Skip to main content
Top

2005 | Book | 2. edition

Die Konstruktion von Feindbildern

Zum Sprachgebrauch in neonazistischen Medien

Author: Bernhard Pörksen

Publisher: VS Verlag für Sozialwissenschaften

insite
SEARCH

Table of Contents

Frontmatter

Vorwort zur zweiten Auflage

Vorwort zur zweiten Auflage
Zusammenfassung
Dieses Buch handelt davon, mit welchen sprachlichen Mitteln neonazistische Gruppen andere Menschen in Feinde verwandeln und in ihren Medien ein Klima gerichteter Aggression erzeugen. Daß es auch nach Jahren im traditionell eher echolosen Raum der akademischen Publizistik noch nachgefragt wird, ist nicht einfach nur ein Grund zur Freude. Getrübt wird diese, weil sich das Interesse am Gegenstand aus der Renaissance des Rechtsextremismus ergibt, genauer: des mehr oder minder organisierten Neonazismus. Der Zulauf, den die entsprechende Szene verzeichnen kann, hat nach den Erkenntnissen des Bundesamtes für Verfassungsschutz inzwischen einen neuen Höhepunkt erreicht: 2.600 Neonazis zählte man noch 2002. 3.000 Neonazis im Jahre 2003. Im vergangenen Jahr waren bereits 3.800 Neonazis der Behörde bekannt. Feststellbar ist eine deutliche Zunahme von rechtsextremistisch motivierten Straftaten; 12.051 Delikte wurden 2004 registriert, 10.792 im Vorjahr. Die Zahl der Gewalttaten nahm geringfügig zu.
Bernhard Pörksen

Vorwort zur ersten Auflage

Vorwort zur ersten Auflage
Zusammenfassung
Während der Arbeit an dieser Studie, die im Herbst 1999 vom Fachbereich Sprachwissenschaften der Universität Hamburg als Dissertation angenommen wurde, bin ich des öfteren einer Empfehlung Heinrich von Kleists gefolgt. Er schreibt in seinem Aufsatz „Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden“, man solle das noch nicht Gewußte und nur halb Bewußte anderen Menschen erzählen, um sich auf diese Weise Klarheit zu verschaffen. Im Prozeß des Redens und Diskutierens gewinne der noch gestaltlose Gedanke Kontur. Es waren vor allem Heinz von Foerster, Uwe Pörksen, Jürgen Schiewe, Ingrid Schröder und Friederike Stock, die mein vielfach noch diffuses Reden ertragen und die schriftlichen Entwürfe durch ihre eigenen Ideen bereichert haben. Mein Lehrer Jörg Hennig hat die Arbeit angeregt und vom ersten Tag an vertrauensvoll betreut und mich seit dem Studium in jeder Hinsicht gefördert; auch dem Zweitgutachter, Dieter Möhn, danke ich für hilfreichen Rat und sein stetes Interesse an Thema und Autor. Stefan Mnich, damals Referent für Öffentlichkeitsarbeit in der Verfassungsschutzbehörde Nordrhein-Westfalen, half entscheidend bei der schwierigen Beschaffung der neonazistischen Publikationen. Für die finanzielle Unterlage sorgte die Friedrich-Naumann-Stiftung mit den Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, einen Druckkostenzuschuß gewährten die Fazit-Stiftung in Frankfurt am Main und die Johanna und Fritz Buch- Gedächtnisstiftung. Besonders danken möchte ich Julia Raabe. Sie hat mich in allen Phasen der Gedankenverfertigung mit ihrer Freundschaft begleitet.
Bernhard Pörksen

