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22-05-2025 | Eigenkapital | Gastbeitrag | Article

Private Markets im Depot A strategisch nutzen

Authors: Dr. Lorenz Huber, Eva Osiander

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In einem Umfeld gestiegener Zinsen, regulatorischer Neuerungen und geopolitischer Unsicherheit stellen sich viele Banken die Frage, wie sich Eigenanlagen im Depot A strategisch steuern lassen. Welche Rolle spielen dabei Private Markets und wie wirken sie sich auf das Risiko-Rendite-Profil sowie die regulatorische Steuerung aus?

Private Markets gewinnen im Depot A strategisch an Bedeutung. Sie haben einen positiven Effekt auf das Risiko-Rendite-Profil. Schon geringe Allokationen können die Stabilität und Steuerbarkeit des Portfolios deutlich erhöhen.


Mit dem Inkrafttreten von CRR III und der Rückkehr eines real positiven Zinsniveaus gewinnt diese Diskussion neue Relevanz. Denn während klassische Zinsanlagen wieder rentieren, bleiben die Herausforderungen für Depot-A-Verantwortliche komplex: Es gilt, langfristige Stabilität mit regulatorischer Effizienz zu verbinden - und gleichzeitig angemessene Renditen zu erwirtschaften. In diesem Spannungsfeld rücken Private Markets als strategische Ergänzung zunehmend in den Fokus.

Private Markets mit neuer Perspektive

Alternative Investments wie Private Equity, Infrastruktur und Private Credit haben sich in den vergangenen Jahren in vielen Portfolios etabliert - nicht zuletzt aufgrund ihrer geringen Korrelation zu klassischen Anlagen und ihrer langfristig attraktiven Renditeprofile. Doch mit der veränderten Zinssituation steht die Frage im Raum, ob diese Anlageklassen noch die gleiche Relevanz für die strategische Asset Allokation (SAA) haben wie zuvor.

Eine aktuelle Studie von Golding Capital Partners greift diese Fragestellung systematisch auf: Auf Basis eines erweiterten Markowitz-Modells wurden Effizienzanalysen für unterschiedliche Allokationsstrategien durchgeführt - inklusive der Berücksichtigung regulatorischer Eigenkapitalanforderungen nach CRR III (Säule I) sowie ökonomischem Risikokapital (Säule II).

Studie: Wann und wie eine Beimischung sinnvoll ist

Die Golding-Studie zeigt auf, wie durch gezielte Beimischung von Private Markets eine gleichzeitige Verbesserung von Portfoliorendite und regulatorischer Effizienz erreicht werden kann. Dabei zeigen bereits geringe Allokationen einen signifikanten Einfluss auf die Stabilität und Steuerbarkeit des Portfolios.

Infrastruktur und Private Credit tragen dabei aufgrund ihrer geringen Korrelation zu klassischen Assets sowie ihrer regulatorisch günstigen Behandlung wesentlich zur risikoadjustierten Renditesteigerung bei. Wie Abbildung 1a zeigt, wird durch eine Beimischung mit Private-Market-Assets eine deutliche steilere Effizienzlinie erreicht, das heißt, bei gleicher Volatilität steht eine größere Überrendite zu Buche. Abbildung 1b wiederum zeigt, dass die höchsten Renditepotenziale hauptsächlich durch Private-Equity-Buyout zu erzielen ist - letzteres freilich bei einer im Vergleich zu anderen Private-Market-Assets zwar höheren, aber verglichen mit börsennotierten Aktien immer noch geringeren Volatilität. Entscheidend ist, dass sich die Vorteile nicht allein aus der absoluten Performance dieser Segmente ergeben, sondern auch aus ihrer Interaktion mit bestehenden Depot-A-Bestandteilen.  

a) Rendite-Risiko-Diagramm des Anlageuniversums sowie Effizienzlinien mit bzw. ohne Privatmarktanlagen-Allokationen.
b) Verlauf der Portfolio-Gewichte entlang der Effizienzlinie als Funktion der Überrendite.

Quelle: Golding Capital Partners, SAA-Studie, März 2025


Zudem zeigt die Studie, dass auch unter prospektiven Markterwartungen - etwa mit Blick auf veränderte Zinssätze, Inflationsniveau und Risikospreads - die Rolle von Private Markets nicht an Bedeutung verliert. Im Gegenteil: Die strukturellen Ertragsvorteile alternativer Anlageklassen wirken sich in einem Umfeld enger werdender Risikoaufschläge bei liquiden Anlagen besonders stark aus.

Reallokationen aus klassischen Zinsanlagen in Private Markets verbessern dabei nicht nur die RoE-Kennzahlen auf Einzelsicht, sondern auch in der aggregierten Portfoliobetrachtung. Die Simulationen machen deutlich, dass sich regulatorische Kapitalrenditen sowohl nach Säule I als auch Säule II gezielt optimieren lassen.

Private Markets als strategische Option für verschiedene Szenarien

Theoretisch sind sehr hohe Allokationsquoten von Private Markets möglich, in der Praxis erweisen sich jedoch Allokationsquoten im niedrigen zweistelligen Prozentbereich als realistisch - und auch bereits wirksam - insbesondere für Institute, die eine verbesserte Kapitalunterlegung anstreben oder eine breitere Diversifikation ihrer Eigenanlagen suchen. Denn es geht nicht um die vollständige Substitution klassischer Anlagen, sondern um eine gezielte Ergänzung mit klarer Funktion im Portfolio.

Operative Hürden wie Illiquidität oder der erforderliche Know-how-Aufbau sind überwindbar. Über Multi-Manager-Programme, externe Partner oder auch Beteiligungen an Co-Investments können auch kleinere Häuser Zugang zu Private Markets erhalten - inklusive Reporting- und Risikomanagementlösungen, die den regulatorischen Anforderungen gerecht werden.

Strategischer Kompass für moderne Eigenanlagen

Die Golding-SAA-Studie liefert nicht nur fundierte Antworten auf die Frage, wie Eigenanlagen unter den aktuellen Rahmenbedingungen neu gedacht werden müssen – sie bietet auch konkrete Ableitungen für die Umsetzung in der Bankpraxis. Entscheidung ist die Verbindung von empirischen Daten und methodischer Modellierung mit regulatorischer Einordnung für Banken und Sparkassen.

Wer heute strategisch handelt, kann nicht nur das Renditepotenzial seiner Eigenanlagen verbessern, sondern auch Risiken bewusster steuern und den wachsenden Anforderungen der Aufsicht besser begegnen. Private Markets eröffnen hierfür eine zusätzliche Dimension in der Portfoliokonstruktion - vor allem in Kombination mit intelligenten Risikosteuerungsansätzen.

Für viele Banken wird es nun darauf ankommen, interne Prozesse und Know-how so aufzustellen, dass auch mit begrenztem Zugang oder limitierten Ressourcen eine gezielte Beimischung realisierbar wird. Die Studie liefert dafür nicht nur Argumente, sondern auch konkrete Allokationspfade. Der Weg zu einem resilienteren Depot A führt künftig nicht mehr an Private Markets vorbei.

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