Effizienzsteigernde Maßnahmen in Kraftfahrzeugen wie u. a. Downsizing- und Downspeeding bringen mitunter unerwünschte Nebeneffekte wie höhere Momentenanregungen durch die Antriebsmaschine mit sich. Die gleichzeitig weiter zunehmenden Ansprüche an Komfort durch den Kunden fordern neue Maßnahmen zur Schwingungsreduzierung im modernen Antriebsstrang. Durch gezielt einstellbaren Kupplungsschlupf bietet das moderne nasslaufende Kupplungssystem die Möglichkeit Drehungleichförmigkeiten im Antriebsstrang zu reduzieren. Dieses Potenzial der Kupplung wurde bereits in [
1] und [
2] beschrieben. Auch [
3‐
5] gehen auf das Potenzial zur Drehschwingungsdämfpung durch geregelten Schlupfbetrieb ein [
6]. betont die Vorteile einer schlupfgeregelten Kupplung zur Reduzierung von Torsionsschwingungen in Bereichen geringerer Drehzahl und gleichzeitig erhöhter Motorlast. Diese Funktionserweiterung der Kupplung bietet die Möglichkeit in zukünftigen u. a. hybriden Antriebssträngen andere schwingungsreduzierende Antriebsstrangkomponenten in Bauraum und Masse kleiner dimensionieren oder gänzlich außen vor lassen zu können.
In [
7] wurde die Schwingungsreduzierung von Drehungleichförmigkeiten durch das Kupplungssystem im geregelten Dauerschlupfzustand aufgegriffen und simulativ bestätigt. Dabei wurde auch festgehalten, dass das Übertragungsverhalten im nasslaufenden Lamellenpaket maßgeblich vom Reibverhalten im Friktionskontakt bestimmt wird. Um hieran anknüpfend experimentelle Untersuchungen zu ermöglichen, wurde die in [
8] vorgestellte Validierungsumgebung entwickelt. Die Validierungsumgebung bietet die Möglichkeit zur dynamischen Untersuchung des Reibungszahl- sowie des Schwingungsentkopplungsverhaltens im nasslaufenden Lamellenpaket unter gezielt aufgebrachter torsionaler Anregung. Erste Untersuchungen bestätigen das Potenzial zur Schwingungsreduzierung. Experimentelle Untersuchungen zum dynamischen Reibverhalten in einer geregelten Wandlerüberbrückungskupplung wurden in [
9] durchgeführt. Auch in [
10] wurden experimentelle, schwingungstechnische Untersuchungen in nasslaufenden Reibschaltelementen durchgeführt. Der Fokus lag in beiden Untersuchungen auf selbsterregten Reibschwingungen. In [
11] und [
12] wurde dagegen der Einfluss von Beanspruchungsgrößen auf das dynamische Reibverhalten im nasslaufenden Friktionskontakt unter gezielt aufgebrachter dynamischer Anregung untersucht. Außerdem wurde der Einfluss eines Fahrzeugrestsystems auf das Verhalten untersucht, wobei ein maßgeblicher Einfluss durch triebstrangdynamische Wechselwirkungen ermittelt werden konnte. In dynamischen Untersuchungen am Lamellenpaket ist deshalb das Fahrzeugrestsystem mit seinen schwingungsdynamischen Eigenschaften zu berücksichtigen [
12]. Einflussgrößen auf die Schwingungsentkopplung wurden in [
13] untersucht. Dabei wurden verschiedene Beanspruchungsgrößen, wie z. B. die Grundschlupfdrehzahl, die Flächenpressung oder der Kühlölvolumenstrom betrachtet. Es konnte ein maßgeblicher Einfluss der Grundschlupfdrehzahl sowie der Flächenpressung ermittelt werden. Für den Kühlölvolumenstrom konnte analog zum Reibungszahlverhalten, wie in [
12] und [
14] festgehalten, kein signifikanter Einfluss festgestellt werden. Das Kühlöl bzw. der Schmierstoff selbst nimmt hingegen einen maßgeblichen Einfluss auf das Reibverhalten im Friktionskontakt [
15]. Auch nach [
16] gehört das tribologische System zu einer wesentlichen Einflussgröße auf das Reibverhalten im nasslaufenden Kupplungssystem. Es sind bisher allerdings keine Untersuchungen dazu bekannt, welchen Einfluss der Schmierstoff oder auch weitere Komponenten des tribologischen Systems, auf das Schwingungsentkopplungsverhalten im Friktionskontakt haben. Hier sollen die Untersuchungen dieses Beitrags anknüpfen. Es soll auch die in [
13] ermittelte Korrelation des Reibungszahlverhaltens mit der Schwingungsentkopplung im Friktionskontakt weiter untersucht werden. Dabei sind insbesondere die minimalen bzw. maximalen Reibungszahlen sowie der Reibungszahlgradient, wie in [
13] definiert, von Bedeutung. Ein negativer Reibungszahlgradient kann selbsterregte Rupfschwingungen hervorrufen [
17]. Auch kann ein stark positiver Reibungszahlgradient die Funktionserfüllung im Kupplungssystem negativ beeinflussen. Grundsätzlich ist daher ein leicht positiver Reibungszahlgradient bei der Auslegung des Friktionssystems erwünscht [
17,
18]. Ob eine, hinsichtlich des Reibungszahlgradienten und der Reibungszahlen gezielter abgestimmte Auslegung des Tribosystems das Schwingungsentkopplungsverhalten zusätzlich begünstigen kann, soll eines der Ziele der folgenden Untersuchungen sein.