Das Unternehmen Reel will bei Power Purchase Agreements (PPA) den Vertragsprozess vereinfachen und diese so für Kunden zugänglich machen, für die sie bisher zu kompliziert oder deren Abnahmevolumen zu gering waren. Im Interview erklärt CEO Jon Sigvert diesen Ansatz.
springerprofessional.de: Wie nimmt Reel die Komplexität aus den PPA-Verträgen?
Jon Sigvert: Wir sind ein hochspezialisierter, unabhängiger Stromversorger. Indem wir alles aus einer Hand anbieten – von speziell entwickelter Software bis hin zu unserem Transaktionsansatz –, navigieren wir durch die komplexen Regeln und Vorschriften des Strommarktes. Unser Ansatz ist darauf ausgerichtet, den gesamten Unterzeichnungsprozess zu vereinfachen und für unsere Kunden so einfach wie möglich zu gestalten.
Was sind Ihre Bezugsquellen für Energie?
Wir arbeiten mit europäischen Entwicklern erneuerbarer Energien zusammen, insbesondere in den Bereichen Wind und Sonne. Diese beiden Energiequellen ergänzen sich optimal – wenn die Sonne scheint, gibt es in der Regel weniger Wind und umgekehrt. Durch den Einsatz unserer algorithmischen Software führen wir Simulationen durch, die es uns ermöglichen, das ideale Energieportfolio für spezifische Standorte zu erstellen.
Erfolgt die Energielieferung bei Ihnen bilanziell oder physisch?
Unsere Lieferung erfolgt physisch. Das bedeutet, dass wir die erzeugte Energie direkt in das Netzwerk einspeisen und sicherstellen, dass sie den Verbrauch unserer Unternehmenskunden deckt. So stellen wir eine direkte Verbindung zwischen Produktion und Verbrauch her und bieten echte grüne Energie an.
PPA sind immer individuell, da sie auf den Bedarf des Abnehmers zugeschnitten sein müssen. Wie gehen Sie damit um?
Wir verwenden einen datengetriebenen Ansatz, um den spezifischen Energiebedarf jedes Unternehmens zu verstehen und zu bedienen. Durch den Zugang zu den Verbrauchsdaten der Unternehmen können wir maßgeschneiderte Lösungen anbieten, die sich an den individuellen Verbrauchsmustern orientieren, von der Tageszeit bis zu saisonalen Schwankungen.
Wie identifizieren und sprechen Sie KMUs an, die kundenseitig für PPAs in Frage kommen?
Wir konzentrieren uns auf Unternehmen mit hohem Energieverbrauch. Der aktuelle Energiemarkt hat aufgrund der Energiekrise viel Aufmerksamkeit erhalten. Unsere Kunden sind sich ihres Verbrauchs sehr bewusst und benötigen Lösungen, die ihnen Preisstabilität und Budgetsicherheit bieten. Wir bieten individuelle Vertragsgrößen an, die auf die Bedürfnisse dieser Unternehmen zugeschnitten sind.
Warum wollen Sie gerade auf dem stark regulierten deutschen Strommarkt aktiv werden?
Deutschland ist ein Schlüsselmarkt in Europa, besonders geprägt durch seine digitale Infrastruktur und die Liberalisierung des Energiemarktes. Trotz der Herausforderungen, die mit den vielen Marktregulierungen einhergehen, sehen wir großes Potential, die etablierten Versorgungsunternehmen herauszufordern und Innovationen voranzutreiben. Wir sind bereit, unsere Erfahrungen und Technologien in diesen dynamischen Markt einzubringen.
Zur Person
Jon Sigvert ist ein Umweltingenieur mit Spezialisierung auf Energiesysteme und einer tiefgreifenden Leidenschaft für den Klimaschutz. Als Mitbegründer und CEO von Reel, einem Unternehmen, das sich auf die Bewertung der Klimaauswirkungen von Stromversorgung und -beschaffung konzentriert, ist er maßgeblich für das strategische und organisatorische Wachstum der Firma verantwortlich.