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2020 | OriginalPaper | Chapter

4. Einflüsse auf das Vertrauen in journalistische Medien

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Zusammenfassung

Im Folgenden ist es das Ziel, die herausgearbeiteten Erklärungen politischen Vertrauens für die Analyse relativer Korrelate des Vertrauens in journalistische Medien nutzbar zu machen. Dazu stellen sich integrative Modelle am vielversprechendsten dar, weil diese kulturalistische und institutionalistische Erklärungen unter Rückgriff auf handlungstheoretische Grundlagen der politischen Kulturforschung verbinden. Diese ermöglichen es, performanzbezogene und individuelle soziopolitische Einflüsse sowie deren Assoziation in einer Modellierung zu Einflüssen auf Vertrauen in journalistische Medien zu berücksichtigen. Zu ersteren werden jeweils für das Vorhaben relevante Erkenntnisse referiert und der Forschungsstand zu deren Assoziationen mit Vertrauen in journalistische Medien(-gattungen) umrissen.

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Footnotes
1
Kognitive Schemata sind Strukturen, die generalisiertes Wissen darüber beinhalten, welche Merkmale für einen Bereich zentral sind (z. B. Abläufe, Rollen) und wie diese zusammenhängen (Bless & Schwarz, 2009, S. 259–273).
 
2
Eine ähnliche Argumentation findet sich im Rahmen der Hostile Media-Forschung (vgl. auch Hansen & Kim, 2011; Perloff, 2015), die im Folgenden ebenso zu Rate gezogen wird (vgl. Abschnitt 4.5.2).
 
3
Der Öffentlichkeitsbegriff wird kontrovers diskutiert, was hier nicht näher ausgeführt werden soll. Prominent sehen Gerhards & Neidhardt (1993) Öffentlichkeit als intermediäres Kommunikationssystem, das zwischen Bürgern, Politik und anderen Teilsystemen vermittelt. So besteht deren „politische Funktion in der Aufnahme (Input) und Verarbeitung (Throughput) bestimmter Themen und Meinungen sowie in der Vermittlung der aus dieser Verarbeitung entstehenden öffentlichen Meinungen (Output)“ (S. 54). Massenmediale Öffentlichkeit stellt eine zentrale Ebene von Öffentlichkeit dar (Gerhards & Neidhardt, 1993, S. 63–67; für eine Übertragung auf den Online-Bereich vgl. z. B. (Neuberger, 2009, 2014a).
 
4
Hier wird die Auffassung geteilt, dass eine binäre Trennung zwischen Qualitäts- und Boulevardjournalismus etwa dahingehend, dass primär letzterer bedeutsam ist für die normative Funktionserfüllung, kaum aufrechtzuerhalten ist; auch, da Boulevardisierungstendenzen im Informationsjournalismus zu beobachten sind (Lünenborg, 2013, S. 217). Der Verständlichkeit halber wird dennoch mit den etablierten Begriffen gearbeitet.
 
5
Auch gibt es Vorschläge aus Bedürfnissen des „Monitorial Citizen“ (Zaller, 2003, S. 118) mit geringem politischem Interesse normative Funktionen abzuleiten und als „Burglar’s Alarm“ nur dingliche politische Probleme zu berichten, was jedoch vielfach kritisiert wurde (Graber, 2003).
 
6
Besonders in überblicksartigen Funktionskatalogen wird der Begriff der Medienfunktionen teils ohne Bezug zu einer theoretischen Perspektive eingesetzt, was kritisiert wird (Burkart, 1995, S. 351).
 
7
Ausgeklammert werden somit normative soziale Funktionen, wie soziale Integration durch Vermittlung sozialer Normen, Leistungen für die Wirtschaft (Burkart, 1995, S. 351–383) und individuelle Bedürfnisse (Pürer, 2014, S. 427).
 
