2005 | OriginalPaper | Chapter
Die Franzosen und die Reformen Erkenntnisse aus der Werteforschung
Author : Pierre Bréchon
Published in: Frankreich Jahrbuch 2004
Publisher: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Die Idee der Reform zu definieren, ist nicht einfach. In der soziologischen Tradition konzentrierte man seine Überlegungen vor allem auf die Idee des sozialen Wandels, wobei sich die ersten Soziologen mit den Entwicklungen beschäftigten, die mit der Industrialisierung und der Ideenbewegung verbunden waren (Bréchon 2000). Dennoch kann man ganz generell unterscheiden zwischen jenen Theoretikern der Gesellschaft, die eine revolutionäre Idee verherrlichen, die als Prozess der Transformation gesellschaftlicher Strukturen, als totaler Bruch mit dem sozialen System definiert wird, und der anderen Seite, die für Reformen und fortschreitende Veränderungen begrenzter Bereiche plädiert. Aus Sicht der Reformanhänger muss der Wandel kontrolliert und maßvoll vollzogen werden, denn man kann nicht alles auf einmal über den Haufen werfen. Wieder andere Denker, vor allem die strukturalistische Strömung der sechziger Jahre, betonen die Permanenz gesellschaftlicher Strukturen: die einfachen Elemente einer Gesellschaft seien gleichsam unveränderlich, Wandel wäre demnach nur die neue Zusammensetzung einer grundlegenden Matrix. Schließlich wäre eine letzte Form des Wandels zu nennen, nämlich die Rückkehr zu früheren gesellschaftlichen Praktiken oder Formen: Manche Beobachter mögen eine solche „Rückkehr zu den Ursprüngen“idealisieren, während andere den Wandel oder die Reform als einen Rückschritt zu überholten sozialen Formen betrachten.