Geht es darum, die Arbeitgebermarke zu stärken und auf dem Bewerbermarkt mit Employer-Branding-Maßnahmen zu punkten, ist dem Erfindungsreichtum kaum eine Grenze gesetzt. Ziel ist schließlich, die besten Köpfe nicht nur zu begeistern, sondern auch langfristig zu binden und damit Wissensvorteile im Unternehmen zu speichern. Kurse zur Gesundheitsprävention und Weiterbildungsprogramme gehören fast schon zum Standardportfolio attraktiver Arbeitgeber. Aber auch der betriebliche Bügelservice oder die organisierte Annahme von privaten Paketen ist dazu eingerichtet, Fachkräften einen positiven Mehrwert zu bieten. Auch die Pro-Familien-Stimmung ist auf Kurs gebracht. Verbesserungspotential gibt es dennoch.
Kündigung wegen Vereinbarkeitsproblemen
Neben flexiblen Arbeitszeiten und Wiedereingliederungsprogrammen, stehen betriebliche Betreuungsangebote ganz oben auf der Wunschliste von Eltern. Doch nicht nur die Politik lässt mit Regelungen, wie dem jüngst geplatzten Rückkehrrecht von Teil- in Vollzeit, auf sich warten. Auch die Betriebe schaffen es aller wahrgenommenen Familienfreundlichkeit zum Trotz offenbar noch immer nicht so ganz, die Vereinbarkeit von Job und Familie alltagstauglich zu realisieren. Die Folge: Jeder zehnte Arbeitnehmer plant derzeit der Vereinbarkeit von Job und Familie wegen den Arbeitgeber zu wechseln, so die Studie "Jobzufriedenheit 2017" des Personaldienstleisters Manpower.
Jeder zweite ist zufrieden
Insgesamt ist mehr als die Hälfte der knapp über 1.000 repräsentativ befragten Bundesbürger mit dem Bedingungen am Arbeitsplatz zufrieden (55 Prozent) und fühlt sich fair bezahlt (51 Prozent). Den Arbeitgeber an Freunde weiterempfehlen? Das können sich 39 Prozent vorstellen. Jeder Dritte (33 Prozent) stuft seinen Arbeitgeber außerdem als familienfreundlich ein. Wer Kind und Karriere unter einen Hut bringen will oder muss, dem helfen vor allem flexibilisierte Modelle zur Arbeitszeitgestaltung:
- 46 Prozent haben grundsätzlich die Möglichkeit Teilzeit zu arbeiten
- 29 Prozent haben grundsätzlich die Möglichkeit von Teilzeit in Vollzeit zu wechseln
- 27 Prozent der Mitarbeiter mit Kindern können flexible Arbeitszeiten vereinbaren
Familien brauchen mehr als Teilzeit
Im Vergleich zu den Zahlen der vergangenen fünf Jahren sind das alles Verbesserungen. Doch nicht übersehen werden sollte, dass Betriebe das Vorhaben "Familienfreundlichkeit" vor allem über die Arbeitszeitgestaltung definieren. Homeoffice und Teilzeit können aber nur Teile einer Lösung sein, die Arbeitnehmern hilft eine Lebenswirklichkeit zu meistern in der Kinderbetreuung - und übrigens auch Angehörigenpflege - in Einklang zu bringen ist mit dem Beruf und Karriere. Wem nutzen flexible und ausgeweitete Arbeitszeiten, wenn die Kita zu klassischen Zeiten öffnet und schließt? Familienfreundlichkeit bedeutet auch Vereinbarkeitsprobleme durch mutige Konzepte zu bewältigen helfen. "Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist mehr als das Optimieren von Leistungspotenzialen", schreibt Springer-Autor Rüdiger Bechstein (Seite 480). Berufstätige Eltern die mit ihrem Wissen im Unternehmen bleiben wollen, seien nicht "Bürde, sondern Erfolgsfaktor" (Seite 474).
Die Manpower-Studie zeigt auf, wo die "Familienfreundlichkeit" hakt: Wiedereingliederungsprogramme nach der Elternzeit gibt es nur für 16 Prozent der Befragten, unternehmensinterne Betreuungsmöglichkeiten nur für zehn Prozent, Zuschüsse zur Kinderbetreuung oder Hilfe bei der Suche nach Betreuungsmöglichkeiten nur für jeweils neun Prozent. Wie sich Unternehmen im Bereich der Kinderbetreuung engagieren können, erklärt Springer-Autorin Katrin Schneiders.
Betriebliche Kindertagesstätten können nicht nur rund-um-die Uhr Betreuung anbieten, sondern auch auf kurzfristige oder temporäre Betreuungsbedarfe eingehen. Allerdings, mahnt die Autorin zu einem ausgewogenen Belegungsmanagement: "Eine Belegung, die an den Fachkräftebedarfen der Unternehmen und nicht an den sozialen Bedarfen von Eltern und Kindern orientiert ist, könnte neben Diskriminierungen auch zu sozial homogenen Gruppenzusammensetzungen führen, die sozial selektiv sind" (Seite 280). Studien zeigten nämlich, dass betriebliche Einrichtungen eher von höher qualifizierten Kräften in Anspruch genommen würden.