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06-04-2021 | Entrepreneuership | Schwerpunkt | Article

So flink reagierten Start-ups auf die Corona-Krise

Author: Michaela Paefgen-Laß

4:30 min reading time

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Start-ups sind bekannt als die innovativen Wiesel der Unternehmenslandschaft. Auch auf die Corona-Krise haben sie schneller reagiert als etablierte Unternehmen oder die Forschung. Von so viel Wendigkeit lässt sich lernen, wie eine Studie zeigt.

In jeder Krise steckt Potenzial - nämlich die Gelegenheit, Produkte und Dienstleistungen zu verbessern oder mit neuen Errungenschaften der Krise die Stirn zu bieten und ihre Auswirkungen abzufangen. Insofern kann jede Krise gut und gerne auch als Spielwiese für Ideentreiber gesehen werden. Dass Start-ups sich unter solchen Bedingungen besonders wohlfühlen, ist bekannt. Wendig und kreativ können sie auch deshalb ans Werk gehen, weil sie sich nicht in die engen Korsetts eingefahrener Unternehmensstrukturen schnüren lassen. 

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Viele traditionelle Unternehmen stehen vor der Herausforderung, in einer globalisierten und immer volatileren Welt mit zwar jungen, aber teils bereits großen digitalen Playern in Konkurrenz zu treten. Aber auch kleine Start-ups werden oft übersehen und können, aus einer Nische heraus, etablierten Unternehmen Marktanteile streitig machen. 

Durchschnittlich 38 Tage hat es nach Ausbruch der weltweiten Corona-Krise im vergangenen Jahr gedauert, bis junge Unternehmen die Potenziale der veränderten Marktanforderungen erkannt und in Innovation umgewandelt hatten. Branchenübergreifend und weltweit. Etablierte Unternehmen und Universitäten brauchten im Vergleich dazu zwischen acht und zehn Tage mehr, bis sie ihre Antworten auf die Krise präsentieren konnten.

Corona als Innovationstreiber bei Start-ups

Das Portfolio der unter Pandemieeinfluss entstandenen Neuheiten beginnt beim virtuellen Friseurbesuch und endet beim Abstrichkit, mit dem sich Viren auf Oberflächen entdecken lassen. Our analysis points to a potentially changing innovation landscape triggered by the Covid-19 pandemic. This change goes beyond merely addressing health issues because the crisis affects society as a whole, schreiben die Wirtschaftswissenschaftler Bernd Ebersberger und Andreas Kuckertz von der Stuttgarter Universität Hohenheim im Fazit ihrer Studie Hop to it! The impact of organization type on innovation response time to the COVID-19 crisis. 

Die Forscher analysierten 136 Marktneuheiten, die weltweit während der ersten Pandemiewelle zwischen Januar und Mai 2020 als direkte Antwort auf den Corona-Ausbruch entwickelt wurden. Dabei ermittelten sie neun Megatrends. Die Innovationen fokussierten sich im Wesentlichen auf Verbesserungen in den Bereichen Gesundheit, Nutzer-, Kunden- und Konsumentenbeziehungen, vernetztes Arbeiten, Gesellschaft, Verbindungen zwischen Online- und Offline-Welt (Outernet), die nahtlose Customer Journey über alle Kanäle hinweg, Big Data, Künstliche Intelligenz und die Arbeit der Zukunft. 

Junge Firmen profitieren von organisatorischer Flexibilität

Ihre organisatorische Flexibilität und Energie hat den Start-ups nach Ansicht der Wissenschaftler einen wesentlichen zeitlichen Vorsprung gegenüber den etablierten Unternehmen verschafft. Verglichen mit Universitäten und Forschungseinrichtungen seien sie außerdem weniger streng verwaltet oder von Verhaltensregeln ausgebremst. Was sich daraus lernen lässt? Krisen brauchen Innovationen und die lassen sich voran treiben, wenn alteingesessene Organisation sich von dem Unternehmensspirit der jungen Wilden anstecken lassen. Die Empfehlungen der Wissenschaftler lauten zusammengefasst:

