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2022 | Book

Energiewende einfach erklärt

Von guten Absichten und unbequemen Fakten

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About this book

Dieses Buch stellt das Vorhaben der seit 2011 in Deutschland angestrebten Energiewende mit Schwerpunkt auf der Nutzung von elektrischem Strom aus erneuerbaren Quellen auf den Prüfstand. Deutschland will mit dieser Vorgehensweise einen Beitrag zu einer weitestgehend CO2-freien Energieversorgung leisten und plant eine beispielhaft gelungene, neuartige, deutlich „klimaneutralere“ Energiebereitstellung für Stromanwendungen, Mobilität, Heizung sowie gewerbliche und industrielle Bedarfe. Diese Energiewende stellt eine enorme, bisher einzigartige technische und organisatorische Herausforderung dar. Wenn die Politik die damit verbundenen Größenordnungen über die nächsten 20 Jahre nicht berücksichtigt, wird die Energiewende in der bisher praktizierten Form nicht gelingen. Und schon auf dem Weg bis 2030 drohen einige höchst riskante Stolpersteine.
Der Autor erläutert die wichtigsten technischen Hintergründe und Voraussetzungen einer funktionierenden Energiewende und zeigt auf, wo zwar gute Absichten, jedoch durch die bisherige Politik zu wenig beachtete sachliche und auch technische Probleme vorherrschen. Er gibt wissenschaftlich fundierte Anregungen, welche Probleme bewältigt werden müssen, damit die Energiewende doch noch zu einem Erfolg werden kann.

Table of Contents

Frontmatter
1. Ohne Sonnenenergie kein irdisches Leben – Klimaänderungen I natürlichen Ursprungs
Zusammenfassung
Die von Pflanzen, Tieren und Menschen bewohnte Erdoberfläche verfügt seit „ewig“ über drei natürliche Energiequellen:
  • Das Sonnenlicht sorgt für einen Energiezufluss rund 10.000-mal größer als die vom Menschen inszenierte „Energie-Erzeugung“,
  • das glühend heiße Erdinnere, welches Plattenverschiebungen und auch Erdbeben und Vulkanismus auslöst, wirkt an der Erdoberfläche mit unter 0,025 % der Sonneneinstrahlung,
  • die Gezeitenbewegungen der Meere entsteht durch das gemeinsame Rotieren von Mond und Erde umeinander und trägt rund 0,002 % der Sonneneinstrahlung bei.
Die menschlichen technischen Energiequellen liegen unter 0,01 % des gesamten natürlichen Energieaufkommens und
  • leiten sich entweder direkt aus den oben genannten und ausgelösten Prozessen (wie Winde, Wasserkraft oder Pflanzenwachstum) ab,
  • oder diese beruhen überwiegend auf den für sehr lange gespeicherten Resten früherer solcher Prozesse, die uns heute noch als Lagerstätten fossiler Energieträger zur Verfügung stehen.
  • Die Kernspaltung wird global in noch geringem Umfang seit einigen Jahrzehnten genutzt.
Wolfgang Ströbele
2. Ein bisschen Thermodynamik
Zusammenfassung
Energie wird in einem geschlossenen System immer nur von einer Form in eine andere umgewandelt und endet letztlich als fast nicht mehr nutzbare Wärme. Auch für Laien verständlich werden die Grundlagen für Thermodynamik etc. beschrieben. Das wichtigste Ergebnis: Es gibt auf Erden kein Perpetuum Mobile, das ohne Energiezufuhr „von außen“ (physikalisch) Arbeit jeglicher Art leisten kann.
