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2019 | Book

Die Regimeeliten der DDR während der Krisen 1953 und 1989

Eine komparative Krisenstudie aus der Perspektive des Politbüros der SED

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Benjamin Page untersucht anhand der Deutschen Demokratischen Republik jene Faktoren, die für den Erhalt bzw. den Niedergang von Autokratien in Krisenzeiten ursächlich sind. Dies geschieht aus der Perspektive der zentralen Akteure aufseiten des Staates – den Regimeeliten. Dabei beschränkt er sich nicht auf die „heiße Phase“ des Umbruchs, sondern blickt auf Zerfallserscheinungen, die sich im Laufe der Zeit entwickeln. Im ersten Fall (Volksaufstand 1953) standen die Regimeeliten vor den Herausforderungen einer gerade von außen implementierten Autokratie, während sie sich im zweiten Fall (Friedliche Revolution 1989) mit den Ermüdungs- und Abnutzungserscheinungen einer vier Jahrzehnte bestehenden Diktatur auseinandersetzen mussten. In beiden Fällen weist die finale Krisenphase, trotz aller Divergenzen, Berührungspunkte auf. Der „Neue Kurs“ 1953 und die „Wendepolitik“ im Herbst 1989 sollten das autokratische System stabilisieren, erfüllten diesen Zweck jedoch nicht.

Table of Contents

Frontmatter
Kapitel 1. Einleitung
Zusammenfassung
Etwa 460 v. Chr. benutzte Hippokrates in seinem Werk „Corpus Hippocraticum“ das griechische Substantiv „krisis“, zu Deutsch „Entscheidung“, um den kritischen Punkt innerhalb eines Krankheitsverlaufs zu benennen, der über Genesung oder Tod eines Patienten entscheidet. Wer sich die Analogie von Staat und Körper auf dem Titelblatt von Thomas Hobbes’ „Leviathan“ aus dem Jahr 1651 ins Gedächtnis ruft, den wird es nicht wundern, wie der medizinische Begriff Einzug in die Staatslehre hielt. Er wurde genutzt, um Spannungen bzw. Störungen innerhalb und außerhalb des Gemeinwesens zu beschreiben.
Benjamin Page
Kapitel 2. Bezugsrahmen
Zusammenfassung
Der Terminus Elite leitet sich etymologisch vom lateinischen/französischen Verb „eligere“/„élire“ ab, das mit „auslesen“ bzw. „auswählen“ zu übersetzen ist. Im 18. Jahrhundert nutzte ihn das aufstrebenden französische Bürgertum als Kampfbegriff gegen Adel und Klerus. Die individuelle Leistung sollte anstelle des Machtanspruchs des Geburtsadels die entscheidende Voraussetzung für das Besetzen von Führungspositionen im Staat sein.
Benjamin Page
Kapitel 3. Erste Phase: Relative Systemstabilität
Zusammenfassung
Die Organisation des III. SED-Parteitages vom 20. bis 24. Juli 1950 – des ersten nach der Gründung der Republik – erfolgte in enger Absprache mit der KPdSU-Führung. Die Besetzung der SED-Führungsgremien geschah ausschließlich mit dem Einverständnis oder auf Weisung des Kremls. Dementsprechend ließ Moskau von seinem Führungsanspruch beim Organisieren der „Volkswahlen“ im Oktober 1950 nicht ab. Das ehemalige Mitglied der „Gruppe Ulbricht“ Wolfgang Leonhard erklärte den Umstand mit den Erfahrungen der Sowjets bei den Kommunal- und Landtagswahlen im Jahre 1946: „Es drohte [der SED] die Opposition in einer parlamentarischen Demokratie – für die stalinistischen Apparatschiks ein Albtraum.“
Benjamin Page
Kapitel 4. Zweite Phase: Zunehmende Krise
Zusammenfassung
Ulbricht setzte große Hoffnung darin, auf der II. Parteikonferenz die erste deutsche „Volksdemokratie“ zu proklamieren. Am 2. Juli 1952 wandte sich SED-Führung mit dieser Bitte schriftlich an den Kreml. Sie begründete ihr Begehren mit der Entwicklung in Westdeutschland. Die Unterzeichnung des „Separatpaktes“ (Deutschlandvertrag) und die „Vereinbarungen über die Montan-Union“ der Bundesrepublik bewerteten sie als „unvermeidliche Etappe auf dem Weg zur Selbstständigkeit und volle Gleichberechtigung des deutschen Imperialismus“.
Benjamin Page
Kapitel 5. Dritte Phase: Akute Krise
Zusammenfassung
Der Ministerrat der UdSSR verabschiedete Ende Mai 1953 eine Verfügung mit dem Titel „Über die Maßnahmen zur Gesundung der politischen Lage in der Deutschen Demokratischen Republik“. Für den 2. Juni zitierten die Kremlherren den inneren Zirkel der SED-Führung nach Moskau. Erstmals ohne Staatspräsident Pieck reisten Ulbricht, Grotewohl und Oelßner in die sowjetische Hauptstadt.
Benjamin Page
Kapitel 6. Phasenweiser Vergleich der Krisen 1953 und 1989
Zusammenfassung
Die zentralen innenpolitischen Herausforderungen, mit denen sich die Regimeeliten in beiden Phasen konfrontiert sahen, sind nicht deckungsgleich. Dennoch weisen sie Überschneidungen auf. Zu Beginn der 1950er Jahre war die Innenpolitik gekennzeichnet vom Aufbau des autokratischen Staates im Allgemeinen und der Durchführung der ersten Volkswahlen am 15. Oktober 1950 im Besonderen.
Benjamin Page
Kapitel 7. Schluss
Zusammenfassung
Auf den ersten Blick stützen beide Fälle die Hypothese. Ulbricht musste zu Beginn der 1950er Jahre sein Handeln ausschließlich gegenüber der Sowjetunion rechtfertigen. Gewalt war ein legitimes Mittel der Machthaber im sowjetischen Herrschaftsbereich, wenn sie zur Aufrechterhaltung der sozialistischen Ordnung diente.
Benjamin Page
Backmatter
Metadata
Title
Die Regimeeliten der DDR während der Krisen 1953 und 1989
Author
Benjamin Page
Copyright Year
2019
Electronic ISBN
978-3-658-23351-8
Print ISBN
978-3-658-23350-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-23351-8