Geleitwort

Geleitwort
Zusammenfassung
Mölln, Solingen, Wuppertal, Ludwigshafen, Hoyerswerda, Rostock, Eberswalde, Guben — wieviele deutsche Städte in Ost und West sind es, bei deren Nennung wir sogleich an die Gewalttaten rechtsextremer Schläger- und Mörderbanden denken? Jahr für Jahr nahm seit 1989 die Zahl der rechtsextremistischen Übergriffe zu, während nicht wenige Normalbürger schweigend zusahen oder gar klammheimlich Sympathie bekundeten, wohl auch weil Politik und Justiz eher zögernd und halbherzig reagierten. Inzwischen haben es rechtsextreme Parteien — teilweise mit skandalös hoher Stimmenzahl — in mehrere Landtage geschafft. Spät, sehr spät entschlossen sich die politisch Verantwortlichen in der Bundesregierung und in den Parteien, der Gewalt von rechts gegenüber Härte zu zeigen. Auch Politiker, die noch vor kurzem mit Sprüchen wie dem von der „durchraßten Gesellschaft“ selbst den Fremdenhaß geschürt hatten, fanden nun starke Worte gegen das Treiben der Rechtsextremen, nicht zuletzt wohl deswegen, weil nicht mehr zu übersehen war, daß die Umtriebe der Neonazis dem ‘Standort Deutschland’ schaden.
Johano Strasser

Zur Einführung

Zur Einführung
Zusammenfassung
Wer die Texte von Neonazis liest, hat mit fortlaufender Lektüre eine Art sprachkritisches Urerlebnis, das in einer doppelten Irritation besteht — einer Verletzung des moralischen Nervenkostüms und des eigenen Sprachgefühls. Was hier formuliert wird, ist gleichzeitig zweierlei: unmenschlich und ungewohnt. Es wirkt fremd, man stößt sich an seiner inhumanen Tendenz und erkennt im gemeinsprachlich Ungebräuchlichen die extremistische Weltsicht, die auf die Abwertung eines anderen zielt. Man bemerkt Wörter wie multikriminell, Schmarotzer und Parasit, Asylbetrüger und Volkstod. 17 Man liest von einem bedrohten deutschen Haus, von Flammen und Feuer, heranwogenden Fluten und einer Invasion von Zuwandernden. Parolen tauchen auf, die da heißen: „Rassenhygiene ist Umweltschutz für das Volk!“, „Integration ist Völkermord!“ und: „Fegt ihn weg den roten Dreck!“ Neonazis schreiben, man bedürfe des Schutzes vor fremdem Blut, um nicht in einem multirassischen Völkerbrei ausgelöscht zu werden; sie sehen sich einer Welt von Feinden gegenüber und einer allumfassenden Verschwörung ausgeliefert. Den Konspirateuren sei es gelungen, die historische Wahrheit zu verfälschen. Immer wieder ist in neonazistischen Texten die Rede von alliierten KZs, einem Massenmord an deutschen Kriegsgefangenen und einer beständigen Vergangenheitsvergewaltigung, einer Holocaustreligion, einer Gaskammer- und Auschwitz-Lüge.
Bernhard Pörksen

Methode und Modell

Frontmatter
I. Konstruktivistische Perspektiven
Zusammenfassung
Fragen nach der Wirklichkeit und ihrer reinen, unverfälschten Erkenntnis durchziehen die Auseinandersetzung mit Feindbildern, Ideologien und der politischen und ideologischen Sprache. Wer sich mit der Analyse einer Ideologie und der mit ihr untrennbar verbundenen Sprache befaßt, wer sich mit politischer Sprachkritik und den Veröffentlichungen über Feinddarstellungen beschäftigt, der stößt immer wieder auf Aussagen, die da heißen: Eine bestimmte Sicht der Dinge sei ideologisch, sie verzerre die Wirklichkeit, stelle sie nicht angemessen dar. Kontrastiv werden die Begriffe Wahrheit, Wissenschaft und Wirklichkeit dem Begriff der Ideologie entgegengesetzt.18 Das ideologische Denken erscheint vielfach als ein Makel der Erkenntnis. Und eine bestimmte, eben dann als ideologisch apostrophierte Sprache oder unter Umständen sogar einige wenige Wörter versperrten, heißt es, den Zugang zum tatsächlichen Geschehen, sie ließen den unmittelbaren Realitätskontakt nicht zu.19 Oder man liest: Die Realität werde verhüllt, euphemisiert.20
Bernhard Pörksen
II. Ein Modell zur linguistischen Analyse von Feindbildern
Zusammenfassung
Es gibt bislang keine ausgearbeitete Methode und kein Modell der Analyse, das tauglich erscheint, die sprachliche Konstruktion von Feindbildern zu beschreiben, sie systematisch zu erfassen. Der Begriff ‘Feindbild’ taucht auch — im Verhältnis zu anderen verwandten Begriffen wie ‘Vorurteil’53 oder ‘Stereotyp’54— nur relativ selten in sprachwissenschaftlich orientierten Arbeiten55 auf Er wird dann zumeist nicht näher definiert, sondern schlicht vorausgesetzt.56 In keiner der mir bekannten Arbeiten finden sich ausgearbeitete und praktikabel erscheinende Überlegungen, wie sich der Begriff für sprachwissenschaftliche Analysen politischer Texte nutzbar machen ließe.
Bernhard Pörksen

