BEV-Kaufinteressenten schauen vor allem auf den Kaufpreis. Doch der Preis allein genügt nicht, damit ein Kunde ein Elektroauto interessant findet. Dies zeigt ein neuer Attraktivitätsindex.
Wer sich ein batteriebetriebenes Elektroautos (BEV) kaufen will, schaut zunächst einmal auf den Kaufpreis. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Beratungsunternehmens BearingPoint zusammen mit dem Handelsblatt Research Institute unter Autofahrern in Deutschland. Durchgeführt wurde die Umfrage als Basis für den neuen "Attraktivitätsindex Elektromobilität". Dieser soll die Attraktivität von BEVs für potenzielle Käufer in Deutschland abbilden.
Neben dem Kaufpreis seien die Reichweite, der Stromverbrauch (Stromkosten pro 100 km) sowie die Qualität der BEV weitere wichtige Kriterien bei der Kaufentscheidung, so die Umfrage. Hier würden beispielsweise die Qualitätsversprechen europäischer Hersteller deutlich positiver eingeschätzt als bei den chinesischen OEM, die hingegen beim Preis vorne lägen.
VW, Audi und Mercedes vorn, chinesische Marken abgeschlagen
Dem Attraktivitätsindex zufolge liegt Volkswagen auf Platz 1. Hier stimme das Gesamtpaket. "Zwar ist Volkswagen nur bei wenigen Parametern wie der Servicestellenzahl oder den Crashtestergebnissen ganz vorn, in Summe über alle relevanten Kriterien hinweg bietet der Hersteller allerdings die höchste Attraktivität für potenzielle Käufer", heißt es. Der US-Hersteller Tesla liegt auf Platz 4 und ist damit wie bei den Zulassungszahlen etwas abgeschlagen.
Auf den Positionen 2 und 3 liegen Audi und Mercedes-Benz. Damit würden sich die beiden deutschen Premiumhersteller deutlich vor BMW auf Platz 7 positionieren, auch wenn der bayerische Autobauer bei Verbrauchern höchstes Vertrauen in Qualität und Innovation genieße. Die drei attraktivsten Hersteller seien damit diejenigen, die ihren Kunden unter anderem das mit Abstand größte Service- und Werkstattnetz böten, so die Umfrage. Abgesehen von Opel würden alle deutschen OEMs eine höhere Attraktivität aufweisen als der Gesamtindex über alle Marken hinweg.
Die geringste Attraktivität weisen die chinesischen Hersteller auf. Sie könnten zwar mit im Schnitt preisgünstigeren Modellen punkten, so die Studienautoren, dies reiche aber nicht aus, um ihren Rückstand bei den anderen Parametern aufzuholen. "Allerdings ist dies nur eine Momentaufnahme. Mit der Zeit könnte sich dies ändern, wenn die Hersteller sich technologisch weiter verbessern, ihr Servicenetz ausbauen oder andere Dienstleistungen wie zum Beispiel einen mobilen Service etablieren. Das würde wiederum das Vertrauen der Käuferinnen und Käufer stärken. Eine Rolle spielt dabei sicherlich auch die Markenbekanntheit", so Manuel Schuler, Partner im Bereich Automotive bei BearingPoint. Dazu kommt: Jüngere Generationen sind laut Umfrage offener gegenüber Elektrofahrzeugen chinesischer OEMs sind. Gleiches gelte für diejenigen, die bereits ein BEV besitzen.
Große Abneigung gegenüber der Elektromobilität
Neben den Umfrageergebnissen fließen in den Attraktivitätsindex Elektromobilität verschiedene Parameter wie etwa Preis, Reichweite, Ladegeschwindigkeit, Stromkosten pro 100 Kilometer und Ladesäulendichte ein, die nach der Bedeutung für die Kaufentscheidung unterschiedlich gewichtet werden. Grundlage sind dafür Fahrzeugmodelle unterschiedlicher Hersteller, die aktuell oder künftig in Deutschland gefragt sind und welche die verschiedenen Preissegmente abbilden.
Grundsätzlich zeige sich in der Umfrage aber noch eine große Abneigung gegenüber der Elektromobilität. Fast 75 % der befragten Autofahrer würden weder ein BEV besitzen noch sei eine Anschaffung geplant. Vor diesem Hintergrund stelle sich die Frage, so die Autoren, ob sich das Ziel von 15 Millionen Elektroautos in Deutschland bis 2030 erreichen lasse.