Die Corona-Krise hat erste Auswirkungen auf den Online-Handel verschiedener Branchen. Eine Umfrage des Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (BEVH) zeigt Einbrüche bei Bestellungen und Lieferketten.
Die bitteren Pillen der Corona-Epidemie greifen auch im E-Commerce-Geschäft von Unternehmen sowie branchenübergreifend um sich. Ergebnisse einer Befragung der mehr als 130 Mitgliedsunternehmen des BEVH zeigen, dass
- 84 Prozent der Befragtem heute schon konkrete Auswirkungen im eigenen Online-Geschäft spüren,
- 40,9 Prozent der Unternehmen weniger Bestellungen ihrer Kunden verzeichnen, nur elf Prozent ein erhöhtes Bestellvolumen
- 59,8 Prozent aktuelle wirksame Lieferverzögerungen oder -ausfälle beklagen und
- 28,4 Prozent aktuell wirksame Lieferausfälle verbuchen.
Zudem behindern bei 25,2 Prozent der befragten Unternehmen geringe Transportkapazitäten den Warennachschub. Das verstärkt den Lieferkettendruck für stationäre wie Online-Geschäfte im deutschen Handel. Der Vertrieb kommt also auf mehreren Stufen ins Stocken. Bei mehr als 25 Prozent der Teilnehmer haben sich aufgrund der Kapazitätsverknappung die Transportkosten bereits erhöht.
Lieferkette kommt ins Stocken
Auch im Jahresverlauf erwarten die befragten Unternehmen negative wirtschaftliche Folgen aus dem Corona-Desaster:
- 77 Prozent rechnen mit Lieferverzögerungen oder Ausfällen im Nachschub, ebenso viele mit einem Umsatzrückgang,
- 57,8 Prozent mit einem Nachfrage-Rückgang,
- 31, 9 Prozent mit Lieferanteninsolvenzen,
- 29,6 Prozent mit Finanzierungsengpässen.
Mehr als 67 Prozent rechnen 2020 mit Umsatzrückgängen wegen einer geringeren Nachfrage. An steigende Umsätze wegen Wechselgeschäften vom stationären in den Online-Handel glauben nur 14,4 Prozent. Zum Vergleich: Vor Corona, im Jahr 2019, konnte der E-Commerce noch ein sattes Plus von 14,1 Prozent bei Waren des täglichen Bedarfs verzeichnen.
Mit Prämien gegen Corona
Unternehmen mit Online- und Direktvertrieb ersinnen zwischenzeitlich findige Konzepte, um die Umsätze zu retten. So bietet etwa Vorwerk, eines der größten deutschen Direktvertriebsunternehmen, seinen Vertriebsmitarbeitern bis Ende März eine zusätzliche Prämie von 50 Euro pro verkauftem Produkt an, wenn sie weiterhin bei Kunden zuhause verkaufen. Darüber hatte zuerst "Business Insider" mit Verweis auf ein internes Vorwerk-Papier berichtet.
Versicherern, die bisher noch eher wenige Auswirkungen durch das Corona-Virus auf ihr Geschäft spüren, könnte die Corona-Krise durch den verlängertem Arm über die Versicherungsvermittler auf den Fuß fallen. Denn nicht alle Vermittler sind beispielsweise schon exzellent digital aufgestellt. Doch sind einer Studie des Marktforschungsunternehmens Sirius Campus zufolge 32 Prozent der Befragten an einer Online-Beratungsmöglichkeit ihres Vermittlers interessiert. Nur 23 Prozent der Kunden geben jedoch an, dass ihr Berater eine solche virtuelle Beratung anbietet, etwa per Videokonferenz.
Kreditversicherer und Forderungsmanager könnten von der Krise profitieren. Bei einem wachsenden Insolvenzrisiko im deutschen Markt können mehr Schadenregulierungen die Folge sein. Mehrgeschäft erwartet Kreditversicherer an der Schnittstelle zwischen Online-Kunde und Händler: Verlagert sich durch Corona mehr Geschäft auf das Internet, könnte das sowohl für sie als auch für Inkasso-Spezialisten perspektivisch von Vorteil sein.
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