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19-05-2014 | Energie | Interview | Article

"Neue Lichttechnik erspart zwei Kernkraftwerke"

Author: Günter Knackfuß

3:30 min reading time

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Die Photonik ist eine Schlüsseltechnologie und Hightech-Branche. Über Kernbereiche, deutsche Hersteller und die Verbindung von Forschung und industrieller Anwendung berichtet Peter Leibinger im Interview.

Die Photonik umfasst als Wissenschaftszweig die Grundlagen und Anwendungen von optischen Verfahren und Technologien für die Bereiche der Übertragung, Speicherung und Verarbeitung von Information. 

Springer für Professionals: Welche Kernbereiche bestimmen die deutsche Photonikindustrie?

Peter Leibinger: Photonik ist ein Kunstbegriff, der sich aus Licht und Elektronik zusammensetzt. Unsere Branche beschäftigt sich also mit Dingen, die von der klassischen Optik kommen und bis zu optischen Halbleitern reichen. Die Kernbereiche der Photonik sind Produktionstechnik, Messtechnik, optische Komponenten und Komponentensysteme, Bio-Medizintechnik, Informationstechnik, Display-Herstellung, Photovoltaik und nicht zuletzt Licht.

Wie sind die deutschen Hersteller auf dem Weltmarkt positioniert?

In den ersten vier genannten Bereichen - der photonischen Produktionstechnik, der photonischen Messtechnik, der Medizintechnik und bei optischen Systemen - hat Deutschland im Weltmaßstab eine sehr gute Wettbewerbsposition. Dies gilt sowohl was die Technologie angeht, als auch bezüglich des Weltmarktanteils. Er liegt in den genannten Bereichen zwischen 10 und 17 Prozent. In der Photovoltaik hatten wir einmal einen guten Weltmarktanteil, dieser ist auf einen einstelligen Bereich gesunken. Auch im Licht hat Deutschland einen guten Weltmarktanteil; die Lichtbranche befindet sich aber im Umbruch und daher ist eine Prognose für die Entwicklung unseres Marktanteils in diesem Gebiet sehr schwierig. In den photonischen Themengebieten Display-Herstellung und Informationstechnik spielt Deutschland eine untergeordnete Rolle im Weltmaßstab.

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Wie gestaltet sich die Verbindung von Forschung und industrieller Anwendung?

Eine Stärke in der deutschen Photonik ist die sehr gute Zusammenarbeit in Forschungsthemen. Die deutsche Spezialität der geförderten Projektforschung eignet sich sehr gut für die Photonikindustrie, denn unsere Industrie ist weitgehend mittelständisch geprägt, erfordert aber gleichzeitig eine große Breite und Tiefe an Kompetenz. Die Projektforschung, der es gelingt, Konsortien aus Industrieunternehmen und Forschungsinstituten zusammenzubringen, schafft es immer wieder, technologische Spitzenleistungen zu erzeugen, die dann in Form von Produkten im Weltmarkt erfolgreich sind. Bestes Beispiel dafür sind Ultrakurzpulslaser für die industrielle Massenfertigung, die vor kurzem mit dem Deutschen Zukunftspreis des Bundespräsidenten ausgezeichnet wurden. Die Forschungsquote in der Photonik in Deutschland liegt weit über dem Industriedurchschnitt, wir investieren fast 10 Prozent unseres Umsatzes in Forschung und Entwicklung in unserer Branche.

Welchen Beitrag leistet Deutschland als LED-Leitmarkt für die Energiewende?

Die Lichtindustrie erlebt mit dem Umstieg von konventionellen Leuchtmitteln auf die LED derzeit eine echte Revolution. In den kommenden zehn Jahren wird die LED herkömmliche Lichtquellen vermutlich nahezu vollständig vom Markt verdrängen: Die LED ist um mindestens 50 Prozent effizienter in der Lichterzeugung, bringt ein vollständig anpassbares Lichtspektrum hervor und ist als Halbleitertechnik optimal integrierbar in moderne Kommunikations- und Informationssysteme. Diese Vorteile bieten eine große Chance für die erfolgreiche Gestaltung der Energiewende vor Ort. In Deutschland verbrauchen wir heute 16 Prozent der elektrischen Energie für die Beleuchtung. Mit der Umstellung auf die neue Lichttechnik können deutschlandweit jedes Jahr 20 Terawattstunden Energie – das entspricht etwa zwei Kernkraftwerken – und 13 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden.

Zunehmend an Bedeutung gewinnt die Biophotonik. Welche Perspektiven ergeben sich damit?

Die Biophotonik ist die Anwendung der Photonik in den Lebenswissenschaften. Sie hat sich in den letzten Jahren zu einer Enabling Technologie für die biomedizinische Forschung und die Medizintechnik entwickelt. Grundlage dafür ist vor allem das bessere Verständnis der Entstehung von Krankheiten auf der Ebene molekularer Lebensvorgänge. Die Biophotonik ermöglicht dieses Verständnis und liefert neue Ansätze für eine personalisierte Medizin – angefangen bei bildgebenden diagnostischen Verfahren über die Entwicklung neuer Wirkstoffe bis hin zur minimalinvasiven Therapie. In unserer älter werdenden Gesellschaft geht es auch darum, Krankheiten möglichst früh zu erkennen und zu behandeln. Hier liefert die Biophotonik wichtige Beiträge. Damit verbunden sind Marktchancen für Biophotonik-und Medizintechnik-Unternehmen in Deutschland.

Wie bewerten Sie die Aussichten der Photonikbranche für 2014?

Die Photonik ist eine Schlüsselbranche und partizipiert daher generell überproportional am wirtschaftlichen Aufschwung. Für 2014 sehen verschiedene Wirtschaftsprognosen im Moment sehr gut aus, weshalb wir davon ausgehen, dass die Photonik in diesem Jahr gute Aussichten auf Wachstum hat.

Das Interview führte Günter Knackfuß, freier Autor, für Springer für Professionals.

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2012 | OriginalPaper | Chapter

Photodetektion

Source:
Photonik

2010 | OriginalPaper | Chapter

Optische Nachrichtentechnik

Source:
Nachrichtentechnik