Zusammenfassung
Nach der Erfahrung der Fragilität des Kapitalismus am Schwarzen Freitag und der folgenden fatalen Weltwirtschaftskrise, der menschlichen und materiellen Verluste des globalen industrialisierten Kriegs, des Zivilisationsbruchs in den Konzentrationslagern und durch den Einsatz von Massenvernichtungswaffen, der letztlichen Disqualifikation der nationalistisch-faschistischen wie der pseudo-kommunistischen Ideologien und der sich anschließenden fragilen Neuordnung der Welt tritt die an ihre Belastungsgrenzen geratene Moderne mit der historischen Zäsur von 1945 in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in einen neuen Aggregatzustand: Die hitzige Frühmoderne endet und die erkaltete Hochmoderne beginnt. Kennzeichnet die Frühmoderne eine dynamische Industrialisierung, die immense Produktivitäts- wie Vernichtungspotentiale freisetzt, ist die Hochmoderne in der abendländischen Hemisphäre zunächst von einer Phase exzessiver materieller Wohlstandsgewinne geprägt, in der sich die Versprechen der Moderne eines enttäuschungs- und sorgenfreien Lebens (insbesondere durch das Aufkommen der Büro- und Dienstleistungsgesellschaft) anfänglich zu bewahrheiten scheinen – und wird zugleich schrittweise die Wiege einer Vielzahl neuer moderner Einsamkeiten, die den so liebgewonnenen modernen Lebensstandard immer stärker überschatten, jedoch direkt aus ihm erwachsen. Die Reichtümer der Hochmoderne haben ihren Preis: die zunehmend belastende Erfahrung immer neuer Einsamkeiten, die sich ständig gegenseitig überholen und übertrumpfen.