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2021 | OriginalPaper | Chapter

13. Eigentumsrechte und Ressourcennutzung

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Zusammenfassung

Unterschiedliche Eigentumsformen und Güter unterschiedlicher Art werden vorgestellt. Anschließend an die „Tragödie der Allmende“ wird gezeigt, dass das Kollektiveigentum von Dorfgemeinschaften eine nachhaltige Nutzung von Kollektivressourcen durchaus ermöglicht. Jedoch werden selbst ohne Eigentumsrechte Kollektivressourcen nicht immer übernutzt, und umgekehrt vermag selbst Kollektiveigentum von Dorfgemeinschaften eine Übernutzung dieser Ressourcen nicht immer zu verhindern.

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Footnotes
1
Buchanan (1984, Kap. 4) hat die hypothetische Entwicklungslogik des Rechts (bzw. des privaten Eigentumsrechts) und der Verfassung folgenderweise dargestellt. Diese Entwicklung beginnt mit zwei Personen in einem Zustand der Anarchie, in dem sich Produktion, Raub und Verteidigung in einem (suboptimalen) Gleichgewicht befinden. Um ihre Lage zu verbessern, einigen sich die beiden Akteure in einem freiwilligen Vertrag darauf, ihre privaten Eigentumsrechte gegenseitig anzuerkennen und auf Raub zu verzichten. Dieser Vertrag führt zu einem höheren Nutzenlevel für beide, lässt sich aber mit zunehmender Zahl von Akteuren nicht mehr durchsetzen. Um das Wiederabgleiten in die Anarchie zu vermeiden, entsteht der Rechtsschutzstaat (protective state), der private Eigentumsrechte und Vertragsbedingungen schützt und durchsetzt, wodurch Produktion und Handel erheblich zunehmen (1984: 97 ff., 135 ff.). In einem weiteren Schritt übernimmt der Staat auch die Funktion eines Leistungsstaates (productive state), der für die Produktion von öffentlichen Gütern (Infrastruktur, Verteidigung etc.) sorgt (1984: 98 ff., 137 ff.). Es stellt sich dann allerdings die Frage, welche öffentlichen Güter in welchen Mengen bereitgestellt und nach welchem Modus diese Kollektiventscheidungen getroffen werden sollen (Buchanan/Tullock 1962, Kap. 6). Ein ganz großes Problem sei dabei „die Ausbeutung der Minderheit durch die Mehrheit“: Wenn nämlich gemäß der (demokratischen) Mehrheitsregel entschieden werde, müsse allenfalls die reiche Minderheit allzu hohe Steuern zahlen, so dass der Staat mit den erhöhten Steuereinkünften öffentliche Güter vor allem für die ärmere Mehrheit produziere – oder in Form privater Güter selber konsumiere (Buchanan 1984: 220).
 
2
Ganz zu schweigen davon, dass Unternehmen „private Regierungen“ darstellen, „kleine Diktaturen“, in denen die Angestellten Befehlsempfänger sind und strukturell am kürzeren Hebel sitzen (vgl. hierzu Anderson 2019).
 
3
Carneiro (1970: 735) definiert: „A state is an autonomous political unit, encompassing many communities within its territory and having a centralized government with the power to collect taxes, draft men for work and war, and decree and enforce laws“. Macht vom Typ Herrschaft findet sich in Staaten, weil dort die staatliche Elite über ein Gewalt- und Rechtsmonopol, d. h. einen Erzwingungsstab (Bürokratie, Polizei und Gerichte, Armee) verfügt, den sie gegen unbotmäßige Untertanen anwendet oder anzuwenden droht. Aber auch die Herrschaft bedarf der Legitimation: Weber (1922, Kap. 3, § 1 bis 11) hat charismatische, traditionelle und legale Formen der Legitimation von Herrschaft unterschieden; von Trotha (1994: 75–78, 1995: 8–11) beschäftigt sich mit Formen der basalen Legitimation staatlicher Herrschaft.
 