  • Etablierte Unternehmen: Innovation (in der Krise) nicht abbauen, sondern dafür sorgen, dass Start-ups Teil eines ganzheitlichen und übergreifenden unternehmerischen Innovationssystems sind / Zusammenarbeit mit Start-ups suchen / sich die Denk- und Prozessmodelle von Start-ups zu eigen machen
  • Start-ups: im Laufe ihres Wachstums die Zielorientierung nicht verlieren / eine zunehmende Trägheit vermeiden
  • Universitäten: Entwicklung zu unternehmerischen Universitäten / den Technologietransfer fördern und einfordern 
  • Politik: mit Maßnahmen die Innovationsfreudigkeit von Start-ups nutzen und die Zusammenarbeit zwischen Start-ups und etablierten Unternehmen stärken 

Was sich von den Jungen lernen lässt

Wie Etablierte und Start-ups gemeinsam Zukunft machen können, beschreiben die Springer-Autoren Werner Hitschler und Dieter Kellermann am Praxisbeispiel eines mittelständischen Energieversorgers. Gründe für die hervorstechende Geschwindigkeit der jungen Unternehmen sind ihre am Kundenbedürfnis ausgerichteten Innovationsprozesse. Diese fokussieren sich auf die Prototypenentwicklung. Dem Trial-and-Error-Prinzip folgend werden Ergebnisse laufend mit den Marktanforderungen abgeglichen und nachgebessert. 

Hervorstechendes Markenzeichen von Start-ups ist ihre ausgeprägte Fehlerkultur. Langwierige Entscheidungs- und Genehmigungsinstanzen, die die Ideen- und Produktentwicklung verlangsamen, werden dafür hintangestellt. Start-ups sind somit schneller, agiler und innovativer als etablierte Unternehmen, die an ihren Silologiken festhalten. "Der hemmende Ballast in Unternehmenskultur und Struktur muss abgeworfen werden", fordern die Autoren und raten den etablierten Unternehmen zur Entwicklung von "Intrapreneuren" - jungen Unternehmen innerhalb der eigenen Unternehmensstrukturen. (Seite 134) 

Mit Beweglichkeit und Improvisation durch die Krise

Auch für Springer-Autor Felix Thönnessen ist es unvermeidbar, dass Unternehmen sich verändern müssen, wenn sie in der Welt von morgen noch bestehen wollen. In seinem Buchkapitel "Start-ups und Unternehmen zu Zeiten der digitalen Disruption" kritisiert er die Behäbigkeit der Etablierten: "Viele Unternehmen scheitern indes bereits daran, sich an der Welt von heute zu beteiligen"(Seite 28). Von den Start-ups lasse sich unterdessen eine Gründerkultur abschauen, die Silos beseitigt, um Improvisation und Ideenvielfalt zu fördern. Was Start-ups besser können als etablierte Unternehmen und Großkonzerne, ist das Ausleben des agilen Mindsets. Dazu gehören (Seite 45):

  • Prozesse an Veränderungen anzupassen
  • teamübergreifend zu agieren und im regen Austausch zu stehen
  • das Feedback des Kunden in die Entwicklung aufzunehmen
  • ein Produkt so zu entwickeln, dass es später leicht änderbar ist, falls dies nötig wird
  • den Weg zum Ziel gemeinsam zu erforschen.

Die Corona-Krise hat es gezeigt, auf ausgelatschten Pfaden, mit der Angst vor Verlusten im Nacken und dem erhobenen Zeigefinger der Gründerväter vor Augen, lassen sich Vorsprünge nur schwer halten. Gewinner waren unterdessen diejenigen, die erkannt haben, dass das Corona-Virus die globale Gesellschaft mit kniffeligen Herausforderungen konfrontiert, die schnell und unkonventionell gelöst werden müssen.

Alle tagesaktuellen Beiträge rund um die Corona-Krise finden Sie hier

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