Zusammenfassung
Am 4. September 2009 ordnete der deutsche Oberst Georg Klein im Rahmen der ISAF-Mission in Afghanistan einen folgenschweren Luftangriff bei Kundus an, der die grundsätzliche Frage nach der Legitimität des Einsatzes militärischer Gewalt in Krisen- und Kriegssituationen aufgeworfen hat. In diesem Buch wird untersucht, wie die Legitimität des Luftangriffes medial dargestellt und dabei auch konkurrierende Identitätskonstruktionen deutscher Außenpolitik verhandelt und offenkundig wurden. Hierbei wird gezeigt, wie in und durch den identitätsbezogenen Legitimitätsdiskurs friedenspolitische Motive sowie die Handlungsmaxime der „Zivilmacht“ Deutschlands unter Druck gerieten, während eine Identitätskonstruktion in den Vordergrund trat, die auf den Topos der „Verantwortungspolitik“ rekurrierte und trotz der desaströsen Folgen des Luftangriffs von Kundus die Fortsetzung des eskalierenden Kriegseinsatzes in Afghanistan diskursiv ermöglichte.