4
Ein Grund dafür, dass der Staat gewisse Eigentumsrechte bevorzugen wird, sind Messkosten. Jeder Staat will generell Messkosten reduzieren durch Standardisierung von Massen, Gewichten und Währungen und ein System von Gesetzen und Gerichten zur Durchsetzung von Eigentumsrechten etablieren, das die gesamtwirtschaftlichen Transaktionskosten reduziert (North 1981: 43). Der Staat wird auch vor allem jene Personen und Güter besteuern, die sich der Besteuerung weniger gut entziehen oder entgegensetzen können bzw. die einfacher und kostengünstiger zu besteuern sind. Kommt hinzu, dass auch die Agenten des staatlichen Prinzipals nicht primär an der effizienten Durchsetzung von Eigentumsrechten interessiert sind, sondern vielmehr eigene Interessen verfolgen (ebd.: 33 f.).
 
5
In diesem Zusammenhang spielt auch die Ideologie eine Rolle. Ideologie dient der Selbstrechtfertigung des Handelns von Individuen und Gruppen (North 1981: 48). Ideologie ist allgegenwärtig, und es gibt weder ein „falsches“ noch ein „richtiges Bewusstsein“. Sie dient den Individuen dazu, sich in ihrer Umwelt zu orientieren und Entscheidungsprozesse zu vereinfachen. Ideologie ist eng verbunden mit Ethik und Moral sowie mit Vorstellungen von Fairness. Ideologien werden gewechselt bzw. verändert, wenn die eigenen und die Erfahrungen der anderen über längere Zeit der bestehenden Ideologie widersprechen (ebd.: 49). Ideologien können Eigentumsrechte legitimieren, aber auch deren Legitimität in Frage stellen. Zu diesem Zweck werden Eigentumsrechte in einem weiteren Kontext einer Rechtfertigungsgeschichte situiert. Um das Trittbrettfahrer-Problem von Oppositionellen zu lösen, muss eine Ideologie ausreichend flexibel sein, um die Loyalität einer großen Zahl von Gruppen mit Sonderinteressen zu gewinnen und gegen die Staatselite zu mobilisieren. Zugleich muss sie potenzielle Anhänger dazu bewegen, auf kurzfristige Vorteile zu verzichten und die Kosten des Kollektivhandelns mitzutragen (ebd.: 52 f.).
 
6
Vergleiche hierzu auch North (1990, 2005), North et al. (2009), Landes (1998), Jones (1991), de Soto (2000), Ferguson (2011) und Acemoglu/Robinson (2012) sowie die Kritik von Helbling (2011) an Landes und Jones.
 
7
North (1990: 47) schreibt: „… a bundle of rights over the use and the income to be derived from property and the ability to alienate an asset or a ressource“. Ein vollständiges Verfügungsrecht über eine Ressource besteht aus: dem Recht, sie zu nutzen (ius usus), die laufenden Erträge der Ressourcen zu nutzen (ius usus fructus), sie zu verändern (ius abusus) sowie sie zu verkaufen bzw. zu übertragen (ius successionis) (Oberdörfer 2005: 129 f.). Es können aber auch nur einige dieser Eigentumsrechte, nicht das ganze Bündel übertragen werden.
 
8
„Externe Effekte sind unabhängig von Wirtschaftssystem und Gesellschaftsordnung und treten ganz allgemein auf, wenn jemand Nutzen zieht, ohne dafür zu bezahlen, oder einem anderen Kosten verursacht, ohne für diese aufzukommen“ (Grüske/Recktenwald 1995: 181).
 
9
Bereits Smith (1776: 612) berücksichtigt Kollektivgüter, wenn er schreibt: „Die dritte und letzte Aufgabe des Staates besteht darin, solche öffentlichen Anlagen und Einrichtungen aufzubauen und zu unterhalten, die, obwohl sie für ein großes Gemeinwesen höchst nützlich sind, ihrer ganzen Natur nach niemals einen Ertrag abwerfen, der hoch genug für eine oder mehrere Privatpersonen sein könnte, um die anfallenden Kosten zu decken, weshalb man von ihnen nicht erwarten kann, dass sie diese Aufgabe übernehmen“.
 
10
Oft ist in diesem Zusammenhang auch von Gemeingütern, von unreinen öffentlichen Gütern oder von Allmendgütern, die Rede. Ich verwende hier den Ausdruck Kollektivressourcen bzw. „Common-pool“-Ressourcen.
 