Die Ideologie und die Medien neonazistischer Gruppen

Frontmatter
III. Gesichtspunkte der Textauswahl
Zusammenfassung
Das Modell zur Analyse von Feindbildkonstruktionen gibt den folgenden Ausführungen ihre Struktur: Da die Ideologie hier als faktorieller Rahmen der Sprachbeeinflussung gesehen wird, die zur Herausbildung eigener ‘Ideologiesemantiken’127 führt, ist die Kenntnis der in den Texten vorkommenden Ideologeme (z.B. Rassismus, Ausländerfeindlichkeit, Antisemitismus etc.) von besonderer Relevanz.128 Die Rede von einer ideologischen Gruppe als einer Deutegemeinschaft, die auf ein gemeinsames System von Wirklichkeitsinterpretationen rekurriert, legt eine relative Homogenität der jeweiligen Gesinnung nahe. Diese Annahme gilt es, kritisch zu diskutieren. Deutegemeinschaften müssen, das ist zu zeigen, auf der Basis explizierbarer Kriterien voneinander abgrenzbar sein. Außerdem ist die Frage zu stellen, warum diese oder jene Wörter und Ausdrücke, die der Diskreditierung eines Feindes dienen, als typisch für die gruppenspezifische Ideologiesprache gelten können und sich in ihnen womöglich ein ideologisches Wollen der gesamten Gruppe zu erkennen gibt. Und schließlich muß auch der Zeitraum, in dem die analysierten Texte publiziert wurden, auf begründete Weise eingegrenzt werden.
Bernhard Pörksen
IV. Der Freundeskreis Freiheit für Deutschland
Zusammenfassung
Bei dem Freundeskreis Freiheit für Deutschland handelt es sich, so wurde behauptet, um eine relevante, eindeutig neonazistische und potentiell repräsentative Gruppierung. Diese Annahmen gilt es nun zu begründen — und das geschieht, indem ich die Geschichte dieser Vereinigung bis zu ihrem Verbot nachzeichne und ihre Ideologie ausführlich darstelle. Zeigen wird sich, daß der Freundeskreis Freiheit für Deutschland auf zahlreiche für die gesamte Deutegemeinschaft typische Ideologeme, Agitationsthemen und Verschwörungstheorien zurückgreift. Was folgt, ist eine Beschreibung der Medienpraxis dieser Gruppe und eine überblicksartige Vorstellung des kommunikativen Netzwerks der Neonazis, deren Texte das Kontrollkorpus ergeben.
Bernhard Pörksen
V. Das kommunikative Netzwerk der Neonazis
Zusammenfassung
Um zu belegen, daß die in den Flugblättern und Flugschriften des Freundeskreises Freiheit für Deutschland verwendete Sprache eine über die einzelne soziale Gruppe hinausgehende Repräsentativität besitzt, müssen andere Textbeispiele vergleichend hinzugezogen werden, die vor allem aus demselben Zeitraum der Jahre von 1989 bis 1993 stammen. Diese konstituieren, wie bereits ausgeführt, das Kontrollkorpus. Es setzt sich aus deutschsprachigen Printmedien des In- und Auslands zusammen, die von Neonazis verantwortet und mit Texten bestückt werden. Allerdings sind die Merkmale der neonazistischen Textproduktion äußerst vielfaltig und variantenreich: Die untersuchten Medien unterscheiden sich nach der Höhe der Auflage, dem Grad der formalen und gestalterischen Professionalität, den thematischen und ideologiegemäß bevorzugten Schwerpunkten und somit auch dem Legalitätsstatus; und sie weisen jeweils spezifische, gleichwohl vielfach vernetzte und sich überschneidende Autoren- und Adressatenkreise innerhalb (und gelegentlich) auch außerhalb der Deutegemeinschaft der Neonazis auf, deren Rekonstruktion ein eigenes Thema sein könnte. Einzelne Medien werden in einer vergleichsweise extrem hohen Auflage gedruckt und verbreitet; von anderen publiziert man nur wenige Exemplare. Manche Schriften erscheinen in einer durchaus aufwendig fabrizierten Aufmachung und im Farbdruck.
Bernhard Pörksen

