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2019 | Book

Design, Philosophie und Medien

Perspektiven einer kritischen Entwurfs- und Gestaltungstheorie

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About this book

Medien und Design sind prominente Gegenstände philosophischer Reflexion geworden. Dabei formieren sich Disziplinen übergreifende Diskurse: insbesondere, wenn sich ›angewandte Philosophie‹ im Dialog mit Gestalterinnen, Gestaltern, Künstlerinnen und Künstlern befindet. Aus der methodologischen Perspektive der kritischen Theorie im Kontext von Design- und Medienphilosophie behandeln die Studien im vorliegenden Band Fragen des Zusammenhangs von Kommunikationsdesign mit ethischen, ästhetischen und sozialphilosophischen Theoremen. Sie dokumentieren Schwerpunkte der Grundlagenforschung an der Fakultät Gestaltung der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Würzburg.

Table of Contents

Frontmatter

Design und Philosophie

Frontmatter
Design und Ästhetik
Zusammenfassung
Design ist eine »formgebende Tätigkeit« (Marx 1856–58: 222), die Materie, Praktiken und Kommunikationen, vermittelt durch Entwerfen, brauchbar macht. Dadurch ist Design in zweifacher Hinsicht auf Ästhetik bezogen, denn die Wahrnehmung von Formen gehört akzidentell stets zum Modus des Gebrauchs, aber sie kann mitunter auch selbst substantielle Gebrauchsweise sein.
Gerhard Schweppenhäuser
Philosophie und kritische Theorie des Designs
Zusammenfassung
Der erste Teil dieses Textes enthält eine kurze Beschreibung der Gegenstände und Methoden kritischer Theorie. Im zweiten Teil werden die Umrisse einer kritischen Theorie des Designs mithilfe eines ideengeschichtlichen Exkurses skizziert. Im dritten Teil wird – in Auseinandersetzung mit einem kürzlich vorgelegten Beitrag zu einer politischen Designphilosophie – zu zeigen versucht, was kritische Designtheorie als Ideologiekritik leisten kann.
Gerhard Schweppenhäuser
Designtheorie zwischen Aufklärungskritik und Gegenaufklärung
Zusammenfassung
In der Diskussion über eine wissenschaftliche Fundierung der Praxis von Gestalterinnen und Gestaltern wird seit Langem zwischen einem engen und einem erweiterten Begriff von Design unterschieden. Claudia Mareis (2014: 41) spricht zutreffend von einer »Entgrenzung des Designbegriffs«. Bruno Latour hat sich vor einigen Jahren – mit einer Hommage an Peter Sloterdijk, der seinerzeit der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe als Rektor vorstand – in diese Debatte eingebracht. Latour arbeitet mit einem sehr weiten Designbegriff, der jegliche gestalterische Aktivität umfasst – nicht bloß die Gestaltung »alltäglicher Objekte« des Gebrauchs, sondern überhaupt gestaltende Eingriffe in »Städte, Landschaften, Nationen, Kulturen, Körper, Gene und […] die Natur selbst« (Latour 2009: 357).
Gerhard Schweppenhäuser
Nominalismus und Realismus in der Ästhetik des Designs
Zusammenfassung
Ästhetik als philosophische Theorie der Kunst fragt traditionell nach der freien Schönheit von Objekten; sie vernachlässigt die Frage, ob es eine Schönheit des Brauchbaren gibt. Die Designästhetik des Funktionalismus behauptet dagegen, dass es eine von der Brauchbarkeit getrennte Schönheit nicht gibt. – Im Folgenden befrage ich philosophische Konzepte der Schönheit auf ihre Brauchbarkeit für eine Ästhetik des Designs.
Gerhard Schweppenhäuser

