2017 | OriginalPaper | Chapter
Der lange Weg vom „Täuscher und Betrüger“ zum „ehrbaren Kaufmann“
Das Bild des Kaufmanns in der spanischen Literatur und ihren Kontexten vom 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts
Author : Prof. Manfred Tietz
Published in: Zwischen Bescheidenheit und Risiko
Publisher: Springer Fachmedien Wiesbaden
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Das Bild des Kaufmanns ist im Spanien zu Beginn der frühen Neuzeit ausgesprochen negativ konnotiert: In der säkularen Gesellschaft der Zeit steht sein Gewinnstreben im Verdacht des permanenten Betrugs; im religiösen Bereich gelten das für den Kaufmannsberuf unabdingbare Anhäufen von Kapital und das Nehmen von Zinsen als schwere Sünde. Erst der internationale gesellschaftliche Aufstieg der Kaufleute in der historischen Realität des 16. Jahrhunderts und die wachsende Einsicht in ökonomische Notwendigkeiten veranlassen die Theologen der „Schule von Salamanca“, darunter insbesondere Tomás de Mercado (1523/30-1575), das negative Bild des Kaufmanns zu korrigieren und dessen Tun theologisch zu legitimieren. Bedingung ist allerdings, dass der Kaufmann auch als Privatmann die sonstigen kirchlichen Normen strikt befolgt. Erst das säkulare Denken der Aufklärung erkennt die Schlüsselrolle des Handels im Wirtschaftsgeschehen und vermag so das Bild eines ehrbaren Kaufmanns als humanitäres Ideal zu propagieren, was sich auch in neu entdeckten autobiographischen Zeugnissen der Zeit spiegelt.