Die Ideologiesprache der Neonazis

Frontmatter
VI. Kategorien der Sprachanalyse
Zusammenfassung
Feinbilder manifestieren sich in Texten. Ihren Konstruktion läßt sich mit Hilfe von Sprachbeispielen aus dem Analyse- und Kontrollkorpus nachzeichnen. Als eine notwendig zu klärende Schwierigkeit stellt sich jedoch die Frage, welche Möglichkeiten des analytischen Zugriffs gewählt werden sollen. Denn es wäre denkbar, die ideologiesprachlichen Äußerungen im Analyse- und dem Kontrollkorpus — wenn sie sich denn auf Feindbilder beziehen — unter zahlreichen Gesichtspunkten zu beschreiben.
Bernhard Pörksen
VII. Das Schlagwort als Mittel der Feindbildkonstruktion
Zusammenfassung
Das Schlagwort gilt allgemein als eine der zentralen und womöglich als die auffälligste Erscheinung der politischen und ideologischen Sprache.343 Aber schon seine Definition ist seit dem Beginn seiner Erforschung344 Anlaß für Kontroversen gewesen und bereitet auch heute noch Schwierigkeiten.345 So ist resümierend die Rede von „jenem schillernden sprachlichen Objekt im Mittelpunkt des öffentlichen Diskurses, Schlagwort genannt“.346 Diagnostiziert wird eine „fast verwirrende Vielfalt der notwendigen analytischen Ansätze“347, die für Schlagwortbeschreibungen notwendig seien. Und diese ließen sich, so wird betont, allesamt nicht sauber operationalisieren; verschiedene Autoren kämen auf der Basis einer Definition nicht zu den gleichen Ergebnissen bei der Klassifikation von Wortmaterial.348 Manfred Kaempfert, dessen Arbeiten für die folgenden Analysen besonders wesentlich sind, konstatiert immerhin noch im Jahre 1990, daß es im Verlauf der wissenschaftlichen Diskussion bislang noch nicht zu einer „defmitorischen Kristallisation des Begriffs“349 gekommen sei. Allerdings hat es seit nunmehr über einem Jahrhundert zahlreiche Versuche gegeben, dem Schlagwort spezifische Merkmale zuzuschreiben und auf diese Weise zu einer präziseren.
Bernhard Pörksen
VIII. Der Neologismus als Mittel der Feindbildkonstruktion
Zusammenfassung
Jedem Akt des Benennens geht eine bewußte oder unbewußte Auswahlentscheidung voraus.563 Die zu diesem Zweck gebrauchten Wörter drücken aus, was wahrgenommen wird und was wahrgenommen werden soll. Sie sind Interpretationsvokabeln und Tendenzwörter564, die — wenn man sie im Gesamtzusammenhang der jeweils widerstreitenden Weltdeutungen betrachtet — womöglich ideologiespezifische Bezeichnungsvarianten und Konkurrenzausdrücke bilden: Sie sollen die eigene Meinung und Sichtweise wiedergeben, und richten sich gegen andere in Bezeichnungsvarianten manifeste Perspektiven. So ist es bereits ein Unterschied der Betrachtungsweise, ob die Rote Armee Fraktion der ersten Generation als Baader-Meinhof-Gruppe oder als Baader-Meinhof-Bande sprachlich erfaßt wird,565 ob man die Ostpolitik der Regierung unter Willy Brandt als Politik der Versöhnung oder als Verzichtspolitik benennt. Es ist ein Unterschied, ob man — ein Schlagwort der 70er Jahre — von einem Berufsverbot spricht oder ob man die Weigerung, politisch verdächtige oder mißliebige Personen zu beschäftigen, als Einstellungsfreiheit des Staates kennzeichnet, wie dies einmal Werner Betz als vorgeblich einzig angemessene Bezeichnung vorgeschlagen hat.566 Was den einen als Verteidigungsbeitrag erscheint, ist für andere die Wiederaufrüstung; wofür die einen die Bezeichnung Bündnisfreiheit finden, das benennen andere als Neutralismus.567 Und so weiter.
