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25-03-2015 | Energie | Schwerpunkt | Article

Modernes Stromversorgungssystem muss Kunden einbinden

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Die deutsche Stromwende gerät zunehmend in schwieriges Fahrwasser. Die Akzeptanz der Verbraucher sinkt nachweislich. Ein Kommentar von Springer-Autor Klaus-Dieter Maubach.

Nach Fukushima beschloss Deutschland den endgültigen Ausstieg aus der Kernenergie und den irreversiblen Einstieg in eine ehrgeizige Energiewende. In ihrem Zentrum steht eine Stromwende, die jedoch seit Fukushima in immer schwierigeres Fahrwasser gerät. Die Akzeptanz der Stromwende beim Verbraucher schwindet, besonders durch steigende Stromrechnungen.

"Mein Strom kommt aus der Steckdose" – dies ist einerseits ein zukunftsvergessener Spruch. Andererseits kann er als Ohnmachtsbekenntnis verstanden werden, denn Stromkunden erleben sich als passive Abnehmer, für die weder Herkunft noch Verbrauch noch Preisgestaltung transparent sind. Für die Kunden ist Besserung allerdings in Sicht, denn bekannte Technologien werden rapide kostengünstiger und machen neue Geschäftsmodelle möglich. Neue Wettbewerber beleben die Stromwirtschaft. Der Kunde wird zum so genannten "Prosumer", also einer Mischung aus Produzent und Konsument, der seinen Strom teilweise selbst produziert und insgesamt effizient und intelligent einsetzt. 

Etablierte Energieversorger werden herausgefordert

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Dieser Prozess findet nicht nur in Deutschland statt. Australien und die USA erleben beispielweise eine Welle neuer Photovoltaik-Installationen. Unzählige, kleinere Unternehmen sind entstanden, die nicht mit Großkraftwerken in Wettbewerb treten, sondern die etablierten Energieversorger dort herausfordern, wo diese traditionell schlecht aufgestellt sind - beim Kunden. Ihre Produkte und Dienstleistungen vereinen kleine Photovoltaikanlagen, Solartechnik mit Wärmepumpen, Batterien, Kleinstkraftwerke auf Brennstoffzellenbasis etc. Flankiert werden sie durch den globalen Trend des Internets der Dinge. Diese 4. Phase der industriellen Revolution hilft, verschiedenste technische Komponenten zu lokalen Energieversorgungslösungen zu integrieren. Viele Tausende lokaler Lösungen werden zu virtuellen Großkraftwerken oder Großspeichern zusammen geführt. Verteilte Systeme werden so mit einer Schwarmintelligenz ausgestattet und dadurch als Ganzes wieder beherrschbar. 

Zentrale Fragen auf dem Weg zum "Strom 4.0"

Ist das wirklich realistisch oder einfach nur ferne Zukunftsmusik? Werden sich am Ende doch Großkraftwerkstechnologien durchsetzen? Warum sollten Verbraucher in ihre eigene private Stromversorgung investieren? Und wie kann die Politik einen Regulierungsrahmen definieren, auf dem die verschiedensten Lösungen im Wettbewerb zu einander antreten?

Das sind die zentralen Fragen, die in diesem Buch beantwortet werden. In einer Zeit, in der die Zweifler an der Energiewende starken Zulauf haben, sollen neue Perspektiven aufgezeigt werden, die über das Erprobte in der deutschen Stromwirtschaft hinausgehen. Deutschland kann vom Ausland lernen – sowohl in Sachen neuer Technologien und erfolgreicher Geschäftsmodelle als auch in Sachen Innovationsförderung. Und Deutschland muss seine Stromkunden einbinden, damit sie vom passiven Verbraucher zu einem intelligenten und aktiven Teil eines modernen Stromversorgungssystems werden.

Zum Autor
Dr. Klaus-Dieter Maubach arbeitete bislang 25 Jahre für und in der Energiewirtschaft, zuletzt als Technologievorstand in einem internationalen, börsennotierten Energiekonzern. Der promovierte Ingenieur ist zudem seit 12 Jahren Lehrbeauftragter und Honorarprofessor für Elektrizitätswirtschaft an der Technischen Universität in Clausthal und Autor der Bücher "Energiewende" und "Strom 4.0".

Background information for this content

2014 | OriginalPaper | Chapter

Fukushima und Ausstieg (2011)

Source:
Energiewende

2015 | OriginalPaper | Chapter

Energiewende: Vision und Realität

Source:
Strom 4.0

2015 | OriginalPaper | Chapter

Private Stromproduktion – Chance oder Risiko?

Source:
Strom 4.0

2015 | OriginalPaper | Chapter

Strommärkte und Netzregulierung von Morgen

Source:
Strom 4.0