Zusammenfassung
Im Vorangegangenen sollte gezeigt werden, dass sich Diskurse moderner Einsamkeit in Fernsehserien durch deren visuelle Ästhetiken, ihre Narrative und Thematisierungen sowie anhand der Figuren und ihrer Konstellationen zueinander artikulieren. In filmischen Formen, ganz besonders jedoch in Fernsehserien, werden diese Schichten noch um eine weitere wichtige Ebene ergänzt, über die sich moderne Einsamkeiten ausdrücken: Dramaturgien zeitgenössischer Fernsehserien lassen sich grundsätzlich in Bezug auf ihr Verhältnis zu Fragen der Vergemeinschaftung und Vereinsamung verstehen und differenzieren. Im Folgenden soll gezeigt werden, dass komische Fernsehserien sich grundsätzlich durch Dramatisierungsstrategien der Vergemeinschaftung auszeichnen, während tragische Fernsehserien im Kern als Dramaturgien der Vereinsamung angelegt sind. In komischen Fernsehserien wie in The Big Bang Theory dominieren im Wesentlichen Dramatisierungsformen, die den Übergang von als leidvoll empfundener Einsamkeit hin zu einer wünschenswerten Form von Gemeinschaft darstellen. Tragische Serienformate wie 13 Reasons Why und Bates Motel hingegen zeichnen sich durch Dramaturgien der Vereinsamung aus: In ihnen löst sich eine anfänglich als wünschenswert inszenierte Gemeinschaft schrittweise und qualvoll auf, bis am Ende die totale Einsamkeit steht. Im Kapitel wird untersucht, welche Strategien die Serien entwickeln, um diese Dramatisierungsformeln mit Leben zu füllen.