Zusammenfassung
Der Stoff Lithium wirkt in lokalen und kulturellen Konstruktionen von Zukunft unterschiedlich. Am Beispiel von Deutschland skizziert der Beitrag zum einen, welche Bedeutung Lithium im technologischen Wandel hin zu postfossiler Mobilität erfährt. Auf die steigende globale Nachfrage nach Lithium wiederum reagierte Bolivien mit einer nationalen Strategie zur Ausbeutung dieses Rohstoffs – einer Strategie, die der in Bolivien proklamierten Politik des Wandels dient: Mit Lithium sind Vorstellungen von einer Modernisierung und Entkolonialisierung des Landes eng verknüpft. Anhand eines ethnografischen Beispiels fokussiert der Beitrag zum anderen auf die Frage, wie der für postfossile Mobilität zentrale Stoff Lithium die Konstruktion von Zukunft an einem Ort des Ressourcenvorkommens beeinflusst. Am Salar de Uyuni in Bolivien geht die steigende globale Nachfrage nach Lithium mit einem Wandel der Wahrnehmung und der Bedeutungen dieses Salzsees sowie mit neuen Konfigurationen von Wissen einher. Ausgehend davon, dass der Salar gerade aus der Perspektive des globalen Nordens für Lithium steht, streben Menschen vor Ort die Einrichtung einer Lithium-Universität an. Mit diesem Projekt verleihen sie Globalisierungsprozessen im Kontext von Lithium lokal und kulturell spezifisch Sinn.