Dieses Fachbuch gibt den Leser*innen einen fundierten Start in das Thema «Digitale Assets und Tokenisierung». Blockchain-Technologien verändern die Finanzwelt drastisch und führten zur Geburt von digitalen Vermögenswerten. Während es inzwischen einen breiten Fundus an Blockchain-Einführungsliteratur gibt, so fehlt ein auf die Finanzindustrie und Vermögenswerte fokussiertes Werk. Das Buch zeigt die Welt der digitalen Vermögenswerte holistisch von mehreren Perspektiven aus. Es vermittelt das relevante technologische Wissen für die Erstellung und Bewirtschaftung eines digitalen Vermögenswertes, es zeigt die zu beachtenden rechtlichen Fragestellungen auf und gibt einen breiten Einblick in die wirtschaftlichen Voraussetzungen, um digitale Vermögenswerte auf dem Markt etablieren zu können. Das Ziel des Fachbuchs ist die praxisnahe und ganzheitliche Vermittlung der relevanten Informationen, um Projekte im Bereich der digitalen Vermögenswerte kritisch evaluieren und erfolgreich umsetzen zu können.
Die Blockchain-Technologie hat das Potenzial, die Finanzwelt auf den Kopf zu stellen und das Leben von uns allen wesentlich zu prägen. Es sind kleine Veränderungen denkbar: Die Demokratisierung des Anlageuniversums, die Verbesserung der Liquidität in gewissen Anlagekategorien oder die Erhöhung der Effizienz bei der Abwicklung von Transaktionen. Möglich sind auch revolutionäre Veränderungen: Viele Funktionen von Banken und anderen Finanzinstituten werden durch die neue Technologie obsolet, es kann zu einer Machtverschiebung innerhalb der Finanzindustrie kommen. Die Blockchain-Technologie führt zum Aufbau eines überarbeiteten, effizienteren und transparenteren Finanzsystems.
Dieses Kapitel umfasst folgende Themen: Anhand einer fiktiven Person wird aufgezeigt, wie eine Zukunft bei vollständiger Etablierung digitaler Vermögenswerte möglicherweise aussehen könnte. Es wird definiert, was unter digitalen Vermögenswerten zu verstehen ist, die Kategorisierung nach ihrer Funktionsweise (Zahlungs-, Anlage- und Nutzungsfunktion) diskutiert sowie die Unterscheidung in Non-Native und Native Tokens vorgestellt. Anhand der drei Themenbereiche Transparenz, Effizienz und Teilbarkeit wird der Nutzen digitaler Vermögenswerte aufgezeigt.
In diesem Kapitel werden die Grundlagen besprochen, um eine gemeinsame Verständnisbasis zu schaffen. Dabei stehen folgende Themen im Vordergrund: Es werden die Hauptcharakteristiken von Blockchain & Distributed Ledger Technologien aufgezeigt, die Funktionsweise dieser Technologie beschrieben und die verschiedenen Blockchain Typen besprochen. Das Kapitel gibt weiter eine (sehr) kurze Einführung in Bitcoin als erste Blockchain-Anwendung. Aufgrund der grossen Bedeutung von Ethereum für die Welt digitaler Vermögenswerte, wird ein Fokus auf die Funktionsweise dieser Blockchain-Plattform gelegt. Es wird beschrieben, was Smart Contracts sind, wie diese bedient werden können und wie die weiteren Entwicklungsschritte von Ethereum aussehen. Das Kapitel zeigt zudem auf, wie mittels Blockchain ein neues Identitätsmodell geschaffen wird.