8
Die fokussierten Qualitätsdimensionen lassen sich in erster Linie auf aktuelle (Nachrichten-)Berichterstattung anwenden; auf meinungsbetonte Beiträge wie Kommentare sind dies womöglich nicht ohne Weiteres übertragbar (z. B. Ausgewogenheit der Meinungen innerhalb eines Kommentars). Da allerdings eine generalisierte Bewertung der Berichterstattung interessiert, fällt dies weniger ins Gewicht, auch weil sich die Kriterien außenpluralistisch durchaus auf meinungsbezogene Beiträge anwenden lassen. Zudem beziehen nur wenigste Kriterienkataloge meinungsbetonte Darstellungsformen explizit ein (für einen Überblick vgl. z. B. Voigt, 2016, S. 42, 61; vgl. aber (Arnold, 2009, S. 411); dem wird für die Operationalisierung von normativer journalistischer Qualität gefolgt (vgl. Abschnitt 6.​3).
 
9
Das Image eines medialen Objektes lässt sich fassen als abstrahierendes sowie aggregiertes und nicht immer bewusstes Abbild von diesem (Scheufele, 1999, S. 71–72; Lieske, 2008, S. 79). Dieses zerfällt in eine kognitive (wie Glaubwürdigkeit, Gratifikationen) sowie affektive Komponente (wie Beliebtheit, Urban & Schweiger, 2014, S. 825; vgl. auch Zajonc & Markus, 1982).
 
10
Zur Messung (der wahrgenommenen Bedeutung) normativer Funktionen als „assessments of value, on a personal level, attributed to the normative roles of professional journalism“ (Peifer, 2018, S. 57), legt Peifer (2018) eine Skala vor („perceived news media importance“, PNMI; vgl. auch Guo & Li, 2011).
 
11
Im Folgenden werden Nutzungsdaten fokussiert, die im Zeitraum der im Rahmen der Studie durchgeführten Befragung (2016, 2017) liegen.
 
12
Ein weiterer Indikator für die Nutzungshäufigkeit alternativer Medien sind etwa Reichweitenzahlen (vgl. auch Schweiger, 2017, S. 49). Diese werden beispielsweise für die Printausgabe der Jungen Freiheit veröffentlicht (Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e. V. [IVW], k. A.). Die Verbreitung alternativer Medienangebote ließe sich weiterhin etwa über den Medienblog 10000 Flies schätzen, der von Facebook, Twitter und Google die tägliche Anzahl an Likes, Shares und Nutzerkommentaren zu Beiträgen ermittle (Schweiger, 2017, S. 49–50; vgl. auch Über 10000 Flies, 2018).
 
13
Konkret könne diese durch Personalisierung (z. B. algorithmische Filterung, Filterblase, Pariser, 2011, S. 9–10), aber auch die Möglichkeit, sich auf sozialen Netzwerkseiten aktiv mit meinungskonsistenten Beiträgen zu umgeben, gefördert werden (Echokammer, Sunstein, 2002, 2017; Stark et al., 2017, S. 29–34). Dabei wird angenommen, dass sich Individuen so in ihren Einstellungen wechselseitig bestärken könnten (Haim et al., 2018), gibt es erste Hinweise, dass Rezipienten eher selbst kongruente Informationen selektieren und die algorithmische Filterung dies weniger beeinflusst (Bakshy, Messing & Adamic, 2015; Yardi & boyd, 2010).
 
14
Einfluss lässt sich handlungstheoretisch fassen als Einsatz von Machtmitteln, um eigene Ziele zu erreichen. Sozialen Einfluss üben politische (PR-)Akteure beispielsweise aus, indem sie den Zugang zu Ressourcen oder Machtmittel („bases of power“) kontrollieren von denen Journalisten abhängig sind (Raven, 1993, 2008; Koch et al., 2017, S. 5).
 
15
Während dies in der englischsprachigen Literatur als „commercialization“ bezeichnet wird (McManus, 2009, S. 219), ist in der deutschsprachigen das Verhältnis unklar (Siegert et al., 2010, S. 519–520). So wird beides synonym (Meier & Jarren, 2001, S. 146) oder Kommerzialisierung als Unterform gesehen (Saxer, 1998, S. 10). Somit wird hier dem übergeordneten Begriff gefolgt.
 
16
Journalisten als Vertrauensobjekte interessieren hier lediglich als Repräsentanten journalistischer Medien als Institution, wobei Rezipienten auf die angemessene Erfüllung journalistischer Rollenerwartungen vertrauen (Blöbaum, 2014, S. 40). Entsprechend wird bezüglich generalisiertem Vertrauen in Journalisten vermutet, dass dieses von den herausgearbeiteten Korrelaten generalisierten Vertrauens in journalistische Medien auf ähnliche Weise bedingt wird (Williams, 2012, S. 118–119). Inwiefern dieses zusätzlich etwa von Bewertungen spezifischer Journalisten auf Basis persönlicher Kontakte bedingt wird (vgl. auch Lieske, 2008, S. 54–56), sei ausgeklammert.
 
