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2000 | Book

Elektronisches Geld und Geldpolitik

Eine Analyse der Wechselwirkungen

Author: Monika E. Hartmann

Publisher: Deutscher Universitätsverlag

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About this book

Es ist schon faszinierend zu beobachten, wie sich die Wirtschaftsgesellschaft der Gegen­ wart um das Idol der Innovation schart. Sie gilt als ein Allheilmittel für die Probleme der Marktwirtschaft, die sich seit etwa zwei bis drei Jahrzehnten im Wirtschaftssystem eingenistet haben. Propagiert wird: Mit Kreativität und Innovationsfreude als entscheidende Motoren bekommt man alle Probleme in den Griff. Der Markt wird' s schon richten. Er ist findig und fündig genug, für Fortschritt und Wohlstand zu sorgen - sofern nur der Staat ihm die hierzu nötigen Spielräume garantiert. Falls sich hoheitliche Autoritäten tatsächlich befugt glauben, in Marktprozesse einzugreifen, dann allenfalls zur aktiven Unterstützung der Innovationskräfte, aber keinesfalls als deren Bremser - so die landläufige Meinung. Das .Electronic Money" in Form des Karten- und Netzgeldes zählt zu den jüngsten Vor­ zeige-Innovationen der Kreditwirtschaft. Das Gebiet des Zahlungsverkehrs bietet eine beson­ ders saftige Wiese für das Gedeihen kreativer Vorstellungskräfte. Diese können schon sehr bald vom Denkmodell zur innovativen Wirklichkeit werden.