Wolfgang Ströbele
3. Energieeinheiten: Kilowatt ist nicht Kilowattstunde!
Zusammenfassung
Die (maximal abrufbaren) Leistungen von Maschinen wurden lange klassisch in Pferdestärken (PS) gemessen oder auch heute in Kilowatt (kW). Wenn man seinen Fahrzeugschein für einen Pkw mit 136 PS anschaut, lautet die zugehörige kW-Angabe: „100 kW bei einer bestimmten Motorumdrehungszahl“. Das heißt: 1 kW entspricht 1,36 PS. Wohl niemand kennt eine Person, die verkündet: „Mein Auto hat 136 PS pro Woche.“
Erst wenn die Leistung mit Einsatz von Energieträgern (Dampf erzeugt aus erhitztem Wasser dank Kohle, Windkraft, …) aktiviert wird, entstehen Energiemengen (pro Periode) wie Wärme oder Strom in kWh/Tag samt deren Kuppelprodukte. Diese wichtigen Grundbegriffe werden erläutert. Der statistisch erfasste Primärenergie-„Verbrauch“ der Menschheit weltweit beträgt 2020 rund 167.000 Mrd. kWh.
Wolfgang Ströbele
4. Verbrennungsprozesse und ihre Folgen
Zusammenfassung
Bisher dominieren Verbrennungsprozesse (von Kohle, Öl oder Erdgas) und ihre für die Menschen nützlichen Produkte den Energiesektor. Da diese eine sehr schnelle Umwandlung von brennbaren Materialien wie Schwefel, Papier, Kohlen- oder Wasserstoff etc. unter Zufuhr von Sauerstoff sind, können nicht nur Energiemengen freigesetzt und dann gezielt genutzt werden, sondern es entstehen auch schädliche Folgeprodukte.
Beim Schwefel entstünden Schwefeldioxid-Verbindungen, die mit Luftfeuchtigkeit zu Schwefelsäure reagieren könnten – ein regionaler und lokaler unerwünschter Schadstoff. Ähnliches gilt für Reaktionsprodukte des Luftstickstoffs bei höheren Temperaturen, die als NOx bekannt sind.
Bei der Verbrennung von Kohlenwasserstoffen (wie Benzin, Heizöl, …) entsteht immer aus dem Kohlenstoff CO2 und den Wasserstoff-Komponenten einfaches Wasser H2O. Der „Traum-Energieträger“ Wasserstoff H2 hat einige unangenehme Eigenschaften, die man „bändigen“ muss.
Die Schadstoffe werden nach lokalen, regionalen und global wirkenden Effekten unterschieden.
Wolfgang Ströbele
5. „Umpflügen der Erde“ der wachsenden Menschheit – Klimaänderung I
Zusammenfassung
Hier wird die Bedeutung einer seit über 2000 Jahren unterschiedlich schnell gewachsenen Menschheit betrachtet. Während zur Zeit des römischen Kaisers Augustus etwa im Jahr der Varus-Schlacht im Teutoburger Wald rund 200 Millionen Menschen (≈ 0,2 Mrd.) lebten, stieg diese Zahl sukzessive bis zu Napoleons Kaiserkrönung im Jahr 1804 auf etwa 1 Mrd. Menschen. Nach dem 2. Weltkrieg lag die Weltbevölkerung bei 2,4 Mrd., im Jahr 2000 bei etwas über 6 Mrd. und 2020 überschritt die Bevölkerung 7,8 Mrd. Menschen; zu Ende des 21. Jahrhunderts werden 10 Mrd. erwartet.
Jeder dieser Menschen benötigt Nahrung, Wasser, Wohnung und zunehmend Energieträger. Infolgedessen bewirkt das Bevölkerungswachstum ein immer stärkeres „Umpflügen“ der Erdoberfläche und erhebliche Störung der bisherigen ökologischen Kreisläufe und auch bisher wirkungsvoller Senken für CO2. Diese Aktivitäten sind seit der Klimakonferenz 2001 in Marrakesch als „changed land use“ mit hoher Klimarelevanz eingestuft.
Wolfgang Ströbele
6. Entdeckung fossiler Energieträger: Kohle, Öl, Erdgas
Zusammenfassung
Die seit Beginn der Industrialisierung im Jahre 1709 (mit dem ersten Hochofen auf Steinkohlebasis) schrittweise eingesetzten fossilen Energieträger Kohle, dann ab 1859 Mineralöl und ab dem 20. Jahrhundert Erdgas werden in einem Rückblick vorgestellt. Immerhin rettete das ab 1709 die britischen Wälder und ab 1860 die großen Walarten vor ihrer Vernichtung durch menschliche Nutzung.
