Verwaltungsdigitalisierung braucht mehr Tempo und Bürgernähe
- 23-09-2025
- E-Government
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Aus Sicht der Bürgerinnen und Bürger wird der Staat zwar digitaler. Tempo und Qualität des Ausbaus reichen aber nicht. Das Vertrauen in eine leistungsfähige Verwaltung sinkt abermals, zeigt der eGovernment Monitor 2025.
Die Verwaltungsdigitalisierung ist schneller geworden, aber das Tempo reicht immer noch nicht. Die Erwartungslücke der Bürgerinnen und Bürger wird größer - und damit sinkt das Vertrauen in den Staat.
nickalbi / Getty Images / iStock
"Den Kontakt mit Behörden erleben die meisten Menschen in Deutschland als sehr anstrengend – ein Bild, das sich in den vergangenen Jahren kaum verändert hat", heißt es gleich zu Beginn im neuen eGovernment Monitor 2025. Die Studie der Initiative D21, der TU München und des Unternehmens Kantar sieht Deutschland zwar "auf Kurs" bei der digitalen Transformation der Verwaltung – "aber mit deutlichem Verbesserungsbedarf".
Beim eGovernment Monitor 2025 handelt es sich um eine wiederkehrende Studie für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Sie zeigt, ob die Digitalisierung der Verwaltung bei den Bürgerinnen und Bürgern ankommt. Dafür wurden im April und Mai in Deutschland 8.058 Menschen ab 16 Jahren online befragt. In Österreich und der Schweiz waren es je 1.000 Befragte.
Vertrauen in den Staat sinkt weiter
Als ein zentrales Ergebnis macht die Studie eine erhebliche Erwartungslücke und sinkendes Vertrauen in den Staat aus. Der Wert fiel von 2022 bis 2025 um fünf Punkte auf 33 Prozent. Hebel für mehr Zufriedenheit und Vertrauen seien unkomplizierte Auffindbarkeit von Leistungen, schnellere Bearbeitung digital eingereichter Anträge und keine unnötigen doppelten Dateneingaben.
Der Online-Ausweis bleibt trotz Nutzungsanstieg hinter seinem Potenzial zurück: Nach dem deutlichen Plus im Vorjahr von 14 auf 22 Prozent verlangsamte sich das Wachstum, der aktuelle Wert liegt bei 25 Prozent. Für durchgängig digitale Verwaltungsprozesse reiche das nicht aus, ist in der Studie zu lesen.
Menschen bereit für „Digital Only“
Die Bürgerinnen und Bürger sind bereit für "Digital Only" – wenn es Unterstützung gibt. Laut des Monitors hält jede und jeder Dritte eine rein digitale Verwaltung für selbstverständlich. Ein weiteres Drittel ist offen dafür, wenn auf Bedenken eingegangen werde.
Große Sorgen bereiten den Menschen die Cyber-Angriffe: 69 Prozent befürchten, dass die Attacken die Funktionsfähigkeit des Staates beeinträchtigen könnten. 70 Prozent erwarten, dass der Staat stärker in Cyber-Sicherheitsmaßnahmen investiert.
Die elektronische Patientenakte (ePA) ist dem Monitor zufolge neun von zehn Befragten mittlerweile ein Begriff. 72 Prozent von ihnen sind grundsätzlich bereit, sie zu nutzen. Auch Mobile Wallets gewinnen an Bedeutung: 44 Prozent der Deutschen bezahlen bereits kontaktlos via Smartphone, ähnlich wie in Österreich mit 43 Prozent und der Schweiz mit 52 Prozent.
Fünf Empfehlungen für die Zukunft
Das Studienteam gibt fünf Empfehlungen ab:
- Digitale Angebote sollten aktiv beworben und leichter zugänglich gemacht werden.
- Verwaltungsprozesse sollten einfacher und schneller gestaltet sein und sich an den Lebenslagen orientieren.
- Künstliche Intelligenz (KI) und Automatisierung könnten die Effizienz steigern und die Verwaltung entlasten.
- Investitionen in moderne IT-Sicherheit könnten mehr Vertrauen schaffen.
- Der Online-Ausweis und die EUDI-Wallet sollten stärker in den Alltag integriert werden.
Lagebilder der Digitalisierung
Der eGovernment Monitor ist längst nicht die einzige Studie zur Lage der Verwaltungsdigitalisierung. Auch der Index des Kompetenzzentrums Öffentliche IT (ÖFIT) widmet sich diesem Thema. Demnach erreicht Deutschland 2025 insgesamt einen Index-Wert von 55,9 Punkten – ein Anstieg um 4,4 Punkte zu 2023. An der Spitze liegen erneut Hamburg mit 63,1 Punkten gefolgt von Nordrhein-Westfalen, Berlin und Bayern mit jeweils über 58 Zählern.
Zur Infrastruktur zeigt der Deutschland-Index, dass Breitband mit mindestens 50 Mbit/s inzwischen in fast allen Ländern mehr als 95 Prozent der Haushalte zur Verfügung steht. Der Ausbau der Glasfasernetze sei stark gestiegen und lag laut ÖFIT Mitte 2024 bei 35,7 Prozent.
Im Mai 2023 standen zudem für durchschnittlich 227 Leistungen nach dem Onlinezugangsgesetz (OZG) Onlinedienste in den Ländern flächendeckend zur Verfügung. Das entspricht einem Plus von 42 Prozent binnen zwei Jahren. Die Zahl der Menschen, die Anträge oder Formulare auch digital an Behörden übermitteln, stagniere aber bei 66 Prozent. Basiskomponenten wie eID, E-Payment und Chatmöglichkeiten werden laut ÖFIT häufiger genutzt.
Bayerns Regionen und Städte führend
Einen Blick auf den Stand der Verwaltungsdigitalisierung nach Regionen und Orten bietet das Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung (BMDS) via Dashboard an. Demnach entfallen die ersten 50 Plätze auf Gemeinden und Kreise in Bayern. An der Spitze platzierte sich Stand August 2025 Augsburg mit 1.890 digital verfügbaren Verwaltungsleistungen, gefolgt von Fürth (1.887), Ingolstadt (1.874) und Erlangen (1.866). Erst auf Platz 51 fand sich mit Köln (1.657) die erste Stadt außerhalb Bayerns auf der Liste.