Wärmepumpen sind im Wohnungsneubau die Nummer zwei nach der Wahl der Heiztechnik. Im Bestand, also in bereits vorhandenen Wohngebäuden, kommen sie jedoch nur selten zum Einsatz. "Wärmepumpen können also nur wirtschaftlich betrieben werden, wenn eine möglichst niedrige Heizungstemperatur vorliegt. … Bei Altbauten sind Wärmepumpen i.Allg. unwirtschaftlich, da wegen des schlechteren Isolierzustandes viel zu hohe Vorlauftemperaturen erforderlich sind", konstatiert dies Springer Vieweg-Autor Holger Watter in seinem Buchkapitel Erdwärme und Wärmepumpe auf Seite 154.
Tatsächlich ist ein niedriger Energieverbrauch und eine entsprechend geringe Vorlauftemperatur beim Einsatz von Wärmepumpen unverzichtbar. Dennoch gibt es auch schon Lösungen für den Bestand, wo Wärmepumpen energetisch sinnvoll eingesetzt werden können.
Dämmung ist Voraussetzung
Doch dafür muss der Energieverbrauch der Bestandsimmobilie deutlich gesenkt werden. Gelingen kann dies nur mit einer ausreichenden Dämmung. Ideal wäre hier das Erreichen des KfW55- oder noch besser des KfW40-Standards, die auf jeden Fall einen unproblematischen Einsatz einer Wärmepumpe gewährleisten. Die Dämmung könnte bei Bestandsimmobilien jedoch mit Belangen des Denkmalschutzes kollidieren. In Frage kommt bei Sanierungen fast immer nur eine Außendämmung. Eine Innendämmung ist zwar technisch meist ebenso möglich. Jedoch wird die seitens der Sanierer meist abgelehnt, da sie die Wohngrundfläche verkleinert und somit die künftigen Erlöse etwa aus der Vermietung verringert. Dies wiegt umso schwerer, wenn etwa genau diese Erlöse auch die Sanierung finanzieren sollen.
Eine weitere Voraussetzung ist die Art der Wärmeverteilung. Bestandsimmobilien verfügen meist über klassische Rotationsheizkörper. Diese sind für Vorlauftemperaturen von gut 70 Grad Celsius ausgelegt. Wärmepumpen könnten diese Temperaturen zwar auch erreichen. Doch arbeiten sie dann in jedem Falle unwirtschaftlich. Denn ihre ideale Vorlauftemperatur übersteigt nicht die Marke von 35 Grad Celsius. Diese wiederum korrespondiert sehr gut mit jeder Art von Flächenheizung. Zu ihnen zählen die bekannte Fußbodenheizung, aber auch die Wand- oder Deckenheizung sowie die Betonkernaktivierung, die nach dem gleichen Prinzip funktionieren. Diese geben auch die eher geringe Vorlauftemperatur optimal an Raum und Menschen als Wärme ab.
Wärmeverteiler erneuern
Also steht ein Sanierer nicht nur vor dem Wechsel der Heiztechnik, sondern auch vor einem Wechsel der Wärmeverteiler. Das wiederum treibt die Sanierungskosten in die Höhe. Wirtschaftlich lohnen kann sich die Wärmepumpe im Bestand also am ehesten dann, wenn sowieso eine umfassende energetische Sanierung ansteht, in deren Planung vorgesehen ist, Fußboden oder Wände umfassend zu sanieren und die Fassade neu zu gestalten.
Genau das geschah in einer Gründerzeitvilla in Berlin-Lichterfelde. Die befand sich in einem desolaten Zustand. Ab 2015 wurde umfassend energetisch saniert. Auf 600 Quadratmetern entstanden sechs Wohnungen. Die Heizlast von 27 Kilowatt wird durch eine Erdwärmepumpe mit einer Jahresarbeitszahl (JAZ) von 4,43 abgedeckt. Nötig waren dafür sechs Bohrungen, in die auf 100 Meter Tiefe Doppel-U-Erdwärmesonden eingelassen wurden. Die Energiekosten liegen bei etwa 3.500 Euro im Jahr, die Kohlendioxid-Einsparung gegenüber einer konventionellen Heizungslösung beträgt 10,5 Tonnen jährlich.
"Unabhängig vom Wärmepumpentyp steigt die Jahresarbeitszahl mit einer niedrigen Heizungs-Vorlauftemperatur, weshalb solche Anlagen in Kombination mit Flächenheizungen, wie etwa im Fußboden, am effektivsten arbeiten", resümieren die Effizienz dieser Kombination die Springer-Vieweg Autoren Markus Reichart und Alexander Sauer in Ihrem Kapitel Gebäude auf Seite 188.