Vor- und Nachteile, aber auch die herausragende Rolle der Energieträger bei der Industrialisierung samt den dadurch erst möglichen technischen und sonstigen Innovationen in Wissenschaft, Medizin und Lebensbedingungen vieler Menschen werden diskutiert.
Wolfgang Ströbele
7. Elektrizität: Ein ganz besonderer Energieträger
Zusammenfassung
Die sukzessive großtechnische Nutzung des „edelsten“ Energieträgers „Elektrizität“ ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird samt dessen Besonderheiten dargestellt: Elektrischer Strom benötigt für die Lieferung von einer Erzeugungseinheit (Windrad, Kraftwerk, …) an Stromverbraucher ein leistungsfähiges Transport- und Verteilnetz. Strom ist nicht speicherbar (selbst Batterien und Pumpspeicherwerke mit bisher maximal 2,5 % eines Tagesbedarfs speichern nur abrufbares Erzeugungspotential), und jederzeit ist die Erzeugung genau in Höhe des in dieser Minute benötigten Stroms sicher zu stellen, ansonsten droht im benötigten Netz der Black-Out.
Da die mittlerweile stärker vordringenden erneuerbaren Stromanlagen (Photovoltaik, Wind, …) eigene Besonderheiten haben, muss bald nicht nur das Marktdesign diesen nicht ständig nach Bedarf verfügbaren Quellen angepasst werden.
Wolfgang Ströbele
8. Kernenergie: CO2-frei mit eigenen Problemen
Zusammenfassung
Die Vor- und Nachteile der bisher bekannten und dominierenden Kernkraftwerke mit auf rund 4,8 % angereichertem spaltbaren Uran U235 werden diskutiert: Dies auf dem Hintergrund politischer Prozesse und Unfälle (Harrisburg 1979; Tschernobyl 1986; Fukushima 2011). Auf derzeit diskutierte „völlig neue“ Reaktorlinien und auf die „Kernfusion“ (welche seit über 50 Jahren genau 20 Jahre später verfügbar sein sollte) wird nicht eingegangen.
Der Autor verweist stattdessen auf nach wie vor ungelöste Probleme einer langfristigen Kernenergie-Nutzung.
Wolfgang Ströbele
9. Größenordnungen des Energieverbrauchs in Deutschland
Zusammenfassung
Hier werden die von den Endnutzern eingesetzten Endenergieträger (Strom, Kraftstoffe, Heizöl, …) und deren Anteil am Jahres-Endenergieverbrauch in Deutschland betrachtet. Entgegen manch landläufiger Meinung ist der elektrische Strom nicht fast die gesamte Endenergie, sondern nur rund 20,5 % davon.
Deshalb hat etwa Braunkohle nur einen Endenergieanteil („Eierkohlen“ für Öfen, Industriewärmeprozesse, …) von unter 1 %; der Rest wird bisher in der Stromerzeugung eingesetzt und dann als elektrischer Strom final verwendet etc.
Wegen unvermeidlicher Verluste bei der Energieumwandlung beträgt der für einen Endenergieverbrauch von 2500 Mrd. kWh erforderliche Primärenergieeinsatz (PEV) rund 3500 Mrd. kWh jährlich: Der Endenergieverbrauch ist somit derzeit um 28,5 % niedriger als der PEV. Die jeweiligen Verwendungsbereiche werden aufgezeigt.
Wolfgang Ströbele
10. CO2 und andere Treibhausgase – menschengemachte Klimaänderung II
Zusammenfassung
Im Jahr 2021 betrachtet die Wissenschaft sieben Treibhausgase (THG) als die wichtigsten. Dazu gehören drei sehr bedeutende Gase: Kohlendioxid CO2, Methan CH4 und Lachgas N2O. Zusätzlich sind einige Fluorgase noch wegen ihrer Langlebigkeit relevant.