Bernhard Pörksen
IX. Die Metapher als Mittel der Feindbildkonstruktion
Zusammenfassung
Das Interesse an der Metapher als einer Kategorie der politischen und ideologischen Sprache hat in den letzten Jahrzehnten zugenommen.689 Noch im Jahre 1978 eröffneten Raimund H. Drommel und Gerhart Wolff einen Beitrag zur Metapher in der politischen Sprache mit der Bemerkung, dieses Thema sei bislang vernachlässigt worden.690 Und auch Dietmar Peil stellte in seiner monumentalen Studie zur politischen und ideologischen Metaphorik im Jahre 1983 fest, daß bis auf einige wenige Veröffentlichungen zu einzelnen bildspendenden oder bildempfangenden Feldern691 und der Metaphorik eines Politikers kaum wesentliche Arbeiten vorliegen würden.692 Mittlerweile hat sich die Situation geändert: Es finden sich Arbeiten, die der Funktion politischer Metaphern gewidmet sind; es gibt Studien, die Metaphern in einzelnen, in der Politik verbreiteten Textsorten untersuchen; außerdem wird der Zusammenhang von Metapher und politisch-ideologischer Theoriekonstitution behandelt und die Frage zum Gegenstand der Erörterung, in welchem Ausmaß die Metaphorik an der Konstruktion eines Inhalts beteiligt ist und diesen gewissermaßen erst herstellt.693
Bernhard Pörksen
X. Schlußbetrachtung: feindselige Konstruktionen der Wirklichkeit
Zusammenfassung
Die Analyse des Neonazismus offenbarte nicht nur die zentralen Themen und die teilweise extern determinierten Inhalte dieser reaktiven Mobilisierungsideologie, sondern machte auch einige fundamentale Denkfiguren und Deutungsmuster — Modi der Realitätsverarbeitung — neonazistischer Gruppen sichtbar. Ihre Wirklichkeitskonstruktion wird offensichtlich von einem Set von Überzeugungen gesteuert, die jeweils und in einer unauflöslichen Weise mit aktuellen und gesamtgesellschaftlich diskutierten Themen, spezifischen Fragen und Problemen und dem besonderen Sprachgebrauch verquickt sind. Man fühlt sich, so wurde deutlich, stets in irgendeiner Weise betrogen und wähnt sich einer Welt von Feinden gegenüber, sieht ein das eigene Volk bedrohendes Verhängnis heraufziehen, dessen fatale Auswirkungen rasches Handeln und eine sofortige, aber allenfalls diffus beschriebene Umorientierung nötig machen: Es sind Souveränitätsverluste, die man beklagt, und Unterdrückungssituationen, denen man sich ausgesetzt sieht, Vermischungs- phobien und Krisen- und Verfallsdiagnosen, die man artikuliert. Die diesen Deutungsmustem und Denkfiguren inhärente Sehnsucht zielt auf die Wiederherstellung einer völkisch verstandenen Reinheit und Einheit, die den Ausschluß derjenigen bedingt, die auf der Basis rassisch-biologisch, kulturell, religiös oder moralisch bestimmter Unterscheidungsmerkmale als nicht zugehörig gelten (sollen).
Bernhard Pörksen
XI. Literaturverzeichnis
Bernhard Pörksen
Metadata
Title
Die Konstruktion von Feindbildern
Author
Bernhard Pörksen
Copyright Year
2005
Publisher
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-322-80846-2
Print ISBN
978-3-531-33502-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-80846-2