Table of Contents

Frontmatter
I. Einleitung
Zusammenfassung
Eine trennscharfe Definition des Begriffs „Geld“ zu finden, ist bereits vor dreißig Jahren schwierig erschienen. Boulding beschreibt das grundlegende Dilemma der Geldtheorie auf humorvolle Weise und prognostiziert, daß im Zeitalter der Computer das Geld „an sich“ (gemeint ist wohl physisch „begreifbares“ Bargeld) eines Tages verschwinden wird.
Monika E. Hartmann
II. Begriffsbestimmungen
Zusammenfassung
Wie bereits zu Beginn der Einleitung erwähnt, ist die Begriffswelt rund um das Thema „Geld“ alles andere als klar umrissen und wissenschaftlich eindeutig definiert. Neben die Schwierigkeiten, eine exakte wissenschaftliche Definition des Phänomens „Geld“ zu formulieren, tritt die Verwendung des Wortschatzes aus den Bereichen der modernen Bankdienstleistungserstellung, insbesondere des elektronischen Zahlungsverkehrs mit seinen mannigfaltigen Fachausdrücken und Produktbezeichnungen. Im Anwendungsfeld herrscht ein Wirrwarr an Begriffen, deren Bedeutung selbst unter Fachleuten alles andere als eindeutig geklärt ist. Deswegen ist es unerläßlich, zu Beginn jeder Abhandlung über das Themengebiet des elektronischen Zahlungsverkehrs eine hinreichend konsistente Abgrenzung der verwendeten Termini vorzunehmen. Das Definitionsproblem verschärft sich nochmals, sobald man das Begriffsfeld „elektronisches Geld“ behandeln möchte: wenn schon nicht eindeutig umrissen werden kann, was „Geld“ eigentlich ist, so herrscht beim Gebrauch der Bezeichnungen rund um das „digitale Geld“ eine geradezu babylonische Verwirrung. Diese gilt es durch möglichst eindeutige Definitionsansätze weitgehend zu lösen, um eine wissenschaftliche Diskussion des Untersuchungsgegenstandes im Zusammenspiel mit geldpolitischen Aspekten zu ermöglichen. Es bleibt anzumerken, daß die in diesem Kapitel gewählten Definitionen und Untersuchungsansätze nicht die einzig möglichen sind. Sie erscheinen jedoch unter dem Gesichtspunkt des gewählten Untersuchungsschwerpunktes „E-Geld und Geldpolitik“ als besonders geeignet, eine pragmatisch orientierte Basis für die weiteren Ausführungen zu bilden.
Monika E. Hartmann
III. E-Geld als Zahlungsmittelinnovation: Mosaiksplitter oder Meilenstein?
Zusammenfassung
Welche Grundeigenschaften haben die populärsten der neuen Zahlungssysteme, die unter den zuvor definierten E-Geld-Begriff gezählt werden können, und wie sind sie aus Sicht der unmittelbar beteiligten Gruppen zu bewerten? Stellen sie eine bahnbrechende Innovation für den nationalen Zahlungsverkehr dar, beispielsweise indem sie bislang verbreitete Zahlungsgewohnheiten von Grund auf verändern? Wie läßt sich ihr Marktpotential einschätzen und mit Alternativen vergleichen? Welche Bestimmungsgründe sind für die erfolgreiche Einführung neuer Systeme auf Anbieter- und auf Nachfrageseite relevant?
Monika E. Hartmann
IV. E-Geld aus geldpolitischer Sicht
Zusammenfassung
Gegenstand dieses Kapitels sind die Auswirkungen einer zunehmenden Verbreitung von E-Geld auf währungspolitische Zusammenhänge in geldpolitischer Theorie und Praxis, oder — wie van der Wielen es 1997 ausdrückte — „[...] why electronic money goes right to the heart of central banking and what risks are run if electronic money schemes are not properly supervised“.208 Dabei soll in den theoretischen Abschnitten von einer Notenbank mit diskretionären Handlungsspielräumen ausgegangen werden, deren Verantwortliche ihre Entscheidungsmöglichkeiten zugunsten des Ziels der Geldwertstabilität einsetzen. Ferner sei angenommen, daß die Notenbank über politische und ökonomische Unabhängigkeit verfüge und sich streng an ihrem ausschließlichen gesetzlichen Auftrag, der Preisstabilität ausrichtet. Diese Annahmen decken sich mit den heutigen Verhältnissen in vielen Industrieländern. Für die praktischen Überlegungen sollen die Rahmenbedingungen des deutschen Finanzsystems als Basis zur Beurteilung möglicher geldpolitischer Effekte herangezogen werden. Um die Auswirkungen der Zahlungsmittelinnovation E-Geld zunächst in einem stetigen währungspolitischen Umfeld betrachten zu können, soll eine „ceteris paribus“-Annahme getroffen werden, was die Entwicklungen im Zahlungsverkehr und die Durchführung der Geldpolitik anbetrifft. Diese Annahme ist durch die Vorbildfunktion des deutschen Zentralbanksystems und seiner Mechanismen bei der Gestaltung des Europäischen Modells zu rechtfertigen, um an der gegenwärtigen Bruchstelle im geldpolitischen Regime nach möglichen Folgen der E-Geld-Entwicklungen zu suchen.
Monika E. Hartmann
V. Länderstudie elektronisches Geld
Zusammenfassung
In diesem Kapitel geht es um Zusammenhänge zwischen den gewachsenen nationalen Strukturen des Zahlungsverkehrs, den geldpolitischen Maximen und Handlungsrahmen einerseits und den Stellungnahmen und ordnungspolitischen Initiativen im Hinblick auf elektronisches Geld andererseits. Es soll untersucht werden, inwieweit Unterschiede in der geldpolitischen Konzeption und in den Zahlungskulturen dazu führen, daß verschiedenartige Konsequenzen aus der Entwicklung der E-Geldsysteme gezogen werden. So könnte man vermuten, daß in Ländern, in denen die Zentralbanken keine zusätzlichen Risiken gegenüber der gesamten Zahlungsverkehrsentwicklung sehen und das Verbreitungspotential von E-Geld als niedrig eingeschätzt wird, auch keinerlei ordnungspolitische Richtlinien vorgesehen sind.
Monika E. Hartmann
VI. Schlußbetrachtung
Zusammenfassung
E-Geld ist zwar Bestandteil innovativer Veränderungen von bedeutenden Ausmaßen (Internetnutzung, beschleunigte und elektronische Zahlungsverkehrsabwicklung), aber isoliert betrachtet weder für den Zahlungsverkehr noch für die Geldpolitik von übermäßig großer Bedeutung. Sollte sich an den momentan vorliegenden Eigenschaften der Systeme, am Verhalten der Systemträger und an den Rahmenbedingungen des Zahlungsverkehrs und der Währungspolitik nichts Umwälzendes mehr gegenüber der hier geschilderten Ausgangssituation ändern, so sind die zu erwartenden Auswirkungen insbesondere auf die Wirkungsmechanismen der Geldpolitik gering. Für Deutschland und Europa wird sich die Zersplitterung in viele Zahlungssysteme mit unterschiedlichem Einsatz- und Leistungsspektrum fortsetzen. E-Geld stellt keinesfalls eine dominierende Form dar — weder gegenüber Bargeld noch gegenüber Buchgeld ist es allgemein überlegen. Die Vielseitigkeit der eingesetzten Zahlungsinstrumente ist um eine weitere (bislang unbedeutende) Variante angereichert worden; dies stellt eine Stärke dar, wenn man die Effizienz und die Verletzlichkeit des gesamten Zahlungsverkehrs vor Augen hat.
Monika E. Hartmann
VII. Zusammenfassung
Zusammenfassung
Diese Arbeit handelt vom Verhältnis zwischen der Zentralbank und den neuen elektronischen Bezahlkonzepten, die unter der Bezeichnung „elektronisches Geld“(auch: E- Geld, digitale Geldbörsen etc.) diskutiert werden.
Monika E. Hartmann
Backmatter
Metadata
Title
Elektronisches Geld und Geldpolitik
Author
Monika E. Hartmann
Copyright Year
2000
Publisher
Deutscher Universitätsverlag
Electronic ISBN
978-3-322-89641-4
Print ISBN
978-3-8244-7228-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-89641-4