Der Treibhauseffekt samt der bedeutenden Rolle des Wasserdampfs (Wolken) wird anschaulich erklärt und die jeweiligen Quellen und auch potentiellen Senken aufgezeigt, d. h. Stellen, wo bisherige in der Atmosphäre freien THG für längere Zeit „gebunden“ werden können – wie etwa CO2 in sehr langlebigen Pflanzen.
Die historischen politischen Prozesse zur Eindämmung bzw. Verminderung der Emissionen bestimmter THG werden diskutiert, samt den Anreizwirkungen für umfassende globale Kooperation. Simple Regeln wie „One man – one CO2-right!“ oder Beschränkung von Emissionen bei gleichzeitiger Zerstörung der ökologischen Senken werden diskutiert.
Wolfgang Ströbele
11. Denkbare Ursachen des seit 1850 beobachteten Klimawandels?
Zusammenfassung
Seit etwa dem Jahr 1850 beobachten Wissenschaftler eine zunehmende Erderwärmung. Einige ziehen daraus wegen der recht guten Korrelation zwischen CO2-Gehalt mit der Temperatur an Mess-Stellen den Schluss, dass nur CO2 als „Haupttäter“ in Frage kommt. Ein statistischer Zusammenhang von Größe A mit B beweist noch keine Kausalität; erst recht nicht, wenn es zeitlich parallel verlaufene andere auch „erklärende Variablen“ gibt. Dafür kommen in Frage: Ende einer „kleine Zwischeneiszeit“ um 1850 oder dramatisches Bevölkerungswachstum und damit einhergehende „sukzessive Zerstörung von vielen bis 1850 noch intakten ökologischen Systemen“ (Senken bspw. für CO2).
Auch wenn derzeit dem CO2 der höchste Anteil an THG-Effekten zugewiesen wird, so sind noch erhebliche Unsicherheiten bezüglich der Beiträge der anderen Größen in Rechnung zu stellen.
Die Erde und ihr Klima ist ein weitaus komplexeres System als eine perfekte Kugel. Wir können nur derzeit nur unterschiedlich gut begründete Vermutungen anstellen.
Wolfgang Ströbele
12. Der EU-CO2-Emissionshandel seit 2005
Zusammenfassung
In der EU gibt es in Umsetzung einer EU-Richtlinie seit 2005 („Erprobungsphase“) und dann ab 2008 einen nur für das THG CO2 und nur für besonders energieintensive Wirtschaftssektoren (fossil befeuerte Kraftwerke, Eisen- und Stahlindustrie, Zement-, Papier- und Glasindustrie, …) eine EU-weiten Emissionshandel. Dieser umfasst inzwischen auch einige weitere Nicht-EU-Länder und wurde mehrfach überarbeitet.
Dort wird im Voraus über einen Zeithorizont von x Jahren (Kyoto-Periode 2008–2012 als erste) jeweils ein Mengenziel für CO2 festgelegt und im Laufe dieser Periode zu 100 % erfüllt. Die variable Größe ist der resultierende CO2-Preis für die Industrie, welcher natürlich mit Konjunktur- und Wetterschwankungen auf und abwärts gehen kann.
Dieses inzwischen ordentlich funktionierende System wird vorgestellt. Leakage- und Rebound-Effekte werden benannt und erklärt.
Wolfgang Ströbele
13. Die Vorgeschichte der deutschen Energiewende: Von 1970 bis 2011
Zusammenfassung
Hier wird auf die Geschichte der deutschen Energiewirtschaft von etwa 1970 bis zum „Energiewende“-Jahr 2011 geschaut.
Ab 1970 spielten sowohl diverse Ölpreiskrisen (Herbst 1973, 1979 und umgekehrt Ölpreisverfall ab Januar 1986) als auch der geplante Ausbau der Kernenergie zur deutschen Stromerzeugung eine wichtige Rolle. Die größten Sorgen bestanden damals in der einige Jahrzehnten nach dem Jahr 2000 befürchteten Knappheit an ausreichend verfügbaren Energieträgern wie Öl und Erdgas.
