Dienstleistungs-Marketing

Die Wirtschaftswissenschaft allgemein, aber erst recht die Marketing-Wissenschaft hat bis vor einigen Jahren den Dienstleistungsbereich nur sehr stiefmütterlich behandelt — um nicht zu sagen: mit Ausnahme des Handelsmarketing weitgehend vernachlässigt.

Der Mittelstand ist eine der tragenden Säulen unserer Volkswirtschaft. Orientiert man sich an Veröffentlichungen der Bundesregierung, die hierunter alle wirtschaftlich selbständigen gewerblichen und freiberuflichen Wirtschaftseinheiten einer bestimmten Größenordnung faßt (weniger als 500 Beschäftigte und weniger als 100 Mio. DM Jahresumsatz), so sind 99,8 v. H. aller bundesdeutschen Unternehmen dieser Gruppe zuzuordnen. Mittelständische Betriebe beschäftigen zwei Drittel aller Arbeitnehmer. Gut 40 v. H. der privaten Anlageinvestitionen (ohne Wohnungsbau) werden von ihnen getätigt; sie erwirtschaften mehr als die Hälfte der privaten Bruttowertschöpfung. Aus diesem beachtlichen wirtschaftlichen Potential heraus erklärt sich die Bedeutung, die dieser Kundengruppe stets seitens der deutschen Kreditinstitute beigemessen wurde. Insbesondere für die Sparkassen und die Kreditgenossenschaften stellen mittelständische Betriebe den größten Anteil am Firmenkundengeschäft.

Banken und Versicherungen verbindet eine traditionelle Partnerschaft. Beide Wirtschaftsbereiche haben ihre historischen Wurzeln im Handelsverkehr des 15. Jahrhunderts als Hilfsgewerbe für den Güteraustausch. Beide Wirtschaftsbereiche stellen bedeutende Kapitalsammelbecken dar. Der gemeinsame Ursprung der Banken und Versicherungen wird auch dadurch sichtbar, daß eine Reihe von Versicherungsunternehmen den Titel „Bank“in ihrer Firma tragen: So unsere Schwestergesellschaft, die Gothaer Versicherungsbank VVaG, die Bayerische Versicherungsbank AG und — bis zum Kriegsende — unser Haus, die Gothaer Lebensversicherungsbank a. G.

Das Werbeverbot für Rechtsanwälte, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer entstammt unterschiedlichen Quellen.

Für einen solchen engen Marketing-Verbund spricht zum einen, daß ein Absatz von Sachleistungen (nahezu) undenkbar und nicht realisierbar ist ohne die Erbringung oder Inanspruchnahme von Dienstleistungen, wie z.B. Lagerhaltung, Beratung, Transportleistungen. Zum anderen ranken sich viele Dienstleistungen — wenn auch nicht alle — um Sachleistungen herum, so z.B. im gesamten Handel mit beweglichen Sachen oder bei Maklern für Immobilien.