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2016 | Book

Empirische Prognoseverfahren in den Sozialwissenschaften

Wissenschaftstheoretische und methodologische Problemlagen

Editors: Reinhard Bachleitner, Martin Weichbold, Markus Pausch

Publisher: Springer Fachmedien Wiesbaden

Book Series : Zukunft und Forschung

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About this book

Der vorliegende Sammelband diskutiert differenziert sozialwissenschaftliche Prognoseverfahren und ermöglicht eine vertiefte Orientierung in diesem Methodenfeld. Kern des Buches sind Beiträge zu methodischen und methodologischen Grundlagen unterschiedlicher Prognoseverfahren. Empirische Beispiele illustrieren die Vorgangsweisen einzelner Prognosemethoden. Abgerundet wird die Thematik mit einem kulturhistorischen Exkurs zur Entwicklung von Vorhersagen sowie mit kritischen Fragen nach dem Umgang von Prognoseergebnissen in medialen Öffentlichkeiten.

Table of Contents

Frontmatter

Zur Kulturgeschichte von Prognosen

Frontmatter
Zur Prognostik und ihrer Geschichte
Zusammenfassung
Clairvoyantes are often wrong: they foresee what is likely. I am not fond of what is likely; it is always dull. I do what is unlikely. (George Eliot, „Daniel Deronda“, Kapitel 7)
Justin Stagl

Zu den Grundlagen von Prognosen und Prognoseverfahren

Frontmatter
Wissenschaftstheoretische Grundlagen von Prognoseverfahren
Zusammenfassung
In diesem Beitrag sollen die wissenschaftstheoretischen Grundlagen von Prognoseverfahren dargestellt werden. Prognoseverfahren können sehr unterschiedlicher Natur sein. Daher versuchen wir in diesem Beitrag in erster Linie einen überblick über unterschiedliche Arten von Prognoseverfahren aus wissenschaftstheoretischer Sicht zu liefern. Zugleich beschäftigen wir uns mit Dimensionen der Unsicherheit und damit zusammenhängend mit Fragen des richtigen Umgangs mit Prognosen in der praktischen Anwendung. Dabei verstehen wir Prognosen (dem üblichen Sprachgebrauch folgend) im deskriptiven Sinne als Voraussage von Ist-Zuständen, in Abgrenzung zur Formulierung von SollZuständen, ohne damit den Zusammenhang zwischen prognostizierten Ist-Zuständen und daraus resultierten Handlungsempfehlungen ausklammern zu wollen (dazu Abschnitt 13).
Gerhard Schurz
Methodologische Grundlagen der Prognostik
Zusammenfassung
„Zukunftsforschung“, die ja einen Blick auf das Kommende in Aussicht stellt bzw. verspricht, erweist sich als ein Phänomen - welche Gesellschaften man auch immer heranzieht -, das sich in allen Epochen der Menschheitsgeschichte wiederfindet. Die Facetten der "Prophezeiungen" reichen vom Orakel in der Oase Siwa über Delphi bis hin zu unterschiedlichen Prognoseverfahren in den modernen Gesellschaften sowie der postmodernen, kritikablen Trendforschung oder den heute anspruchsvollen statistischen Simulationsverfahren. Dieser Entwicklungsprozess der Voraussage zeigt immer wieder einen deutlichen Sichtwechsel mit Umbrüchen, der vor allem als „Paradigmenwechsel“ im Bereich der Methoden erkennbar wird.
Reinhard Bachleitner
Statistische Prognoseverfahren für die Sozialwissenschaften
Zusammenfassung
Ziel von statistischen Prognoseverfahren ist die Vorhersage von nicht eingetretenen Ereignissen bzw. von deren Auftrittswahrscheinlichkeit auf der Grundlage eines statistischen Modells und empirischer Daten. Beispielsweise soll aufgnmd des Verlaufs der Jugendkriminalität der letzten Jahre vorausgesagt werden, wie sich die Kriminalität in Zukunft entwickeln wird. Auf Basis sozialstruktureller und wirtschaftlicher Merkmale von Gemeinden sollen die Ergebnisse der nächsten Wahl für ein Bundesland prognostiziert werden. Es soll statistisch abgeschätzt werden, wie stark durch eine Erhöhung der Ausgaben der aktiven Arbeitsmarktpolitik die Jugendarbeitslosigkeit reduziert werden könnte. Weitere Beispiele befinden sich in diesem Sammelband.
Johann Bacher, Werner Müller, Sandra Ruderstorfer
Die Frage nach der Zukunft. ‚Künftiges’ als Gegenstand von Befragnngen
Zusammenfassung
Als Aufgaben der Wissenschaft und somit auch der Soziologie gelten gemeinhin das Beschreiben, Erklären und Vorhersagen, in bestimmten wissenschaftstheoretisch-methodologischen Positionen wird auch das Verändern als Ziel gesehen (vgl. Hussy el al. 2013, S. 12; Kromka 1984, S. 120). Dabei sorgen die Methoden empirischer Sozialforschung für jene Datenbasis, mit der in Verbindung mit entsprechenden sozialwissenschaftlichen Theorien Beschreibungen, Erkläungen und eben auch Prognosen gemacht werden. Das Methodenrepertoire in den Sozialwissenschaften ist durchaus breit und vielfältig, geht letztlich aber doch auf wenige Grundfonnen zurück. Die seit vielen Jahrzehnten wohl wichtigste Methode ist die Befragung.
Martin Weichbold
Zur Methodologie und Methodik interpretativer Proguoseverfahren
Zusammenfassung
Interpretative und qualitative Prognoseverfahren suchen und bieten einen weitgehend anderen methodischen Zugang zu Vorhersagen und Entwürfen von Zukünften an, als die bisher hier besprochenen Prognosetechniken. Sie entwerfen und entwickeln Bilder möglicher Zukünfte, wobei die Idee (meist) linear orientierter Fortschreibungen der Vergangenheit - wenngleich nicht immer, aber oftbewusst verlassen wird. Derartige innovative Einsichten und Entwürfe von Zukunftsräumen beinhalten ein Brechen mit den alltagsüblichen Erwartungshaltungen sowie ein anderes Sehen von Wirklichkeiten für die Zukunft.
Reinhard Bachleitner