Die Folgen des katastrophalen Kernkraft-Unfalls in Tschernobyl und des Ölpreisverfalls ab 1986 für die Politik des gerade ins Amt gekommenen Gorbatschow werden aufgezeigt.
In den neunziger Jahren kamen Energie- und Umweltthemen auf die Tagesordnung und ab 2000 eine Neuordnung der Märkte für die leitungsgebundenen Energieträger Strom und Erdgas im Zuge der Entwicklung zu einem Europäischen Binnenmarkt.
Der katastrophale Unfall in Fukushima im März 2011 führte zum Beschluss der „Energiewende“.
Wolfgang Ströbele
14. Erneuerbare Stromerzeugung: Fundament der Energiewende
Zusammenfassung
Seit 1991 gibt es eine gesetzlich geregelte Förderung erneuerbarer Energien in Deutschland. Nach dem „Energiewende-Beschluss“ im Sommer 2011 wurde der EE-Stromerzeugung ein größeres Gewicht beigemessen, obwohl weder die regionale Konzentration der auslaufenden Kernkraftwerke auf Süddeutschland und auch fehlende große Stromtrassen gesehen wurden.
Ebenso wurden die mangelnde Planbarkeit und Wetterabhängigkeit von etwa Wind- und Photovoltaik-Stromerzeugung (PV) als ernsthaftes Hindernis wahrgenommen. Damit ging man erhebliche Risiken ein.
Das Ganze wird verschärft durch die Absicht, immer mehr Bereiche wie Mobilität oder Warmwasser und Heizung auf erneuerbare Systeme – größtenteils wieder elektrisch betrieben – umzustellen.
Über die dafür nötigen Größenordnungen an verfügbaren Techniken sprechen Politiker- und einige „leicht grüne“ Wissenschaftler- und Journalist*innen mangels System-Verständnis höchst ungern.
Wolfgang Ströbele
15. Volatile Stromerzeugung aus Wind und Sonne
Zusammenfassung
Konventionelle Kraftwerke können gelegentlich durch technische Störungen oder mangels verfügbaren Kühlwassers ausfallen. Deren einzelnes Ausfallrisiko ist kaum korreliert: Eine ausgefallene Pumpe in NRW beeinflusst nicht das Ausfallrisiko der Steuerung einer GuD-Anlage in Bayern.
Sonnenlicht ist in den vier E-Sommermonaten Mai–August (Definition des Autors) tagsüber sehr gut verfügbar und passt zur einzelnen Strom-Lastspitze um die Mittagszeit. Hingegen ist PV-Strom im E-Winter (Nov–Febr) ab 16:30 Uhr NULL, was angesichts einer abendlichen zweiten Lastspitze (werktags um 75–80.000 MW) im Winter zum Problem wird: Sollte dann ab 14 Uhr eine 30-stündige Phase mit Windstille eintreten, was historisch etwa bei bestimmten großräumigen Wetterlagen über Mitteleuropa immer wieder vorkommt, kann die volatile Stromerzeugung trotz verdreifachter Windkapazitäten im Winterhalbjahr ohne große Speichertechniken ab 16:30 Uhr bei deutlich unter 20.000 MW bleiben.
Die Dunkelflaute wird zum geborenen Todfeind der (volatilen) EE-Stromerzeugung.
Wolfgang Ströbele
16. Die E-Mobilität: Batterie- oder Wasserstoff-E-Auto
Zusammenfassung
E-Mobilität für Pkw soll künftig nach den derzeitigen Vorstellungen über E-Autos mit Batterien erfolgen. Dabei geht man von jederzeit (auch abends) verfügbaren Möglichkeiten aus, Strom zum Aufladen von bald 10 Millionen E-Autos bereitzustellen. Wenn nur 5 % davon im Winter abends mit durchschnittlich 50–55 kW aufladen wollen, stiege die abendliche Spitzenlast auf über 100–105.000 MW. Falls jetzt für EE-Stromerzeugung unglückliche Wetterlagen herrschen, benötigt man riesige vorher erzeugte und gespeicherte Mengen an Wasserstoff und Wiederverstromungskapazitäten etwa in Brennstoffzellen.
