Letzte Vorbereitungen: Kurz vor dem Jungfernflug überprüft der Siemens-Projektleiter die Einstellungen am Antriebssystem.
Siemens
Mit einem elektrischen Antrieb für ein Kleinflugzeug will Siemens die Lüfte erobern. Forscher des Unternehmens haben dazu einen neuartigen Elektromotor für Flugzeuge entwickelt, der bei einem Gewicht von nur 50 kg rund 260 kW elektrische Dauerleistung liefert — fünfmal so viel wie vergleichbare Antriebe. Das Antriebssystem hat Ende Juni auf dem Flughafen Dinslaken Schwarze Heide seinen ersten Flug vor der Öffentlichkeit absolviert und dabei ein Kunstflugzeug vom Typ "Extra 330LE" nahezu lautlos angetrieben. Damit werden hybride Elektroflugzeuge mit vier oder mehr Sitzen möglich.
Laut Frank Anton, Leiter eAircraft bei der zentralen Siemens-Forschung Corporate Technology, ist damit "zum ersten Mal ein Elektroflugzeug in der Leistungsklasse von einem Viertel Megawatt geflogen." Die rund 1000 kg schwere Extra 330LE dient dabei als Erprobungsträger für den neuen Antrieb — als Kunstflugzeug eignet sie sich besonders dafür, die Komponenten an ihre Grenzen zu bringen, zu testen und weiterzuentwickeln. Die Technologie wird Siemens zudem in seine Kooperation mit Airbus zum elektrischen Fliegen einbringen, die beide Unternehmen im April 2016 vereinbart hatten. Elektrische Antriebe sind skalierbar — auf Basis des leistungsstarken Motors werden Siemens und Airbus hybrid-elektrische Regionalflugzeuge entwickeln. "Bis 2030 erwarten wir erste Maschinen mit bis zu 100 Passagieren und rund 1000 km Reichweite", erklärt Anton.
Hybrid-elektrische Antriebssysteme für Luftfahrzeuge als künftiges Geschäftsmodell
Die Entwicklung elektrischer Antriebe für Luftfahrzeuge ist das erste Projekt der neuen Start-up-Organisation next47 bei Siemens. Das Unternehmen ist entschlossen, die hybrid-elektrischen Antriebssysteme für Luftfahrzeuge als künftiges Geschäft aufzubauen. Das Antriebssystem hat Siemens mit Förderung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) im Rahmen des Deutschen Luftfahrtforschungsprogramms LuFo entwickelt. Die Extra 330LE ist in Zusammenarbeit von Siemens, Extra Aircraft, MT-Propeller und Pipistrel (Batterie) entstanden.