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26-10-2015 | Entsorgung | Interview | Article

Rückbau schon in der Planung berücksichtigen

Author: Günter Knackfuß

2:30 min reading time

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Bauwerke des 20. und des 21. Jahrhunderts zeichnen sich durch eine Vielzahl an Verbindungen aus, die nur schwer- oder unlösbar miteinander verbunden sind. Wir sprachen mit Professor Sabine Flamme über die Probleme beim Abbruch.

Springer für Professionals: Sie plädieren für einen ganzheitlichen Ansatz in der Architektur. Was verstehen sie darunter?“

Sabine Flamme: Ich plädiere für einen ganzheitlichen Ansatz bereits in der Planung von Bauwerken. Meines Erachtens ist bereits in der Planung die Rückbaubarkeit zu berücksichtigen und zu dokumentieren. Erst damit kann ein hochwertiges Recycling bzw. eine hochwertige sonstige Verwertung der verbauten Massen erreicht werden. 

Was kann der "Green Product Award" im Baubereich erreichen?

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Beim Green Product Award geht es um nachhaltige Produkte, die eine Reihe von Kriterien erfüllen müssen (u. a. verwendetes Material bzw. Materialverbindungen). Spezifisch für den Baubereich sind das Produkte, die so gestaltet sind, dass sie die entsprechende Funktion gut erfüllen und gut recyclingfähig sind. Es kommt hier aber zudem noch auf die Verbindung von verschiedenen Produkten (= Konstruktionen) an.

Wie kann eine Integration von Rückbau und Recycling gelingen?

Dies könnte durch eine politische Weichenstellung unterstützt werden. Neben Energieeffizienz sollte auch die Ressourceneffizienz beim Bauen gefordert und gefördert werden. Für eine integrative Planung ist dann noch eine intensive Aufklärung aller am Bau Beteiligten erforderlich. Hierzu sollten auch geeignete Planungswerkzeuge erarbeitet werden.

Welche Planwerkzeuge werden dazu von ihnen entwickelt?

Am Institut für Wasser, Ressourcen, Umwelt IWARU an der Fachhochschule Münster arbeiten wir zurzeit an nachvollziehbaren Bewertungsmethoden zur Rückbaubarkeit und Recyclingmöglichkeiten von Konstruktionen. Diese sollen dann in einen Bauteilkatalog einfließen.

Über welche Praxisbeispiele berichten sie auf den aktuellen Konferenzen?

Ich habe zum Beispiel von der Masterarbeit eines Studenten berichtet, der mit einem nachvollziehbaren ersten Bewertungsschema ein gerade fertiggestelltes Bauwerk beurteilt hat. Zudem hat er Verbesserungsvorschläge für entsprechende Konstruktionselemente vor dem Hintergrund Rückbaubarkeit sowie Recyclingfähigkeit erarbeitet. Zur Zeit entwickeln wir diese Methodik weiter.

Die Experten ihrer Arbeitsgruppe Ressourcen forschen noch an weiteren Problemfeldern. Welche sind das?

Wir beschäftigen uns im Baubereich zur Zeit mit der Massenermittlung von Baustoffen in Bauwerken oder ganzen Quartieren. Im Jahr 2012 sind in Deutschland 192,0 Millionen Megagramm mineralische Bauabfälle angefallen. Davon entfielen 109,8 Millionen Megagramm (57,2 Prozent) auf Boden und Steine, 51,6 Millionen Megagramm, (26,9 Prozent) auf Bauschutt, 15,4 Millionen Megagramm (8,0 Prozent) auf Straßenaufbruch, 0,6 Millionen Megagramm (0,3 Prozent) auf Bauabfälle auf Gipsbasis und 14,6 Millionen Megagramm (7,6 Prozent) auf Baustellenabfälle.

Wir arbeiten auch an der Optimierung des Recyclings von einigen Baustoffen, aber auch Elektrogeräten, sowie an Systemen zur Echtzeitanalytik für verschiedene Materialien.

Vielen Dank für das Interview.

Das Interview führte Günter Knackfuß, freier Autor, für Springer für Professionals.

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