Studium, Volontariat, Auslandserfahrung und am besten mehrere Sprachen bei umfassender Berufserfahrung, von Soft Skills wie Teamgeist, Kreativität und Dynamik ganz zu schweigen. Eigentlich könnten Unternehmen ruhig "Wir suchen die eierlegende Wollmilchsau" in ihre Stellenanzeigen schreiben. Denn oft werden hohe Kandidatenanforderungen formuliert, aber sehr viel seltener können Bewerber lesen, was sie im Unternehmen wirklich erwartet, etwa in Hinblick auf die Unternehmenskultur.
Unternehmen spielen mit ihrer Glaubwürdigkeit
Noch viel schlimmer erleben Bewerber aber die Schönfärberei in Inseraten. Diese haben laut einer Online-Umfrage des Softwareanbieters Softgarden, an der mehr als 2.000 Jobsuchende teilgenommen haben, 42 Prozent der Befragten schon einmal erlebt. Die Kandidaten gaben an, dass die Jobrealität nicht mit dem übereinstimmte, was die Stellenausschreibung versprach. Daher verwundert es wenig, das nur 15,6 Prozent der Befragten dem Wortlaut von Stellenanzeigen uneingeschränkt trauen. Weil die Qualität eines Jobangebotes einfach nicht stimmte, haben zudem 73,1 Prozent schon einmal eine Bewerbung abgebrochen.
"Manche Arbeitgeber schludern ihren Text einfach auf eine x-beliebige Seite", schreibt ein Bewerber. "Es schlafen einem die Augen beim Lesen ein", bringen die Umfrageteilnehmer die ganze Misere in der deutschen Stellenanzeigenlandschaft auf den Punkt.
Bewerberorientierung und Unique Employment Proposition
Doch was wünschen sich Bewerber bei Jobinseraten? Vor allem präzise und plastische Informationen, Transparenz, die einen typischen Arbeitstag vermittelt statt der bloßen Aufzählung von Aufgaben, so die Einordnung von Softgarden. Untenehmen müssten sich einfach darüber klar werden, dass Stellenzeigen nicht mehr einfach nur ein Instrument zur Personalauswahl sind, sondern eines, mit dem sich das Unternehmen beim Kandidaten bewirbt.
Stellenanzeigen sind ein wichtiger Baustein zum Aufbau einer Arbeitgebermarke, heißt es im Buchkapitel "Die Stellenanzeige als Instrument des Employer Branding in Europa". Dabei komme es darauf an, eine Unique Employment Proposition (UEP) zu schaffen, ist im Kapitel "Employer Branding versus Consumer Branding – (Stellen-)Anzeigen im Vergleich" zu lesen. Die Stellenanzeige ist dafür ein wichtiges Kommunikationsinstrument.
Bewerber erhalten kaum Einblicke in die Arbeitswelt der Unternehmen und befinden sich hinsichtlich der Beurteilung von Arbeitgebern in Unsicherheit. Eine Implikation für Unternehmen, die die Vorteile des Employer Branding nutzen und die Unsicherheit der Bewerber abbauen wollen, wäre die Kommunikation der UEP in der Stellenanzeige", erläutert Springer-Autor Marcus Stumpf auf Seite 100.
"Stelleninserate sind Werbeinserate", betont auch Matthias Mäder. Der Springer-Autor empfiehlt, diese Werbefunktion zu nutzen. Daher sollte auf jeden Fall das Layout stimmen und von branchenspezifischen Bildern unterstützt werden. Idealerweise sind dabei Bilder und Text voneinander getrennt und auch die unterschiedlichen Kanäle (Print, Online, Mobile) werden berücksichtigt.
Gleichzeitig wünschen sich Bewerber unter "Wir bieten" klare Hinweise zu Sozialleistungen, Weiterbildungsmöglichkeiten, Sabbatical oder Betriebssport. Auch Videos stehen ganz oben auf der Wunschliste von Bewerbern, um etwas über den potenziellen Arbeitgeber zu erfahren.
Um möglichst viele Bewerbungen zu erhalten, sollten Recruiter auf OneClick-Bewerbungen setzen, rät Mäder, da diese den Bewerbungsprozess für Kandidaten extrem erleichtern beziehungsweise Hürden reduzieren. Ansonsten ist der Fachkräftemangel vielleicht doch hausgemacht.