Skip to main content
Top

16-05-2017 | Elektromobilität | Nachricht | Article

Das E-Auto wird zum Mainstream

Author: Alexander Heintzel

4:30 min reading time

Activate our intelligent search to find suitable subject content or patents.

search-config
print
PRINT
insite
SEARCH
loading …

Die Welt steht vor dem Eintritt in das Zeitalter der Elektromobilität. Diese braucht Schwarmintelligenz, regenerativ erzeugte Energien und eine intelligente Infrastruktur, um wirklich effizient zu sein.

"E-Mobilität ist eine Sache für Pioniere", hat Christian Senger, Leiter Baureihe E-Mobility bei Volkswagen, bereits zu Beginn seiner Eröffnungskeynote auf der ATZ-Fachtagung Netzintegration der Elektromobilität in Berlin postuliert. Die Treiber der E-Mobilität seien neben China auch die USA und Europa in starkem Maße. Derzeit sei man in einer Phase der Marktvorbereitung, die ab 2020 in eine Marktphase münde. "Dann", so Senger vor über 100 Teilnehmern der zum zweiten Mal in Kooperation mit BMW i und BridgingIT stattfindenden Tagung, "kommt die E-Mobilität aus der Nische". Dabei müsse ein OEM wie VW natürlich die bisherigen Mitbewerber im Auge behalten, es kämen aber ganz andere, neue Player ins Spiel, die stark berücksichtigt werden müssten. Dabei gelte es, die Kunden mit ihren veränderten Lebensumwelten mitzunehmen.

"Dinge werden intelligent – vom Staubsauger bis zum Auto und hochintelligente Systeme sind selten mit Verbrennungsmotor ausgestattet", konstatierte der VW-Ingenieur. Das Auto von morgen sei "ein Tablet auf Rädern, ein intelligenter Partner für individuelle Mobilitätsbedürfnisse. Und genau so ist die neue E-Baureihe von Volkswagen aufgesetzt." Um E-Fahrzeuge erfolgreich zu vermarkten sei es wichtig, dass sich deren Preisniveau an dem heutiger Dieselfahrzeuge orientiere und eine Reichweite von 350 bis 400 Kilometer abgebildet werde, die natürlich nach oben skalierbar sei. Senger: "Einfach einen E-Motor in einen Golf zu packen, wird nicht reichen." Kunden von E-Fahrzeugen würden ein neues Design mit einer konsequent eigenständigen Produktarchitektur und einer intelligenten Konnektivität. Der neue Modulare Elektrobaukasten (MEB) würde rund um die Batterie mit völlig eigenständiger Architektur so aufgebaut, dass marktspezifisch unterschiedliche Produkte angeboten werden könnten. 

E-Auto wird aktiver Netzteilnehmer

Dabei verschmelzen die Anforderungen an Automobile mit denen an Mobile Devices, was eine Entkopplung von Hard- und Software erfordert. "Wir docken das Internet an das Auto an – es wird zu einer Device of Choice mit individueller Konfiguration, Services und Dienstleistungen", umriss Senger die Ziele von VW. "E-Autos von morgen sind immer online, von normalen Updates Over-the-air bis hin zu kompletten Betreibsystem-Updates". Nur so komme das Wissen der Community in das Fahrzeug und dieses könne seinen Beitrag dazu leisten. Senger: "Auto, Infrastruktur und Services müssen eine Symbiose eingehen". Dies bedeute auch, dass Standardlösungen für das Laden ebenso sichergestellt sein müssten, wie Schnellladen und eine komplexe Ladeinfrastruktur für gewerbliche Kunden, vor allem große Flotten. Die Schaffung eine adäquaten Ladeinfrastrukturgerade in Städten sein entscheidend für den Erfolg der Elektromobilität. Das könne ein OEM allein nicht schaffen, er sei auf die Zusammenarbeit mit Energieversorgern und Netzbetreibern angewiesen, appellierte Senger an die Anwesenden: "Es wird deutlich, welch große Ladeinfrastruktur wir in den Städten benötigen und wie weit wir noch davon entfernt sind. Es gilt, die Probleme der Netze in weniger als 10 Jahren zu lösen – miteinander!"

Infrastruktur vor immensen Herausforderungen

"Die Pariser Klimaziele reflektieren, was getan werden muss, um unseren Planeten für die kommenden Generationen zu erhalten", sagte Volker Blandow, Global Head E-Mobility beim TÜV Süd, aber es sei vielen immer noch nicht wirklich klar, was dies für unser tägliches Leben, den Mindset der Gesellschaften sowie die gesetzgeberischen und politischen Rahmen speziell in hochindustrialisierten Ländern heiße. Carbonfreie Ökonomie in 2050 bedeute für den Transportsektor "Zero Emissions" in 2030, da der komplette Austausch der globalen Fahrzeugflotte mindestens 20 Jahre in Anspruch nehme. "Daher muss", so Blandow, „Elektromobilität zum Mainstream werden und wir müssen unsere Infrastrukturen darauf vorbereiten, mit bis zu 40 Millionen Pkw, Nutzfahrzeugen und Bussen umgehen zu können, die alle batterieelektrisch oder von Brennstoffzellen angetrieben werden".

Die Gesamtnachfrage nach elektrischer Energie werde dabei nicht signifikant wachsen, wohl aber werden die erforderlichen Spitzenleistungen dramatisch ansteigen. Gleichzeitig müssten erneuerbare Energien zu 100 Prozent die Versorgung mit Elektrizität übernehmen. Beide Entwicklungen müssten synchronisiert und in einem immer kostensensibleren Umfeld implementiert werden. "Der Erfolg der Grid-Integration erneuerbarer Energien und Sicherstellung der Infrastruktur sind die Schlüsselelemente einer karbonfreien Zukunft", ist sich Blandow sicher. Derzeit, so der TÜV-Experte, sei für High Power-Charging an keiner einzigen Tank und Rast Anlage in Deutschland genügend Energie vorhanden. Die Herausforderungen für die Grid-Integration sind demnach eine klare Regelung der Energieversorgung, der Zugang zu auseichender elektrischer Versorgung in Wohnanlagen, Standardlösungen für das Laden sowie Investitionen in Infrastruktur.

In diesem Kontext sieht Blandow die Brennstoffzelle als wichtigen Player. Der Vorteil der Brennstoffzelle seien das geringere Gewicht und das einfache betanken. Ein BEV benötige jeweils eine Ladestation zuhause, am Arbeitsplatz und im öffentlichen Bereich. Blandow: "Ich rechne damit dass wir etwa 90 bis 100 Milliarden brauchen für die Infrastruktur. Bei Wasserstoff sind es etwa 40 Milliarden". Die Brennstoffzelle habe gerade im Langstreckenverkehr und hier insbesondere im Transportbereich großes Potenzial. "Damit E-Mobilität erfolgreich ist, müssen wir akzeptieren, dass eine drastische Reduktion von CO2 bis 2050 notwendig ist", bilanzierte Blandow, "Wir brauchen Fahrzeuge, deren Gesamtbetriebskosten denen von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor entsprechen und die die Kunden akzeptieren. Und wir brauchen eine ausreichende Infrastruktur".

Die 2. Internationale ATZ-Fachtagung Netzintegration der Elektromobilität findet heute, 16. Mai 2017, und morgen in Berlin statt.

print
PRINT

Related topics

Background information for this content

Premium Partner