Dieses Kapitel befasst sich mit dem breiten Spektrum der Anwendungsbereiche von digitalen Vermögenswerten: Digitale Assets können dazu verwendet werden, um Finanzinstrumente mit Anlagefunktion zu erstellen. Das Kapitel analysiert das gesamte Spektrum des Anlagemarktes: Fremdkapital, Eigenkapital, Fonds, Derivate und Asset-Backed-Instrumente. Je nach Markttyp sind die Herausforderungen unterschiedlicher Natur und damit das Potenzial der Technologie an anderen Orten zu finden. Es wird aufgezeigt, in welchen Märkten Intermediäre ausgeschaltet und Prozesse effizienter aufgesetzt werden können. Digitale Vermögenswerte können auch mit Zahlungsfunktion ausgestattet werden. Kryptowährungen sind durch hohe Volatilität geprägt, aber deren stabile Gegenstücke (sog. Stablecoins) nehmen immer grössere Bedeutung im Markt ein. Es gilt die verschiedenen Arten zu verstehen sowie einen Blick auf die Zentralbanken zu werfen: Central Bank Digital Currencies (CBDC) sind in aller Munde – wie funktionieren die, welche konkreten Projekte gibt es und wo stehen wir in der EU und der Schweiz damit? Weiter wird beschrieben, was unter dem Segment Decentralized Finance (DeFi) zu verstehen ist und welche speziellen Eigenschaften dabei relevant sind. Auf die Anwendungsbereiche der dezentralisierten Börsen, Blockchain-basiertem Leihen & Ausleihen sowie des on-chain Asset Managements wird ein besonderes Augenmerk gelegt. Jeder spricht zudem über NFTs, doch was genau charakterisiert diese Instrumente und in welchen Bereichen sind sie sinnvoll? Die Vorteile aber auch die Herausforderungen dieser digitalen Vermögenswerte werden diskutiert. Als möglicherweise nächster wesentlicher Entwicklungsschritt nach dem mobilen Internet, ist das Metaverse ein künftiges Zuhause für jegliche digitalen Vermögenswerte. Es wird in einem letzten Abschnitt gezeigt, was unter dem Metaverse zu verstehen ist und wie dieses Einfluss auf verschiedenste Industrien hat.
Die wirtschaftliche Funktionsweise digitaler Vermögenswerte hängt mit einer Vielzahl an Infrastrukturbausteinen zusammen. Dieses Kapitel beschreibt, wie sich die heutige Finanzmarktinfrastruktur durch den Einsatz digitaler Vermögenswerte verändert und welche neuen Überlegungen in diesem Zusammenhang relevant sind: Die Ausgabe digitaler Vermögenswerte umfasst diverse technische, rechtliche sowie wirtschaftliche Aufgaben, welche betrachtet werden. Es wird die Rolle der Emittenten, von Emissionsplattformen sowie Investoren diskutiert. Die verschiedenen Handelsmöglichkeiten für digitale Vermögenswerte werden aufgezeigt sowie diskutiert, unter welchen Umständen die Tokenisierung effektiv zu erhöhter Liquidität führen kann. Der Bereich des Nachhandels, inklusive Abrechnung und Abwicklung, unterliegt der grössten Disruption durch die Blockchain. Es wird illustriert, wie diese Elemente der Wertschöpfungskette heute funktionieren und wie die Blockchain und mit ihr digitale Vermögenswerte diese Aktivitäten grundlegend verändern. Wir diskutieren weiter die verschiedenen Aufbewahrungslösungen für digitale Vermögenswerte sowie deren technische Funktionsweisen. Zudem stellen wir mit der Social Recovery Funktionalität eine neue mögliche Rolle für Intermediäre vor. Auch der Unterhalt eines digitalen Vermögenswertes während seiner Laufzeit umfasst eine Vielzahl von Aufgaben. Es wird gezeigt, welche Elemente durch die Blockchain-Technologie betroffen sind. Das Kapitel illustriert zudem abschliessend, dass digitale Vermögenswerte das gesamte Ökosystem betreffen. Es wird diskutiert, welche Akteure des heutigen Finanzsystems von der Tokenisierung betroffen sind und welche Risiken und Chancen es für diese im Blick zu halten gilt.
In diesem Kapitel soll das technologische Verständnis für den Vorgang der Tokenisierung geschaffen werden. Ausser den Inhalten von Kap. 3 wird kein technisches Vorwissen vorausgesetzt. Das Kapitel soll dazu dienen, dass Nicht-Techniker Entwicklern die richtigen Fragen stellen können. Es wird dabei auf folgende Themenauswahl eingegangen, welchen wir aus Praxissicht eine besondere Relevanz beimessen: Wir führen aus, was unter einem Protokoll zu verstehen ist und stellen die wichtigsten Evaluationskritierien für die Wahl einer Blockchain Plattform vor. Mit Tezos, Solana, Hyperledger Fabric, R3 Corda und Quorum wird eine Auswahl an öffentlichen und privaten Blockchain-Protokollen vorgestellt, welche neben Ethereum besondere Relevanz für digitale Vermögenswerte haben. Mit ERC-20, ERC-721, ERC-777, ERC-1155, ERC-1400 und TZIP-12 werden die wesentlichsten Token Standards beleuchtet und deren Anwendungsfälle diskutiert. Ein eigenständiger Abschnitt über Transaktionskosten zeigt die verschiedenen Gebührenmodelle der Blockchains auf und welche Strategien zur Reduktion von Transaktionskosten gefahren werden können. Weiter wird die Skalierungsgrenze von Blockchains analysiert und Lösungen dafür beschrieben. Diskutiert werden Optionen für die Haupt-Blockchain selbst (Layer-1) sowie Layer-2 Lösungen wie State Channels, Plasma und Rollups. Ein weiteres Unterkapitel widmet sich dem Thema der Orakels. Orakel werden verwendet, um off-chain Daten in das on-chain System einzuspeisen. Das Kapitel beleuchtet, was es in Bezug auf Orakel zu beachten gilt. Damit Anwendungen über verschiedene Blockchain-Protokolle miteinander agieren können, ist es wichtig, dass die Technologien vereinbar sind und Schnittstellen zueinander aufweisen. Diese unter Interoperabilität bekannte Herausforderung wird ebenfalls im Detail betrachtet. Das abschliessende Unterkapitel diskutiert zudem die Herausforderungen der Blockchain-Technologie in Bezug auf die Privatsphäre und den Datenschutz.
