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2024 | Book

Die Zukunft der Sozialen Arbeit

Chancen und neue Herausforderungen

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About this book

Welche Anforderungen werden an eine robuste und gesellschaftlich anerkennenswerte Soziale Arbeit gestellt, die in ihrer wissenschaftlichen Disziplin, in der Anschlussfähigkeit ihrer Theorien und in der Anerkennung ihrer Profession überzeugt und dabei noch in sich konsistent ist? Im internationalen Vergleich der Theoriebestände und praktischen Bezüge von Sozialer Arbeit herrscht eine große Diversität und Vielfalt, die sich durch unterschiedliche gesellschaftliche und nationalstaatliche Makro-Bedingungen herausgebildet haben.Gleichzeitig globalisieren sich die Krisen wie Kriege, Pandemien, Klimawandel, Armut und Hunger in einer beschleunigten Weise, welche eher eine pragmatische Theoriebildung und Praxis der Sozialen Arbeit im Sinne von globalen Wohlergehen und Menschenrechten herausfordert. In einer neuen und beschleunigten Anpassungsdynamik reagiert Soziale Arbeit eher darauf, als dass sie selbständig agiert.Kritischer Rationalismus, kritische Gesellschaftstheorie und ethische Orientierung der Sozialen Arbeit werden gerade im internationalen Kontext unter dem Einfluss neuer und schwer überschaubarer globaler Krisen und Herausforderungen noch stärker gefragt werden. In diesem Sammelband werden Beiträge von Autorinnen und Autoren zusammengestellt, die die möglichen Zukunftsperspektiven der Sozialen Arbeit erhellen sollen.

Table of Contents

Frontmatter

Kritische Bestandsaufnahme

Frontmatter
Nennen wir das Soziale Arbeit? – Sinnfindung und Wirkmächtigkeit einer Disziplin ohne Phantasie und konkrete Utopie
Zusammenfassung
Der heutige Subjektstatus in der Sozialen Arbeit basiert auf toter Materie statt auf menschlichem Sein. Nicht der Mensch steht im Zentrum, sondern der Fall nach außengeleiteten Kriterien. Die angewandten Methoden werden abstrakt bestimmt und monetär gemessen. Menschen werden sozialpolitisch einsortiert und nicht als einzigartig betrachtet. Das Subjekthafte müsste jedoch in der Sozialen Arbeit zum Tragen kommen. Soziale Arbeit erhebt den Anspruch ein gesellschaftliches Frühwarnsystem zu sein, denn in ihrer Praxis werden soziale Probleme virulent. Angesichts der materiellen Ausstattung und einer eher selbst geprägten Rückwärtsgewandtheit findet visionäres Denken kaum statt. Eine Skandalisierung unterbleibt oft wegen eines „heimlichen“ Eigeninteresses. Eine dem Helfen, Unterstützen und Ermächtigen verpflichtete Soziale Arbeit braucht eine kollektive Dimension, damit die Klientel mit ihren legitimen Bedürfnissen und nicht Financiers nach Haushaltsplänen dominieren. In Anlehnung an Silvia Staub-Bernasconis Idee der konkreten Utopie sollten die Menschenrechte – trotz einiger Kritikpunkte – den Zielhorizont darstellen.
Lutz Finkeldey, Björn Sedlak
Globale Krisen als lokale Herausforderungen: Fragmente einer Gemeinwesenarbeit von unten
Zusammenfassung
Die folgenden Überlegungen verweigern sich der Legitimierung instrumenteller Vernunft, die sich gegenwärtig in der Soziarbeit zu verbreiten scheint (Lutz, R. (2022). Anthropozän und Klimaverwandlung. Skizzen einer transformativen Sozialen Arbeit, erscheint. In T. Paff, B. Schramkowski, & R. Lutz (Hrsg.), Klimakrise, Sozialökologischer Kollaps und Klimagerechtigkeit. Spannungsfelder für Soziale Arbeit. Juventa.). In meiner Wahrnehmung erfüllt sie in ihren Aufgabenfeldern, die ihnen die neoliberale und kapitalistische Gesellschaft zuweist, vor allem eine Praxis, die als Problemfälle diagnostizierte Menschen wieder fit machen will, eben resilient, für ein besseres Sich-Einrichten in der bestehenden Gesellschaft, die dabei aber kaum mehr in Frage gestellt wird.
Ronald Lutz
Nachhaltigkeit und Soziale Arbeit – Eine organisationale Annäherung
Zusammenfassung
Nachhaltigkeit – als eines der dominierenden Themen unserer Zeit – beginnt erst langsam in Wissenschaft und Praxis der Sozialen Arbeit an Gewicht zu gewinnen. Soziale Arbeit und Nonprofit-Organisationen insgesamt übernehmen in der Gesellschaft als sogenannte Social Change Agents eine besondere Rolle und sind gleichzeitig auch in der Pflicht, in der eigenen Organisation nachhaltig zu agieren. Einem pragmatischen Zugang folgend werden Nachhaltigkeit und Soziale Arbeit an dieser Stelle aus einer organisationalen und transdisziplinären Perspektive skizzenhaft in den Blick genommen, um grobe Diskurslinien nachzuzeichnen und erste Handlungsempfehlungen vorzunehmen. Der vorliegende Beitrag gliedert sich wie folgt.
Nicole Ermel