Warum dann nicht gleich den ohnehin benötigten Wasserstoff tanken und per Brennstoffzelle im Auto mit Abfallprodukt WASSER verstromen. Ein solches größeres Auto, Mirai von Toyota, ist manchmal auf deutschen Straßen zu bewundern. Dessen Reichweite und andere zuverlässige Komponenten bisheriger Benziner ist eindeutig besser. Warum nicht technikoffen erproben statt Fixierung auf Batterie-Lösung?
Wolfgang Ströbele
17. Umstellung der Wärmeversorgung auf erneuerbare Energien
Zusammenfassung
Mehr als die Hälfte des Endenergieverbrauchs von rund 2500 Mrd. kWh entfällt auf Wärmeerzeugung mit sehr verschiedenen Temperaturniveaus. Selbst wenn man durch „Einsparung“ auf einen Wärmebedarf von optimistisch nur 1050 Mrd. kWh kommt, müsste man je nach jahreszeitlichem Bedarf (Heizung nur im Winterhalbjahr) und nötigem Temperaturniveau gewaltige Anstrengungen unternehmen, um einen derartigen Bedarf zu decken. Mit Hackschnitzelfeuerung von Holzresten kommt man nicht weit.
Auch die für Heizung und Warmwasser angepriesene Wärmepumpe funktioniert nur gut bei speziellen günstigen Bedingungen am besten mit einer leicht abkühlbaren „Außenquelle“ für Wärme. Selbst die Vorstellungen einer „grünen“ Fernwärme sind nur unter speziellen Gegebenheiten denkbar.
Wenn man hingegen „grünen“ Wasserstoff oder daraus hergestellte synthetische Gase für nur 550 Mrd. kWh benötigt, käme man auf eine dafür benötigte EE-Stromerzeugung von fast 1000 Mrd. kWh jährlich.
Wolfgang Ströbele
18. Notwendigkeit neuer Techniken, deren Größenordnungen und Zeitachse
Zusammenfassung
Deutschland benötigt demnächst zahlreiche neue Techniken. Weder deren Größenordnungen und realistische Vorstellungen über deren großtechnische Umstellungen sind bisher in großen Teilen der Politik angekommen. Die dafür nötigen Anstrengungen auf der Zeitachse werden erst recht nicht wahrgenommen.
Am Beispiel der sehr optimistischen Wuppertal-Studie von Oktober 2020 für „Fridays for Future“ einerseits und eigenen Abschätzungen andererseits landet man bei riesigen Größenordnungen an Wasserstoffbedarf, technischer Modernisierung etc. Wie das angesichts einer Bevölkerung mit einer gewissen Reserviertheit gegenüber den MINT-Fächern in wenigen Jahren gelingen kann, ist offen.
Modellrechnungen in Computern sind tendenziell viel zu optimistisch, bzw. unterstellen einen homogenen Faktor „Arbeit“ und unverzügliche Reaktion auf gestiegene CO2-Preise. Der Autor als erfahrener Modellierer kennt derartige Tücken zur Genüge.
Wolfgang Ströbele
19. Ökonomische Größenordnungen – Ist „die Ökonomie“ Schuld am Elend der Welt?
Zusammenfassung
„Ökonomische Größenordnungen“ betrifft dubiose „CO2-Ziele pro Kopf“ ohne gleichzeitig abgestimmte Bevölkerungspolitik, aber auch „Erstattungsdiskussionen“ einer CO2-Steuer pro Kopf, wo fiskalische Wunschvorstellungen mit der CO2-Lenkungsabsicht kollidieren und ähnliches mehr.