11
Obwohl die Definition von „meritorischen Gütern“ (Musgrave 1957) nicht sehr klar ist, könnten wir davon ausgehen, dass sie ebenso wie „positionale Güter“ (Hirsch 1977) letztlich Statusgüter sind (vgl. bereits Veblen 1899). In beiden Fällen handelt es sich um Güter, die, erstens, knapp sind, sich nicht beliebig vermehren lassen und deshalb teuer sind, und die, zweitens, an Wert verlieren, je mehr Menschen sie konsumieren/besitzen. In beiden Fällen geht es überdies nicht darum, deren Menge zu maximieren, sondern mehr davon zu haben als andere Akteure: Der Vorteil, der im Besitz eines solchen Gutes liegt, besteht also in der Statusdifferenz, die es zu anderen Akteuren herstellt, d. h. in seinem Distinktionseffekt (Statusgüter), nicht in seiner intrinsischen Eigenschaft. Der Unterschied zwischen den beiden Gütern liegt darin, dass meritorische Güter (Ämter, Auszeichnungen) von einem politischen Gemeinwesen bereitgestellt und vergeben werden, positionale Güter (ein teureres Auto oder Haus) hingegen – ebenso wie private Güter – privat erworben werden.
 
12
Diese externen Effekte verweisen u. a. auf Ressourcenverschwendung und Umweltverschmutzung, die längerfristig die Verfügbarkeit von Ressourcen und die Wohlfahrt einer Gesellschaft bedrohen. Diese ökologische Perspektive wird von der Neoklassik weitgehend ausgeblendet.
 
13
Vgl. hierzu Abschn. 6.​3.​3, zudem Russell Hardin (1971), Ostrom (1990), Faysse (2005), Dietz et al. (2002), Falk/Fehr/Fischbacher (2002) und Stern et al. (2002).
 
14
Hardin (1968: 1244) schreibt: „Each man is locked into a system that compels him to increase his herd without limit in a world that is limited. Ruin is the destination toward which all men rush, each pursuing his own best interest in a society that believes in the freedom of the commons. Freedom in a commons brings ruin to all“.
 
15
Zur Umweltökonomie vgl. Frey (1992) und Endres (2010), zur ökologischen Ökonomie vgl. Daly (1992), Gowdy/Erickson (2005) und Daly/Farley (2011) und zur makroökonomischen Integration der Ökologie vgl. Fontana/Sawyer (2013, 2016) und Hardt/O’Neill (2005).
 
16
Kommt hinzu, dass kapitalistische Unternehmen (mit Privatbesitz) zu einer Überausbeutung von natürlichen Ressourcen neigen, weil sie gemäß dem Prinzip der Substitution, nicht der Nachhaltigkeit operieren, und das Finanzkapital hoch mobil ist: Bei zunehmender Übernutzung und Verkanppung einer Ressource steigen zwar die Kosten, der Preis aber meist noch stärker, so dass sich deren Abbau bzw. Nutzung aus ökonomischen Gründen weiterhin lohnt. Wenn schließlich die Grenzerträge auf die Grenzkosten sinken und das Kapital eine alternative Anlagemöglichkeit sucht, sind die Ressourcen oft bereits irreversibel geschädigt bzw. ausgeschöpft (Becker/Ostrom 1995: 126, Acheson 2006: 120 ff.).
 
17
Feindliche Beziehungen bestehen vor allem zwischen den Sektionen der Ngisonyoka und Ngibochero im Norden, aber auch mit den Pokot im Süden und den Karimojong im Westen. In der Trockenzeit 1983 fürchteten sich die Ngisonyoka vor den Pokot und zogen nordwärts in das Gebiet der Ngibochero, die die Ngisonyoka angriffen und schlugen (McCabe 1990: 88).
 
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Man zieht mit der Herde weiter, wenn in einem Weideareal die Grenzerträge unter jene in einem nächsten Weideareal zuzüglich der Mobilitätskosten gefallen sind (vgl. Abschn. 2.​5.​1). Es macht auch in einer kurzfristigen ökonomischen Logik Sinn, mit der Viehherde weiterzuziehen, wenn woanders ertragreichere Weiden vorhanden sind, als das gegenwärtige Weideareal zu übernutzen.
 