Zum Theoriebezug von Prognosen

Frontmatter
Kontroversen zur Schätzung und Prognosefähigkeit am Beispiel globaler Klimawandel- sowie wirtschaftswissenschaftlicher Vorhersagestudien
Zusammenfassung
Das Schätzen von freien Parametern von Modellen, um eine bessere Übereinstimmung mit den Beobachtungen zu erreichen, ist gängige Praxis in den Wissenschaften, wird aber - etwa in den Klimawissenschaften und den Wirtschaftswissenschaften - auch immer wieder kontroversiell diskutiert.
Franz Huber, Charlotte Werndl
Demographischer Metabolismus: Eine prognosefähige Theorie des sozialen Wandels
Zusammenfassung
Dieser Beitrag stellt eine demographische Theorie vor, die quantitativ beschreibt, wie sich Gesellschaften durch die Verändenmg der Zusammensetzung ihrer Mitglieder wandeln. Die einzelnen Mitglieder der Gesellschaft werden dabei in Hinblick auf relevante und messbare Merkmale charakterisiert. Dies sind Merkmale, die sich entweder im Laufe des individuellen Lebenszyklus verändern, oder solche, die in jungen Jahren geprägt werden und dann für den Rest des Lebens unverändert bleiben.
Wolfgang Lutz
Ansätze zur Frage der Voraussage in der Psychoanalyseund in den Psychotherapiewissenschaften vom geschichtsphilosophischen, klinischen und empirischen Standpunkt
Zusammenfassung
Wenn wir als Psychoanalytikerin oder Psychoanalytiker sowie als Psychotherapeutin oder Psychotherapeut über die Frage der Voraussage in der Psychoanalyse und in den Psychotherapiewissenschaften nachdenken, sind wir zuerst mit der Voraussage der Dauer einer Behandlung konfrontiert, nach der uns die Patientin oder der Patient fragt, um ihre oder seine Entscheidung treffen zu können. Die implizite Annahme der Patientin oder des Patienten dabei ist, dass die Behandlung therapeutische Folgen zeigen wird, das heißt, dass die Wirkung der Behandlung zu einem Ergebnis führen wird. So betrifft der zweite Aspekt der Voraussage die Wirksamkeit der Behandlung und ihre Prädiktoren, die klinisch oder empirisch erfasst und untersucht werden können.
Patrizia Giampieri-Deutsch