Die realen Energiekosten für Mobilität und Heizung auf Strombasis werden sich mehr als verdoppeln. Heute fährt der Tesla-Fahrer dank eines „günstigen“ Strompreises und ohne Pflicht zur Entrichtung einer „Straßenbenutzungsgebühr“ wie der VW-Polo-Fahrer (via „Mineralölsteuer“) genauso günstig wie dieser. Langfristig muss die Straßenbenutzungsgebühr (Mineralölsteueraufkommen derzeit 40 Mrd. € p.a.) als Maut entrichtet werden – entweder durch Internet- oder Registrierungssäulen an den Straßen, was unter Datenschutzaspekten problematisch sein dürfte.
Die gerne benutzten CO2-Rechner beruhen auf veralteten und zu groben Input-Output-Verflechtungsrechnungen, unzureichender Erfassung von grenzüberschreitenden Transporten und ähnlichen Fehlerquellen. Angebliche CO2-Einsparungen werden damit sehr unzuverlässig ermittelt und sind geschönt.
Wolfgang Ströbele
20. Medien: Breite Fachinformation oder „Fake News“
Zusammenfassung
Medien berichten selten kompetent über Sachverhalte der Energiewende. Dies betrifft populäre Talkshows mit drittklassigen Energieökonom*innen und Schauspielern als „Fachleute“ genauso wie Zeitungsredaktionen, die über phantastische Schnell-Ladetechniken berichten (à 165 kW): Wenn nur 6 derartige Autos gleichzeitig laden, steigt die abendliche Last um 1 MW, logischerweise bei nur 60.000 (= 0,6 % von 10 Millionen E-Autos) um 10.000 MW, was etwa 8 großen Kernkraftwerken entspricht. Von der Stromerzeugung für diese Autos spricht die Zeitung nicht.
Ähnlich dubiose Pseudowahrheiten verbreitet WIKIPEDIA unter den Stichworten zur Energiewende. Beim Googeln von „Dunkelflaute“ und ähnlichen Schlagwörtern im Jahre 2021 wimmelte es von gravierenden sachlichen Fehlern. Die Autoren verbergen sich hinter anonymen „Künstlernamen“.
Die Öffentlichkeit hat kaum Chancen, sich sachlich fundiert zu informieren, was in einer Demokratie sehr negativ ist.
Wolfgang Ströbele
21. Resümee in drei Teilen: Was können wir wie sicher wissen?
Zusammenfassung
Drei Schwerpunkte:
Was können wir wie sicher wissen? „Schönsprech“ auch von Politiker*innen löst keine realen Probleme. Die Energiewende-Politik will nur ungern „störende“ Fakten wahrhaben, und ihre Akteure produzieren lieber stattdessen gerne publikumswirksame Sprüche: Kurzfristig verständlich – langfristig katastrophal!
Statt einer Gesamtsystem-Betrachtung mit einer Check-Liste abzuarbeitender Engpass-Faktoren und realen Möglichkeiten angesichts der verfügbaren qualifizierten Ingenieure und Facharbeiter oder Zusammenarbeit mit anderen Ländern werden lieber die guten Absichten hervorgehoben. DIESE alleine bewirken fast gar nichts! Mangels Analyse besonders kritischer Konstellationen wächst stattdessen das Risiko eines längeren und großflächigen Black-Outs bei „schlechtem Wetter“ über 24, 48 oder 60 Stunden! Dann ist auch die angestrebte Vorbild-Rolle für eine gelungene Energiewende im Eimer.
Wolfgang Ströbele
22. Schlussfolgerungen
Zusammenfassung
Dieses Kapitel enthält einige Schlussfolgerungen und ein Gesamtfazit.
Wolfgang Ströbele
23. Erratum zu: Energiewende einfach erklärt
Wolfgang Ströbele
Backmatter
Metadata
Title
Energiewende einfach erklärt
Author
Wolfgang Ströbele
Copyright Year
2022
Electronic ISBN
978-3-658-36691-9
Print ISBN
978-3-658-36690-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-36691-9