Dieses Kapitel beinhaltet eine umfassende Betrachtung des europäischen Rechtsraums, mit einem besonderen Fokus auf EU-Gesetze, nationale Regelwerke in Deutschland sowie die Gesetzgebungen in der Schweiz und Liechtenstein. Es werden alle Typen digitaler Vermögenswerte – Anlage-Token, Zahlungs-Token sowie Nutzungs-Token – betrachtet und in Bezug auf folgende Themenbereiche diskutiert: In einem ersten Schritt zeigt die Klassifikation digitaler Vermögenswerte die Abgrenzung zu traditionellen Vermögenswerten sowie die Einteilung in verschiedene Kategorien digitaler Vermögenswerte je nach Gesetzgebung. Die Herangehensweisen sowie Bedeutung einer Kategorisierung als Anlage-Token werden aufgezeigt. Die regulatorischen Fragestellungen im Bereich KYC & AML konzentrieren sich insbesondere auf Anforderungen rund um die FATF Travel Rule, weshalb diese bei der Betrachtung des Themas im Zentrum steht. Traditionelle Gesetzgebungen rund um Aktivitäten im Primärmarkt sind vergleichsweise gut auf digitale Vermögenswerte anwendbar. Es wird diskutiert, welche Regulierungen hier zu beachten sind. Im Segment des Sekundärmarktes passen die existierenden Gesetzgebungen zum Handel und Nachhandel nicht auf die Funktionsweise der Märkte für digitale Vermögenswerte. Die Schweiz hat mit der DLT-Handelssystem eine neue Lizenzkategorie geschaffen, welche im Detail diskutiert wird. Auch die Initiativen auf EU-Ebene, wie das neu geschaffene Pilot Regime, werden betrachtet. Die Aktivität der Aufbewahrung digitaler Vermögenswerte bringt ebenfalls neue Herausforderungen für den Gesetzgeber und die Dienstleister mit sich. Die Anwendbarkeit bestehender Regulierungen sowie neue Gesetzgebungen auf die Aufbewahrung digitaler Vermögenswerte werden analysiert. Das Kapitel informiert weiter über die angedachten Regelungen zu Eigenmittelerfordernissen von Banken unter Basel III. Zuletzt wird auch das Thema der Überwachung behandelt und aufgezeigt, wie durch erhöhte Automatisierung und Einbettung von Überwachungselementen in Smart Contracts der technologische Fortschritt auch den Aufsichtsbehörden in die Karten spielen kann.
Für die jungen Generationen sind digitale Werte nicht weniger real. Finanzinstitute haben deshalb heute eine Wahl zu treffen: Sich mit einer offenen Haltung intensiv mit den Anwendungsbereichen der Technologie auseinanderzusetzen, erste Schritte zu wagen und in den kommenden Jahren von Effizienzsteigerungen, Dienstleistungsinnovationen und Kundenwachstum zu profitieren. Oder aber, der Gefahr begegnen, als Teilnehmer künftig aus dem Markt ausgeschlossen zu werden. Aufgrund der radikalen Veränderung der in Zukunft noch notwendigen Rollen, stehen gerade Banken im Zentrum einer möglichen Disintermediation und vor der Gefahr, an Bedeutung zu verlieren. Auf der Gewinnerseite befinden sich mit grosser Wahrscheinlichkeit die Nutzer des Finanzsystems: Kunden, Investoren oder auch Emittenten von Finanzprodukten stehen neue Möglichkeiten offen. Sie werden von Angeboten profitieren können, für welche uns heute noch die Vorstellungskraft fehlt.