Philosophische Aspekte des Kommunikationsdesigns

Frontmatter
Ästhetische Erfahrung, Design und Kommunikation
Zusammenfassung
Es gibt nicht viele philosophische Beiträge zur Ästhetik des Designs, und die sind zumeist dem Produktdesign gewidmet. Das könnte mit dem zugrundeliegenden Konzept ästhetischer Erfahrung zusammenhängen. Darauf möchte ich zu Beginn eingehen und anschließend einen neueren Ansatz zu einer philosophischen Designästhetik diskutieren. In Abgrenzung davon werde ich dann, aus der Perspektive der Kritischen Theorie, über Grundlagen einer Ästhetik des Kommunikationsdesigns nachdenken. Danach werde ich noch einmal das Thema der ästhetischen Erfahrung aufgreifen, nun aber unter Aspekten der Gehalts- und der Ereignisästhetik.
Gerhard Schweppenhäuser
Photographie und ästhetische Reflexion
Zusammenfassung
Die antike Philosophie kannte den neuzeitlichen Begriff der Ästhetik noch nicht. Aisthesis hieß Wahrnehmung, auch Empfindung und Gefühl. In der Neuzeit war Ästhetik zunächst die Lehre von den Erkenntnissen, die wir auf Grundlage der sinnlichen Wahrnehmung haben.
Gerhard Schweppenhäuser
Kommunikationsdesign und visuelle Dialektik der Aufklärung
Zusammenfassung
Im Folgenden werden philosophische Aspekte des Kommunikationsdesigns aus der Perspektive der semiotischen Kulturtheorie und der kritischen Theorie skizziert. Ich werde argumentieren, dass diese Aspekte als Dialektik visueller Aufklärung beschrieben werden können: Im Kommunikationsdesign manifestiert sich gleichzeitig der normative Gedanke eines vernünftigen Allgemeinen (die autonom gestaltete Lebenswirklichkeit in privater und öffentlicher Sphäre) und das Verwertungsinteresse unter herrschaftlichen Konditionen (die Befreiung des Besonderen als Antizipation eines konkret Allgemeinen, deren partikulare Form dessen Realisierung jedoch blockiert). Vor diesem Hintergrund werde ich mich mit Otto Neuraths Ansatz und der aktuellen Debatte über Ziele und Methoden der Designwissenschaft auseinandersetzen. In der heutigen Designforschung wird Neurath nicht gerecht, wer verkennt, dass er die Verbindung von Wissenschaft und Kommunikationsdesign als Teil einer gesellschaftlichen Revolutionierung der Produktions- und Distributionsverhältnisse entworfen hat, die nach einem vernünftigen Plan verlaufen sollte.
Gerhard Schweppenhäuser
Zur Dialektik des visuellen Nominalismus
Kommunikationsdesign und »alter Realismus«
Zusammenfassung
In der sozialen Porträtfotografie des 20. Jahrhunderts steckt ein unerledigtes Problempotenzial aus der Tradition des philosophischen Universalienrealismus. Das werde ich in Anknüpfung an Alfred Döblins Lesart der Arbeiten von August Sander rekonstruieren. Aber ist über den Klassiker sozialdokumentarischer Porträtfotografie nicht schon längst alles gesagt? Kürzlich war zum Beispiel in Hans Beltings Buch Faces.
Gerhard Schweppenhäuser

Kommunikationsdesign und Ethik

Frontmatter
Moralphilosophie im Kommunikationsdesign
Zusammenfassung
Kommunikationsdesign ist kein »moralfreier Raum«, denn dergleichen gibt es in der Gesellschaft und Kultur nicht. Die Verbindung von Kommunikationsdesign und Ethik ist daher keine bloße Zuschreibung »von außen«. Kommunikationsdesigner entwickeln nicht nur Strategien für irgendwelche Mitteilungsziele, die man bei ihnen in Auftrag gibt.
Gerhard Schweppenhäuser
Die visuelle Sprache der Moral: Überlegungen zu einer Ethik des Kommunikationsdesigns
Zusammenfassung
Gibt es ein »ethos« der Kommunikationsdesigner? Das Wort »Ethos« steht in der griechischen Philosophie für Herkommen und Gewohnheit, für Sitte und Brauch in Gemeinschaften, aber auch für den Charakter, also für Überlegung, Einsicht und Urteilsfähigkeit. Früher sagte man: für den Charakter eines tugendhaften Menschen. Heute wird man das Wort »Tugend« eher vermeiden und, in der Terminologie moderner Psychologie, von einer Verhaltensdisposition sprechen, also von einer stabilen Charaktereigenschaft. Der Sachgehalt des Begriffs ist deshalb jedoch nicht überholt.
Gerhard Schweppenhäuser

Medienphilosophie und Ethik

Frontmatter
Erschließung und Virtualisierung der Welt
Methodologische und ethische Aspekte der Medienphilosophie
Zusammenfassung
Günther Anders (1986: 441) bemerkte im Jahre 1980: »Ob der Ausdruck ›Medialität‹ […] den Anspruch erheben darf, eine philosophische Kategorie zu sein, das bleibe dahingestellt.« Ich belasse es vorerst bei dieser Andeutung; am Ende werde ich darauf zurückkommen. Der vorliegende Beitrag gibt zuerst einen knappen Überblick zum Stand der Diskussion über Medienphilosophie als eigenständiges akademisches Fach. Danach werden inhaltliche Überlegungen zur Medienphilosophie vorgestellt und zum Schluss wird ein Ausblick auf medienethische Fragen skizziert.
Gerhard Schweppenhäuser
Zur Kritik der Medienethik
Zusammenfassung
Die Verwendung des Begriffs ist mehrdeutig – häufig ist von »Medienethik« die Rede, wenn es um die »Moral« der Massenmedien geht: Was gilt dort als üblich, sittlich geboten und erwünscht oder als illegitim, verachtenswert und empörend? Diese Verwendungsweise entspricht der Rede von der Wirtschaftsethik, verstanden als Arbeitsmoral oder als Werte und Handlungsnormen, die man in der ökonomischen Welt für rechtschaffen und erstrebenswert hält. Zugleich bezeichnet der Begriff »Medienethik« aber auch die wissenschaftliche Untersuchung der Moral, die dem Betrieb der Massenmedien inhärent ist. Die äquivoke Verwendung von »Medienethik« entspricht der Unterscheidung zwischen »Moral« und »Ethik«.
Gerhard Schweppenhäuser
Metadata
Title
Design, Philosophie und Medien
Author
Prof. Dr. Gerhard Schweppenhäuser
Copyright Year
2019
Electronic ISBN
978-3-658-22225-3
Print ISBN
978-3-658-22224-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-22225-3