien) bekannt sein. Archäologischen Funden im heutigen Ecuador zufolge haben die Andenvölker seit etwa 5.000 vor Christus Kokablätter gekaut.
Robert Lessmann
2. Exkurs: Der Stoff – Koka und Kokain
Gewinnung, Konsumformen, Wirkungen
Zusammenfassung
Eine Analyse der drogenpolitischen Maßnahmen im Kampf gegen den Kokainhandel in den Andenländern bliebe unvollständig und gröblich oberflächlich, würde man die sozio-kulturelle Dimension ausklammern. Regional in unterschiedlichem Maße und in umgekehrtem Verhältnis zum Grad ihrer Desintegration, stellt das Kokablatt einen integralen Bestandteil des Lebens in den indigenen Gemeinschaften dieser Länder dar, insbesondere im bolivianischen und peruanischen Hochland. Unklare Definitionen und unkritisch rezipierte Vorurteile bezüglich der Gewinnung, des Handels und des Konsums von Kokain sowie der damit verbundenen gesundheitlichen Risiken, führen immer wieder zu gravierenden Missverständnissen. Um beidem vorzubeugen, soll ein Exkurs vorab einige grundlegende Erkenntnisse über den Komplex Koka – Kokain vorstellen, so, wie sie nach bestem Wissen und Gewissen aus der vorliegenden Literatur zum Thema zusammengetragen wurden, in der Absicht, den jeweils neuesten Forschungsstand junger, sich rasch entwickelnder Disziplinen wiederzugeben.
Robert Lessmann
3. Zu Drogenproblematik und Drogenpolitik in den Vereinigten Staaten von Amerika
Zusammenfassung
Den Vereinigten Staaten kommt in der Drogenpolitik des 20. Jahrhunderts eine herausragende Rolle zu. In wenigen Ländern hat die gesellschaftliche und politische Auseinandersetzung mit Drogen einen so wichtigen Stellenwert eingenommen; man erinnere sich nur an die Alkoholprohibition (1920-32) und den recht erfolgreichen Propagandafeldzug gegen das Tabakrauchen in den späten 1970er und 80er Jahren. Stets waren die USA treibende Kraft hinter internationalen Bemühungen zur Drogenkontrolle.
Robert Lessmann
4. Zur politischen Ökonomie des Kokaingeschäfts in Bolivien
Zusammenfassung
Eine Analyse der politischen Ökonomie des Kokaingeschäfts ist schwierig. Klar ist, dass es sich dabei um eine in ganz besonderem Maße von den politischen Rahmenbedingungen, der Prohibition und der Fahndung, geprägte Ökonomie handelt, deren Meisterung einerseits den Löwenanteil der Geschäftskosten der illegalen Kokainbranche verschlingt, andererseits den Preisen in hohem Maße den Charakter einer Risikoprämie verleiht. So lag der Straßenverkaufspreis für 1g Kokain (HCL) in La Paz (1990/91) bei ca. 5 U.S. $ und in München bei 160 $; im legalen Handel (Großhandel ab Firma Merck) bei ca. 30 $. Allgemein gilt, dass der Preis auf dem illegalen Markt mit zunehmender Nähe zum Konsumenten exponentiell ansteigt und mit den Herstellungskosten kaum etwas zu tun hat. Für weitergehende Analysen fehlt zumeist eine verlässliche empirische Basis.
Robert Lessmann
5. Anti-Drogen-Politik in Bolivien
Zusammenfassung
Beim Versuch einer Analyse der bolivianischen Drogenpolitik begibt man sich auf Neuland. Man ist in vielen Aspekten auf Sekundärliteratur angewiesen und kann diese allenfalls durch den Rückgriff auf Primärquellen überprüfen, die häufig schwer oder manchmal gänzlich unzugänglich sind. Besonders hinsichtlich der aktuellen Entwicklungen beherrscht eine oft parteipolitisch gefärbte und polemisch geführte tagespolitische Debatte das Feld. Es wird sich zeigen, dass drogenpolitische Anliegen und Strategien stets von außen an Bolivien herangetragen wurden, während es dem Land bisher nicht gelungen ist, dem ein eigenständiges, überzeugendes und konsensfähiges Konzept entgegenzuhalten: Das Resultat ist stets ein widerspruchsvolles Ringen um einzelne drogenpolitische Maßnahmen gewesen, das im Ergebnis den Bedürfnissen des Landes nicht gerecht werden konnte.
Robert Lessmann
6. Zur politischen Ökonomie des Kokaingeschäfts in Kolumbien
Zusammenfassung
Kolumbien ist heute weltweit zum Inbegriff für Drogenhandel und Gewalttätigkeit geworden. Kolumbianische Persönlichkeiten, wie der Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez und der Fußballvirtuose „El Pibe“ Valderrama fallen in ihrem Bekanntheitsgrad deutlich hinter den Mann zurück, der wohl noch vor Al Capone als „Erzverbrecher“ des 20. Jahrhunderts und Chef des berüchtigten „Medellín-Kartells“ in die Geschichte eingehen wird: Pablo Emilio Escobar Gaviria. Zu ihrem großen Missvergnügen haben die Kolumbianer sogar im Genre der Kriminalkommödie bereits die Sizilianer als Stereotyp des blutrünstigen, tumben Mafioso abgelöst (z. B. in Crocodile Dundee II).
Robert Lessmann
7. Anti-Drogen-Politik in Kolumbien
Zusammenfassung
Die Ursprünge der kolumbianischen Anti-Drogen-Politik – soweit sie für die Gegenwart relevant sind – gehen auf den Kampf gegen die Produktion und den Export von Marihuana zurück. Mitte der 1960er Jahre hatte in Kolumbien ein Marihuanaboom eingesetzt. Der Marihuanaschmuggel war dabei ursprünglich von Mexikanern dominiert, die vor zunehmenden Repressions- und Eradikationsmaßnahmen in ihrer Heimat (vgl. 3.1.4.) nach Kolumbien ausgewichen waren. Ende der 1970er Jahre sollen rund 70 % des nordamerikanischen Marihuana-Marktes in kolumbianischer Hand gewesen sein (Reina 1990, S. 40) und der Drogenhandel war bereits in gewissen Auswirkungen auf Gesellschaft und Politik wahrnehmbar.
Robert Lessmann
8. Resümee: Kokainhandel und interamerikanische Beziehungen
Zusammenfassung
Die Problematik „Kokainhandel und interamerikanische Beziehungen“ ist zu komplex und ihre Entwicklung zu dynamisch, als dass man sie hier erschöpfend behandeln oder gar Lösungsentwürfe entwickeln könnte. Ein wesentliches Ergebnis der vorliegenden Approximation an die verschiedenen Aspekte des Themas ist ja gerade die Erkenntnis seiner Komplexität einerseits und des Mangels an gesicherten empirischen Daten andererseits. Insofern scheinen weitergehende, detaillierte Untersuchungen verschiedener Einzelaspekte angezeigt.
Robert Lessmann
Backmatter
Metadata
Title
Der Drogenkrieg in den Anden
Author
Robert Lessmann
Copyright Year
2016
Electronic ISBN
978-3-658-10968-4
Print ISBN
978-3-658-10967-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-10968-4