Soziale Arbeit in der internationalen Perspektive

Frontmatter
Der praktische Sinn Sozialer Arbeit in einer globalen Perspektive
Zusammenfassung
Der praktische Sinn Sozialer Arbeit erschließt sich aus der Anwendung Bourdieus Praxeologie auf die Konzepte Sozialer Arbeit und führt zu einer gesellschaftlichen Forderung nach dem Wohlergehen der Menschheit. Diese Anwendung fordert auch andere wissenschaftliche Disziplinen und Professionen heraus, ihr Können, Wissen und Knowhow genau in den gleichen Dienst des Wohlergehens aller Menschen zu stellen.
Sigurður A. Rohloff
Herausforderungen und Zukunft integrierter Sozialpolitik und Sozialarbeit im internationalen Vergleich – private Überschuldung und Schuldnerhilfen in Deutschland, Schweden und den USA
Zusammenfassung
In allen westlichen Wohlfahrtsstaaten lässt sich seit den 1970er Jahren eine wachsende Ver- und Überschuldung privater Haushalte erkennen. Im Ländervergleich bilden sich jedoch in den Strukturen und im Ausmaß deutliche Unterschiede ab. Auf Grundlage aktueller empirischer Daten werden diese für Deutschland, Schweden und die USA näher dargestellt. Der Beitrag zeigt dann die je besonderen historisch-institutionell geprägten Regulierungen der Verbraucherinsolvenz als wirtschafts- und rechtspolitisches Instrument zur Bewältigung privater Überschuldung für die drei Wohlfahrtsstaaten näher auf. Deutlich wird, dass „Privatkonkurse“ in allen drei Ländern in zunehmendem Maße mit Handlungsformen und Ressourcen der Sozialen Arbeit gerahmt und unterstützt werden, um so mehrfach benachteiligten Menschen einen Zugang zu einer Entschuldung zu ermöglichen. Als künftige Herausforderung bildet sich ab, dass stärker politik-feldübergreifende verhältnisbezogene Ansätze und ein engeres Zusammenwirken von Sozialer Arbeit und Verbraucherschutz/-beratung erforderlich sind, um so eine „nachhaltigere“ Problemvermeidung und -bearbeitung zu erreichen.
Uwe Schwarze
Glocalization and Sustainability in Education – Reflective Perspectives in Social Work
Zusammenfassung
Dieser Artikel ist eine theoretisch fundierte Reflexion darüber, wie die Ausbildung in Sozialer Arbeit aus einer vergleichenden Perspektive entwickelt werden könnte, da das Bewusstsein wächst, dass Sozialarbeit eine internationale Profession ist. Dies hängt mit gesellschaftlichem Wandel und vergleichbaren nachhaltigen Entwicklungen zusammen. Die Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen wird immer komplexer, und wir benötigen ein ganzheitliches Verständnis, in dem die Ebenen des Wissenserwerbs aus verschiedenen Perspektiven eine Rolle spielen. Dies erfordert einen Schwerpunkt auf einem Glokalen Bewusstsein und vergleichenden Perspektiven in der Ausbildung zur Sozialen Arbeit. Ein auf sozial-ökologischem und gesellschaftlichem Wandel basierter Lernansatz könnte dies stärken.
This chapter is a theoretically based reflection on how social work education could be developed as there is a growing awareness that social work is an international profession. This due to societal challenges and comparable sustainable developments. Societal challenges become more complex to face and we´ll need more of a holistic understanding in which levels of knowledge acquisition out of different perspectives is a part when countering societal crises and changes. This call for a focus on Glocal awareness and perspectives in social work education in curriculum development. A Social Ecological and Challenge Based Learning approach could strengthen this.
Jonas Christensen

