Daten, die in der Energiewirtschaft, wie hier an der Leipziger Strombörse EEX, seitens der Erzeuger, Netzbetreiber und Verbraucher massenhaft anfallen, ließen sich mit der Blockchain-Technologie manipulationssicher aufzeichnen, auswerten und abrechnen.
EEX
Die Blockchain ist eine revolutionäre Technologie. "Jeder Rohstoff, jeder Verarbeitungsschritt, jeder Transport etc. jedes einzelnen Produktes kann durch die Blockchain manipulationssicher in Transaktionen aufgezeichnet werden, wodurch die unterschiedlichen Systeme der im Prozess beteiligten Unternehmen ein standardisiertes Austauschformat haben", beschreiben den größten Nutzen die Springer Gabler-Autoren Tina Düring und Hagen Fisbeck auf Seite 456 ihres Buchkapitels Einsatz der Blockchain-Technologie für eine transparente Wertschöpfungskette.
Die Energiewirtschaft mit ihren massenhaft anfallenden und anwachsenden Daten zwischen immer mehr dezentralen Produzenten, Netzbetreibern und Verbrauchern schreit geradezu nach dieser Technologie. Doch Anwendungen sind im Gegensatz zur Finanzbranche, die mit ähnlichen Parametern arbeiten, rar. Die aktuelle Studie der Unternehmensberater Horváth & Partners, Strategieentwicklung von Energieversorgern, untersucht genau dieses Dilemma.
Größte Bedrohung Amazon, Google und Co.
Dazu wurden Entscheider der deutschen Energiewirtschaft befragt. Bezogen auf Blockchain und andere Digitalisierungsstrategien sieht mehr als der Hälfte der Befragten den Markteintritt branchenfremder Player, darunter ITK-Unternehmen, Dienstleistungsfirmen und Start-ups, aber auch von Google, Amazon und Co. als die größte Bedrohung an. "Gut vier von zehn Unternehmen erwarten von der Blockchain-Technologie Veränderungen des Marktumfelds", so die Studie.
Die Manager sehen jedoch im Falle einer eigenen, fortgeschrittenen Digitalisierung dies eindeutig als Chance, gegenüber der neuen Konkurrenz zu punkten. Von der Digitalisierung erhoffen sie sich auch wieder wachsende Margen. Doch dass dies eintritt, wird in der Studie angezweifelt.
"Der Markteintritt bisher Branchenfremder wie zum Beispiel Amazon Home wird das langjährig konstante Wettbewerbsumfeld der Energieversorger aufmischen. Hinzu kommt, dass die Digitalisierung die Anspruchshaltung der Kunden massiv verändert", sagt Matthias Deeg, Leiter des Beratungsbereichs für die Energiewirtschaft von Horváth & Partners. Was die Kunden aus anderen Lebensbereichen kennen würden und über Online-Plattformen nutzten, erwarteten sie nun auch von ihrem Versorger.
Service wird sich radikal ändern
Damit werden die Anforderungen an den Servicestandard radikal verändert. Gerade dies erfordere eine massive Umstellung der Arbeitsweise der Flächenorganisationen deutscher Energieversorger und die Einbindung von Dienstleistern, so Deeg.
43 Prozent der Befragten glauben, dass die Blockchain den Energiemarkt bis 2025 verändert. Angewendet werden könne sie bei Energiehandel und -vermarktung. 20 Prozent hätten zudem bereits eigene Projekte gestartet. Knapp ein Drittel sammelt Erfahrungen mit Kooperationen oder Beteiligungen an entsprechenden Projekten.
Dieses Engagement wird die Energiewirtschaft noch weiter ausbauen müssen, will sie gegenüber "gelernten" IT-Unternehmen nicht ins Hintertreffen geraten. Denn einen Großteil der Dienstleistungen, die heute die Versorger erbringen, etwa Messen, Ablesen und Abrechnen, können auch die Googles dieser Welt.
"Insbesondere der Energiesektor sieht in der Blockchain einen neuen Weg, der das Energiesystem revolutionieren könnte. Vor allem durch sogenannte Smart Contracts soll das Beziehen von Strom auf ganz neue Weise ermöglicht werden. Dabei soll der Kunde über intelligent geregelte Verträge automatisch immer den günstigsten Strom bekommen. Insbesondere für Verbraucher, die eigenen Strom zum Beispiel über Photovoltaikanlagen erzeugen und diesen verkaufen wollen, soll durch das Wegfallen von weiteren Instanzen ein finanzieller Vorteil entstehen", beschreiben diese neue Energiewelt Stephan Wiefling, Luigi Lo Iacono sowie Frederik Sandbrink auf Seite 482 ihres Zeitschriftenbeitrages Anwendung der Blockchain außerhalb von Geldwährungen.