Die Digitalisierung auch der Heizung kann zu deutlich mehr Effizienz und damit letztlich zum Erreichen der Klimaziele im Gebäudesektor führen.
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Die Wärmewende stagniert. "Die Erzeugung von Wärme in Gebäuden erfolgt hauptsächlich durch die Verbrennung von Gas und Öl. Darüber hinaus stehen u. a. elektrische Heizungen, Wärmepumpen und Feststofffeuerung (z. B. Holzpellets), Solarthermie und Fernwärme zur Anwendung bereit. Als Heizsystem werden in erster Linie Zentralheizungen verbaut, während Fernwärme, Einzelraum- und Etagenheizungen einen vergleichsweise geringen Anteil ausmachen", beschreiben diesen Status quo die Springer Vieweg-Autoren Markus Reichart und Alexander Sauer in ihrem Buchkapitel Gebäude auf Seite 182.
Bleibt dieser Zustand so, was bei einer Sanierungsquote von unter einem Prozent wahrscheinlich ist, werden die Ziele der deutschen Energie-und Klimapolitik bis 2050 nicht erreicht. Denn bis dahin sollen die Treibhausgas-Emissionen in diesem Bereich gegenüber 1990 um 80 bis 95 Prozent sinken.
Technologieoffen günstiger
Die "Gebäudestudie - Szenarien für eine marktwirtschaftliche Klima- und Ressourcenschutzpolitik 2050 im Gebäudesektor" der Energieagentur dena zeigt nun, wie der Switch doch noch gelingen könnte. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Digitalisierung der Gebäudetechnik.
Dafür wurden drei Szenarien entwickelt:
- Im Szenario "Referenz" wird die aktuelle Entwicklung fortgeschrieben und die Klimaziele werden so nicht erreicht.
- Bei "Elektrifizierung" basiert die Treibhausgas-Minderung auf einer weitgehenden Elektrifizierung der Gebäudebeheizung und dem Ausbau der erneuerbaren Energien, insbesondere im Strombereich. Die Klimaziele werden erreicht. Schrittweise soll Deutschland zu 70 Prozent von 16 Millionen Wärmepumpen beheizt werden. Da diese zu 100 Prozent grün erzeugten Strom beziehen, werden die Klimaziele erreicht. Gegenüber dem Referenzszenario ist diese Lösung um gut 20 Prozent teurer.
- Im "Technologiemix" hingegen herrscht weitgehend Offenheit. Der Einsatz von vielzähligen Technologien sorgt ebenfalls für das Erreichen der Klimaziele. Dafür heizen bis 2050 über zehn Millionen effiziente Gas-und Ölheizungen, über eine Millionen gasbetriebene Mini-KWK-Anlagen sowie sieben Millionen Wärmepumpen. Gegenüber dem Referenzszenario ist es um 12 bis 14 Prozent teurer.
Ohne Effizienz geht’s nicht
Ein wesentlicher Faktor zum Gelingen der beiden Zielszenarien ist die Digitalisierung. Denn sie soll helfen, den Energieverbrauch in diesem Bereich zu senken. Ohne diese Effizienzsteigerung ist ein Erreichen der Klimaziele nicht möglich. Zu den Möglichkeiten gehören:
Maßnahme | Einsparpotenzial in Prozent |
Selbstadaptierende Heizkurveneinstellung | 1,5 bis 8 |
Präsenzkontrolle | 2,5 (Neubau), 4 (Altbau) |
Wetterprognose | 1 (Neubau), 3 (Altbau) |
Vereinfachung hydraulischer Abgleich | 2 (Neubau), 3 (Altbau) |
Visualisierung der Verbrauchsdaten | 2 bis 10 |
Gerade die Digitalisierung könnte der Wärmewende den so dringend benötigten Schub geben. "Auch wenn noch viele Hindernisse überwunden werden müssen und das Tempo der "Wärmewende" dem in anderen Bereichen des Energieversorgungssystems deutlich hinterherhinkt, können die vielfältigen neuen Lösungen der Wärmeversorgung auf der Basis erneuerbarer Energien und vor dem Hintergrund des Anpassungsdrucks durch die sinkende Nachfrage als innovative Antworten verstanden werden", beschreibt diesen Weg Springer Gabler-Autor Mirko-Alexander Kahre in seinem Buchkapitel Energiewende 4.0 - Made in NRW auf Seite 269.