Empirische Beispiele für Prognoseerstellung

Frontmatter
Zur Prognose beruflicher Positionierung von Migranten der dritten Generation
Zusammenfassung
Gegenstand des Beitrags ist die Modellierung der zukünftigen Entwicklung beruflicher Platzierung von in Deutschland lebenden Migranten der dritten Generation in einem mittelfristigen Zeitraum von 30 bis 40 Jahren. Der Schwerpunkt liegt auf der Verbindung dieser Entwickhmg mit der demographisch und migrationsgeschichtlich bedingten Veränderung der etlmischen und sozialstrukturellen Bevölkeunngszusammensetzung, welche zusätzlich zu kausalen Faktoren den Assimilationsstand in der dritten Generation beeinflussen kann (Kompositionseffekte). Methode der Wahl ist eine dynamische Mikrosimulation, welche durch ihren modularen Aufbau und ihre stochastische Fortschreibungstechnik die Modellierung mehrebiger, nicht durch einfache mathematische Gleichungen formalisierbarer Prozesse erlaubt. Erste Ergebnisse zeigen, dass sich die demographische Entwicklung mit dieser Methode gut reproduzieren lässt und ein schwacher Kompositionseffekt identifizierbar ist.
Petra stein, Dawid Bekalarczyk
Simulation von Strategien der Entwicklungszusammenarbeit
Zusammenfassung
Für ein konkretes Projekt der Entwickhmgszusammenarbeit (EZA) in einer Region am Rande der Sahelzone wird ein Simulationsmodell des Typs System Dynamics vorgestellt. Die praktischen Probleme des Modellbildungsprozesses werden reflektiert. Mit diesem Modell werden verschiedene Strategien der EZA durchgerechnet und deren Ergebnisse diskutiert. Dabei werden die Ergebnisse sowohl unter dem Gesichtspunkt der inhärenten Probleme und Grenzen von Simulationsverfahren erörtert als auch zu den Grenzen der Möglichkeiten der EZA, wie sie von NGOs getätigt wird, in Bezug gesetzt.
Johann Murauer
GIS-basiertes Backcasting: Ein Instrument zur effektiven Raumplanung und für ein nachhaltiges Ressourcenmanagement
Zusammenfassung
Der Ursprung von Backcasting liegt in den 1970er Jahren. Damals führte Amory Lovins diese Methode zur Planung von Elektrizitätsangebot und -nachfrage ein und nannte es „backwards looking analysis“. Danach fand diese Methode regelmäßig in Energiestudien Anwendung (Dreborg 1996, S. 814; Quist 2007, S. 18). In der Folge dauerte es einige Zeit, bevor erkannt wurde, dass Backcasting auch bei anderen Fragestellungen, wie etwa der Nachhaltigkeit und Planung eingesetzt werden kann. In seinem Buch „Backcasting for a sustainable future: the impact after 10 years“ verglich Quist (2007) vier verschiedene Backcasting-Ansätze, wobei jeder davon auf unterschiedlichen Methoden basiert.
Eva Haslauer, Josef Strobl

Zum medialen Umgang mit Prognosen

Frontmatter
Politische Verwertung zukunftsorientierter Wissenschaft
Zusammenfassung
Dass sich neben den vielen Formen der unwissenschaftlichen Zukunftsvorhersagen von Wahrsagern und Propheten auch eine zukunftsorientierte Wissenschaft oder wissenschaftliche Prognostik entwickelt hat, ist auf das menschliche Bedürfnis nach Planungssicherheit und das damit verbundene Interesse der Politik zurückzuführen. Die Interaktion zwischen Politik und Wissenschaft ist einerseits notwendig, wenn man Wissenschaft nicht als Selbstzweck begreift, sondern ihr gesellschaftliche Relevanz und Verantwortung zuschreibt. Gleichzeitig birgt die jeweils unterschiedliche Handlungslogik Gefahren für beide Systeme.
Markus Pausch
Backmatter
Metadata
Title
Empirische Prognoseverfahren in den Sozialwissenschaften
Editors
Reinhard Bachleitner
Martin Weichbold
Markus Pausch
Copyright Year
2016
Electronic ISBN
978-3-658-11932-4
Print ISBN
978-3-658-11931-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-11932-4