19
Während der großen Dürre zwischen 1979 und 1981 verloren die Ngisonyoka 60 bis 90 % ihrer Tiere. Dürren kommen regelmäßig vor. Im Gebiet der Turkana gibt es Dürren alle 4 Jahre und alle 25 Jahre eine Epidemie. Rinderpopulationen verdoppeln sich in 6.5 Jahren unter guten Bedingungen und unter normalen Bedingungen in 25 Jahren. Eine Kamelherde verdoppelt sich im besten Fall alle 15 Jahre, sonst dauert es 50 Jahre. Schafherden verdoppeln sich zwei Mal alle 6 bis 8 Jahre, Ziegen sogar in noch kürzerer Zeit. Nach einer Dezimierung der Herden besteht deshalb die beste Strategie darin, zunächst auf Schafe und Ziegen zu setzen und diese dann allmählich gegen Rinder und Kamele einzutauschen (McCabe 1990: 96).
 
20
Nach Coughenour et al. (1985: 620) stammt 76 % der Nahrung der Turkana von Tieren, 16 % aus Hirse, Mais und Zucker, die gekauft werden, und 8 % aus Wildpflanzen und erjagtem Wild. Milch macht 80 % der von Nutztieren stammenden Nahrung aus: 56 % von Kamelen, 21 % von Kühen und 23 % von Ziegen und Schafen. Fleisch und Blut liefern je 10 % der Nahrung.
 
21
Von Verwandten (patrilinearen, affinalen, matrilateralen) und Freunden (stock mates) erhält man nach großen Verlusten Vieh, um die eigene Herde wieder aufzustocken. Diese Viehtransaktionen stehen in einem weiteren Zusammenhang von Verwandtschafts- und Freundschaftsbeziehungen, die durch Brautpreisverpflichtungen, Altersklassengenossenschaft und gegenseitige Unterstützung in Rechtshändeln bedingt sind. Auf diese sozialen Beziehungen kann man in Notzeiten zurückgreifen: Sie bilden eine Art Versicherungssystem (Gulliver 1968: 296 ff.).
 
22
Die Knappheit von Wasserstellen in Familienbesitz ändert sich mit dem Bohren von (öffentlich zugänglichen) Wasserlöchern im Rahmen von Entwicklungsprojekten und der Verbesserung der veterinärmedizinischen Versorgung. Weil Wasser dann allenfalls weniger knapp als Weideland wird, kann es nun auch zu einer Übernutzung von Weideland kommen (McCabe 1990: 100).
 
23
„Before the fur trade became established, hunting was carried on primarily for purposes of food […] Hunting could be practiced freely and was carried on without assessing its impact on other hunters. But these external effects were of such small significance that it did not pay for anyone to take them into account“ (Demsetz 1967: 351 f.). Die Cree lebten in Jagdgruppen von 10 bis 20 Personen, die von September bis Juni ihre Jagdterritorien durchschweiften und sich zwischen Juni und August in Großgruppen von 50 bis 150 Personen zusammenfanden (Rogers 1972: 103–111). Karibu, Elche und Bären wurden vor allem im Herbst und Spätwinter gejagt. Kleinwild (Hasen etc.), Wasservögel und Fische lieferten die notwendige Ergänzungsnahrung (ebd.: 111 ff.).
 
24
In den 1970er- und 1980er-Jahren stiegen die Viehpreise und deshalb auch der Wert von Weideland, und der Viehhandel nahm massiv zu. Die Bewohner der Siedlung Wayu hatten einen privilegierten Zugang zu den Märkten (Transport, Information, Zwischenhändler). Die Differenzierung zwischen reichen, kommerziell orientierten Orma und ärmeren, subsistenzorientierten Orma nahm zu und ebenso die Divergenz ihrer Interessen. Gleichzeitig wurden ärmere Haushalte mehr und mehr von Lohnarbeit abhängig, da sie ihr Vieh verkauften, um Nahrung (vor allem Mais) zu kaufen (Ensminger 1992: 136 f.).
 