Soziale Arbeit im Sozialraum

Frontmatter
Transformative Sozialraumentwicklung durch Migrationsbewegungen: Herausforderungen für die Quartiersarbeit am Bespiel von Laatzen-Mitte
Zusammenfassung
Ansteigende Migrationsbewegungen sind globale Phänomene, die Transformationsprozesse in Quartieren und Sozialräumen auslösen und dadurch auch die ganzen Gesellschaften verändern. Auch Transformationsprozesse und Reaktionen in den Ansätzen Sozialer Arbeit, insbesondere der Quartiers- und Gemeinwesenarbeit, werden entfachtet.
Lena Lokschin
Die Potenziale Sozialer Landwirtschaft für die Soziale Arbeit in der ökologischen Krise
Zusammenfassung
Dieser Beitrag stellt Soziale Landwirtschaft als eine Möglichkeit der Soziale Arbeit vor, auf die globalen Herausforderungen der Klima- und Biodiversitätskrise mit einer ökologischen, ökonomischen und letztlich sozialen Re-Lokalisierung zu reagieren. Da es sich dabei aus Sicht der Profession um ein nahezu unerschlossenes Feld handelt, soll der Begriff Soziale Landwirtschaft bereits an dieser Stelle knapp umrissen werden: „Soziale Landwirtschaft verbindet landwirtschaftliche Erzeugung mit sozialer und pädagogischer Arbeit“ (van Elsen 2020, S. 54). Einleitend wird jedoch zunächst der Problemhorizont der gegenwärtigen ökologischen Krise überblickt sowie untersucht, welche Rolle das Themenfeld Landwirtschaft in der sich ökologisch reflektierenden Sozialen Arbeit spielt. Im Anschluss wird mithilfe unterschiedlicher Definitionsansätze Soziale Landwirtschaft sowohl historisch sowie aus unterschiedlichen praktischen Perspektiven kontextualisiert, bevor die Potenziale des Konzepts in ökologischer, ökonomischer und soziokulturell-pädagogischer Hinsicht dargestellt und abschließend diskutiert werden.
Daniel Peipp

