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15-02-2017 | Energiewende | Kommentar | Article

Bausteine für die künftige Stromversorgung

Author: Dipl.-Ing. Edgar Freund

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Die Debatte der Energiewende wird von Vorurteilen und Emotionen begleitet. Edgar Freund, Redakteur der WASSER UND ABFALL, hofft mit belegbaren Zahlen und Fakten die Diskussion zu versachlichen.

Die Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden hat im Dezember 2016 den Begriff "postfaktisch" als "Wort des Jahres" damit begründet, dass die politischen und gesellschaftlichen Diskussionen zunehmend von Emotionen anstelle von Fakten geprägt seien. Immer größere Bevölkerungsschichten wären bereit, Tatsachen zu ignorieren und sogar offensichtliche Lügen zu akzeptieren.

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Dieser Befund gilt auch für die politische Debatte der Energiewende, die bis heute von Vorurteilen und Emotionen begleitet wird. Dabei geht es tatsächlich um die Sicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit der künftigen Stromversorgung, die durch den Ausbau der erneuerbaren Energien und den Atomausstieg grundlegend umstrukturiert werden muss. Hierzu sind vielfältige Maßnahmen notwendig, von der Planung und Errichtung weiterer Solar- und Windenergieanlagen über den Ausbau der überregionalen Stromverbindungen bis hin zur Entwicklung neuartiger Energiespeicher. Das Interview "Die Energiewende gelingt nur wenn alle Synergien genutzt werden" mit Dr. Thomas Unnerstall, der in seinem lesenswerten Buch Faktencheck Energiewende eine fundierte Zwischenbilanz gezogen hat, befasst sich mit der Entwicklung der Stromversorgung in Deutschland.

Im Zusammenhang mit dem verstärkten Ausbau von Windenergieanlagen an der Küste gibt es eine bundesweite Diskussion, ob und wie der so erzeugte Strom zu den Bedarfszentren nach Mittel- und Süddeutschland transportiert werden soll. SüdLink lautet das Reizwort, dessen zunächst oberirisch geplante Leitungsführung in den betroffenen Regionen erheblichen Widerstand ausgelöst hat. Die daraufhin getroffene politische Entscheidung, diese Stromverbindung durch eine weitgehende unterirische Verkabelung zu realisieren, hat die Planungsprozesse erheblich verzögert. Umso überraschender war daher im September des vergangenen Jahres die Meldung über den ersten Kabelzug der Stromverbindung NordLink, die den grenzüberschreitenden Austausch von Energie zwischen Deutschland und Norwegen ermöglichen soll. Diese Stromleitung, die auf einer Länge von 623 Kilometern die Netzverknüpfungspunkte nahe der südnorwegischen Gemeinde Tonstad und dem schleswig-holsteinischen Wilster miteinander verbindet, soll bis zum Jahr 2020 fertiggestellt werden; hierüber wird im Fachartikel "NordLink – Erste Gleichstromverbindung zwischen Deutschland und Norwegen" in Heft 01-02/2017 der WASSER UND ABFALL berichtet.

Versorgungssicherheit bedingt Energiespeicherung

Die Stromeinspeisung aus Solar und Windenergieanlagen ist in Deutschland aufgrund unserer wechselhaften Wetterbedingungen sehr volatil. Gleichzeitig unterliegt die Stromnachfrage erheblichen tages- und jahreszeitlichen Schwankungen. Zur Vermeidung von Versorgungsengpässen bedingt eine sichere Stromversorgung nicht nur den ständigen Abgleich zwischen Stromnachfrage und Stromerzeugung, sondern auch weitergehender Maßnahmen zur Energiespeicherung. Trotz zahlreicher Bestrebungen, neue Speichertechnologien zu entwickeln, dürften unsere Pumpspeicherkraftwerke als kurz- bis mittelfristig nutzbare Speichertechnologie zunächst alternativlos bleiben. In diesem Zusammenhang wird im Fachartikel "Die Wellenbildung in unterirdischen Pumpspeicherreservoirs" auch die Frage behandelt, inwieweit die derzeit über Tage gelegenen Seen durch unterirdische Pumpspeicherkraftwerke vollständig oder teilweise ersetzt werden können.

Die Entwässerung der norddeutschen Niederungsgebiete wird überwiegend durch Schöpfwerke sichergestellt, deren Pumpenbetrieb ein besonders ungünstiges Lastprofil aufweist. Die Unterhaltungsverbände, die zu den Großstromverbrauchern zählen, müssen daher im Hinblick auf die Energiewende neue Strategien zur Anpassung entwickeln.

Da alle Beiträge durch Zahlen, Fakten und Untersuchungsbefunde belegt sind, empfehle ich deren Lektüre in der Hoffnung, dass die so angeregten Diskussionen sachlich verlaufen.

Der gleichlautende Kommentar ist in Ausgabe 01-02/2017 der Fachzeitschrift WASSER UND ABFALL erschienen.

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