17
Bezüglich soziodemografischer Merkmale, die die meisten Studien als Kontrollvariablen einbeziehen, zeigen sich ambivalente und schwache Einflüsse. Gronke & Cook (2007) finden exemplarisch, dass Alter und Einkommen sowie (marginal) der Bildungsgrad negativ mit Vertrauen in die Presse zusammenhängen. Fawzi (2019) weist hingegen nach, dass ältere Rezipienten lediglich Boulevard- und privaten Medien weniger vertrauen als jüngere. Hanitzsch et al. (2018) finden umgekehrt, dass ältere Rezipienten den Medien eher vertrauen, während dies mit höherer Bildung abnimmt. Frauen weisen teilweise höheres Medienvertrauen auf (Hopmann et al., 2015; Jones, 2004; Tsfati & Ariely, 2014), wobei dies auch für Männer (Livio & Cohen, 2018) sowie nicht gezeigt wird (Arlt, 2018; Bennett et al., 2001). Damit sollten soziodemografische Merkmale zumindest kontrolliert werden.
 
18
Die Modernisierungsverlierer-Hypothese besagt in diesem Kontext, dass im Zuge der Modernisierung auf der Makroebene die (wahrgenommene) soziale Lage von Individuen beeinflusst wird, da etwa neue berufliche Fähigkeiten nachgefragt werden. Dies kann ihre sozialen Lage verbessern oder verschlechtern, d. h. sie zu Modernisierungsverlieren machen als Form relativer sozioökonomischer Deprivation (Spier, 2010, S. 57–68).
 
19
Diese lässt sich prominent verstehen als „the process of thinking about information about one or more other people in relation to the self“ (Wood, 1996, S. 520–521; vgl. auch Peter, 2016, S. 29–30).
 
20
In den USA ist die liberal-conservative-Dimension deutlich mit den politischen Standpunkten beider Parteien assoziiert, was in Mehrparteiensystemen wie Deutschland weniger klar ist (Neundorf, 2012, S. 233–246). Neundorf (2012, S. 236–237) zeigt in einer der wenigen Studien, dass mit rechter Grundorientierung autoritäre und mit linker liberale Werte einhergehen. Themen der neuen Politik (z. B. Bürgerrechte) sind eher mit linker Grundorientierung verbunden, eine rechte Einstufung eher mit einer Unterstützung des freien Marktes. Zudem folgt der Links-Rechts-Begriff in alten und neuen Bundesländern einem ähnlichen Muster.
 
21
Ideologie wird je nach Perspektive divers definiert; jedoch gibt es Übereinstimmung, dass diese ein Bewertungsmuster darstellt, mit dessen Hilfe sich soziale Abläufe erklären lassen und das vorgibt, was richtig oder falsch ist (Six, 2009, S. 74).
 
22
Linksgerichteter Autoritarismus wird vereinzelt fokussiert (Altemeyer, 1996) und (dessen Existenz sowie Messung) kontrovers diskutiert (Duckitt, 1989, S. 81; Feldman, 2003, S. 44; Six, 2009, S. 88).
 
23
Die Bezeichnung als Effekt ist irreführend, da nicht zentral ist, ob die Berichterstattung gemäß objektiver Kriterien entgegen einer Position verzerrt ist, sondern die Wahrnehmung dessen (Peter & Brosius, 2013, S. 469).
 
24
Umgekehrt wird Vertrauen in journalistische Medien als Voraussetzung für die Übernahme der politischen Performanzbewertung sowie politisches Vertrauen gesehen (Matthes et al., 2010; Tsfati & Cohen, 2005). Da Argumente für beide Richtungen der Assoziation existieren und hier Einflüsse auf Vertrauen in journalistische Medien interessieren wird letztere Richtung als Ausschnitt der Assoziation fokussiert.
 
Metadata
Title
Einflüsse auf das Vertrauen in journalistische Medien
Author
Magdalena Obermaier
Copyright Year
2020
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-31154-4_4