Soziale Arbeit in der Bildung

Frontmatter
Interkulturelle Kompetenz als sozialarbeiterische Basisqualifikation. Über den Umgang mit sozialer und kultureller Verschiedenheit in einer Einwanderungsgesellschaft
Zusammenfassung
Als interkulturelle Kompetenz wird in der Regel eine Fähigkeit bezeichnet, die es diversen Akteuren ermöglichen soll, dass Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen in unterschiedlichsten Systemen möglichst konfliktfrei interagieren. Die Anforderungen hierzu setzt ein Verständnis und zugleich eine Fähigkeit voraus, verschiedene Weltanschauungen und Lebensweisen einerseits und unterschiedliche Verhaltensweisen andererseits zu erkennen, zu verstehen und zu respektieren, um dann, so die implizierte Handlungsabsicht, angemessen auf unterschiedliche Situationen reagieren zu können. Gemeint sind hier Situationen, die durch kulturelle Verschiedenheiten und Unterschiede entstehen können und im Alltagshandeln dann zu konkreten Problemen führen, wenn es sich um sogenannte „heikle“ Gegensätze wie z. B. bei dem kulturellen Phänomen der „Pünktlichkeit“ (Kulturdimension Zeit) handelt.
Manfred Bolte
Zwischen Emanzipation und Exklusion – Soziale Arbeit im Spannungsfeld der Digitalisierung. Eine heuristische Skizze
Zusammenfassung
Die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis ‚Soziale Arbeit/Digitalisierung‘ lässt sich als Analyse führen, inwiefern die Digitalisierung die Bedarfe und Möglichkeiten Sozialer Arbeit geändert hat. Bei diesem analytischen Vorgehen werden zwei Phänomene miteinander relationiert. Im Rahmen der vorliegenden heuristischen Skizze(Das Forschungsformat der heuristischen Skizze soll im Sinne abduktiver Ansätze erste Überlegungen und Analysen zu einem neuen Forschungsfeld leisten, ohne dieses Forschungsfeld systematisch abzustecken (siehe dazu auch Reichertz 2013). Erste Hypothesen werden entwickelt und deren Validität durch Kurzanalysen geprüft. Der Nutzwert einer solchen Forschungsstrategie besteht in der Erarbeitung eines wissenschaftlichen Zugangs zu einem neuen Forschungsfeld bzw. zu einem Desiderat in bereits etablierten Forschungsfeldern.) wird dagegen ein alternativer Ansatz vorgeschlagen: Aus sozio-epistemologischer Perspektive wird das traditionell ambivalente Profil Sozialer Arbeit zwischen Kontrolle und Emanzipationsarbeit bestimmt. Diese Ambivalenz Sozialer Arbeit wird wiederum als metonymische Manifestation der Ambivalenzen und Widersprüche bürgerlicher Gesellschaft identifiziert.
David Kergel
Berufsorientierung bei Geflüchteten mit VR-Technologie
Zusammenfassung
Auf die globale Frage: „Wie und wohin müsste sich die Soziale Arbeit entwickeln, um den globalen gesellschaftlichen, ökonomischen und ökologischen Krisen und Veränderungen adäquat begegnen zu können?“, wird der folgende Beitrag auf regionaler Ebene praxisorientierte Antworten vorstellen. Was bedeutet hier „regionale Ebene“ und „praxisorientiert“? Am Beispiel des Projektes „360 Grad – Erfolgreich Dual virtuell“ wird vorgestellt, wie positive Zukunftsperspektiven der Sozialen Arbeit im Kontext Bildung, Berufsorientierung und Partizipation am gesellschaftlichen Leben auf regionaler Ebene (innerhalb der Region Hannover) aussehen können – und all dies vor dem Hintergrund von Krieg, Fluchtmigration und Pandemie in einer schnelllebigen Welt. Das o.g. Projekt, das im Folgenden genauer vorgestellt wird, richtet sich an „Geflüchtete“, die sich noch vor und bereits in ihrer beruflichen Ausbildung befinden. Statt den Blick auf „Problem-Zusammenhänge“ zu richten, werden am Beispiel des Projektes „Chancen-Zusammenhänge“ diskutiert.
Mahzad Peschke
Fazit und Ausblick
Zusammenfassung
Soziale Arbeit ist das Produkt, bzw. eine Funktion der bürgerlichen Gesellschaft, die in den Gesellschaften des globalen Nordens entstanden ist und von einer kapitalistischen Wirtschaftsweise und einem demokratischen Verständnis geprägt worden ist (vgl. Kergel, Kap. 4).
Lena Lokschin, Sigurður A. Rohloff
Einleitung
Zusammenfassung
Welche Anforderungen werden an eine robuste und gesellschaftlich anerkennenswerte Soziale Arbeit gestellt, die in ihrer wissenschaftlichen Disziplin, in der Anschlussfähigkeit ihrer Theorien und in der Anerkennung ihrer Profession überzeugt und dabei noch in sich konsistent ist?
Lena Lokschin, Sigurður A. Rohloff
Metadata
Title
Die Zukunft der Sozialen Arbeit
Editors
Sigurdur Rohloff
Lena Lokschin
Copyright Year
2024
Electronic ISBN
978-3-658-44321-4
Print ISBN
978-3-658-44320-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-44321-4

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