25
Cheung (1969) hat darauf aufmerksam gemacht, dass Pachtbeziehungen von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden: von Informationsasymmetrie, Überwachungskosten und Risikoverhalten. Kontrakte sind überdies stets abstrakt formuliert und vernachlässigen die Spezifik eines konkreten Falles.
 
26
Vgl. hierzu Chao (1986: 184–192) und Eastman (1988: 77 ff.) zu China sowie Haller (2001) zu den negativen Umweltfolgen der kurzfristigen Verpachtung von terrassierten Feldern bei den Ouldeme in Kamerun.
 
27
Vgl. auch Wade (1988), Kurien/Dietz (2004) und Duyne (2004) zum Kollektivhandeln in Bauerndörfern in Asien.
 
28
Kulturelle Modelle beeinflussen die Wahrnehmung von Risiken und Folgen von Nutzung (Douglas/Wildavsky 1982). So etwa wird die Abnahme der Schildkröten-Population bei den Miskito in Nicaragua nicht auf die kommerzielle Bejagung zurückgeführt, sondern damit erklärt, dass sie woanders hingegangen seien. Die Ponam glauben, dass Fische und Schildkröten „von Gott kommen“ und deshalb eine Verhaltensänderung, wie eine geringere Befischung oder Bejagung, keinen Einfluss auf den Bestand der jeweiligen Spezies haben würde (McCay 2001: 36 ff.).
 
29
Deshalb scheint es bis Mitte des 19. Jh. keine Schonpraktiken gegeben zu haben, obwohl sich einige Hinweise auf selektive Jagd im 17. Jh. finden lassen (Brightman 1987: 123, 125 f.).
 
30
Gemeinsame Interessen und Betroffenheit, Aussicht auf langfristige Interaktion, direkte und multiple Beziehungen sind Bedingungen, die eine kooperative Lösung des Dilemmas der Nutzung von Kollektivressourcen ermöglichen, wenn auch nicht garantieren (McCay 2001: 385).
 
31
Diese Option ist nicht rein hypothetisch, wie Leeson/Williamson (2009) am Beispiel von Somalia und anderen Drittweltstaaten argumentieren: Wenn die Steuern für die reiche Minderheit allzu hoch werden (eine Art Angriff auf das Privateigentum) und ihr Nutzen aus den öffentlichen Gütern (inklusive Gesetzen und Regulierungen) zu klein wird, könnte „Anarchie“ (oder ein reiner Rechtsschutzstaat, der lediglich das Privateigentum schützt, aber keine öffentlichen Güter produziert) für diese Minderheit zu einer besseren Option werden als ein „prädatorischer Staat“. Damit formulieren sie ein rechts-libertäres Credo, das auch in unseren Breitengraden Anhänger findet (Benquet/ Bourgeron 2021).
 
32
In diesem Zusammenhang lässt sich zwischen „reziprokem Altruismus“ und „asymmetrischer Reziprozität“ unterscheiden (Ruttan 1998): „Reziproker Altruismus“ liegt vor, wenn Akteure im gegenseitigen, langfristigen Interesse Regeln zur gemeinsamen Ausbeutung von Kollektivressourcen aushandeln (Axelrod 1986). „Asymmetrische Reziprozität“ liegt hingegen vor, wenn die involvierten Akteure nicht gleich mächtig sind und nicht in gleichem Ausmaß von einer Regelung profitieren, aber beide – auch die mindermächtigen – an einer gemeinsamen Regelung von Zugang und Nutzung der Kollektivressourcen interessiert sind.
 
33
Selbst wenn alle Dorfmitglieder an der Nutzung von Gemeindewald interessiert sind, haben Akteure mit mehr Verhandlungsmacht dennoch eine größere Chance (Bestechung der Wächter, geringere Kosten bei Normenbruch) als Akteure mit weniger Verhandlungsmacht, die Nutzungsregeln für Kollektivressourcen zu umgehen (Ottiger 2005 zu Orissa, Agrawal 2003).
 
Metadata
Title
Eigentumsrechte und Ressourcennutzung
Author
Jürg Helbling
Copyright Year
2021
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-33935-7_13