Umweltauswirkungen von Windkraftanlagen müssen standortspezifisch bewertet werden
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Einige Einwirkungen auf die unmittelbare Umgebung lassen sich objektiv berechnen und sind durch zahlreiche Versuche verifiziert. Dies sind vor allem die Geräuschentwicklung, der Schattenwurf und mögliche Störungen von Funk und Fernsehsignalen. Erich Hau fasst das jeweils auf den Standort der Windkraftanlage zu beziehende Umweltverhalten im gleichnamigen Kapitel seines Buches Windkraftanlagen zusammen.
Der Springer Vieweg-Autor gibt Hinweise zur Berechnung der objektiv berechenbaren Größen Geräuschentwicklung, Schattenwurf und Störungen von Funk und Fernsehen und gibt wichtige Argumentationshilfen bei den nicht quantifizierbaren Auswirkungen, um eine sachliche Diskussion im Zuge der Planung einer Windkraftanlage führen zu können.
Widerstand gegen Windkraftanlagen
Schwieriger quantifizierbar sind Auswirkungen der Windkraftanlagen auf die Tier- und Pflanzenwelt, da sie sich nur durch jahrelange Beobachtungen im Einzelfall nachweisen lassen. Am schwierigsten ist die zunehmend häufiger auftauchende Diskussion zur optischen Wirkung der Anlagen in der Landschaft, die nicht selten durch Polemik beeinflusst wird.
Eva Eichenauer et al. beschäftigen sich im Buchkapitel Bürgerinitiativen gegen Windkraftanlagen und der Aufschwung rechtspopulistischer Bewegungen mit dem zunehmenden Wiederstand gegen Bauprojekte der Energiewende. Sie stellen dabei fest, dass sich die Proteste zunehmen professionalisieren und sich überregionale und teilweise sogar bundesweite Zusammenschlüsse verzeichnen lassen. Interessant sind die Erkenntnisse der Autoren, dass die Vorgehensweise und die Argumentation der Bürgerinitiativen Parallelen zur Alternative für Deutschland (AfD) aufzeigen, obwohl inhaltlich nur wenige Überschneidungen vorliegen.
Passen Tourismus und Windkraft zusammen?
Von Gegnern der Windkraft werden die "Verspargelung der Landschaft" und damit eine Schädigung der Tourismuswirtschaft häufig als Argumente verwendet. Erik Aschenbrand und Christina Grebe haben sich mit zwei empirischen Studien zum Thema Tourismus und Windkraftanlagen auseinander gesetzt. Im Buchkapitel Erneuerbare Energie und 'intakte' Landschaft: Wie Naturtourismus und Energiewende zusammenpassen stellen die Springer VS-Autoren fest, dass sie keinen Beleg für eine Gefährdung des Tourismus durch Windkraftanlagen finden konnten und geben gleichzeitig eine sehr einfache, aber nachvollziehbare Erklärung: "Tourist(inn)en sind schlichtweg daran gewöhnt, auf einer Reise nicht nur stereotype Landschaftserwartungen erfüllt zu bekommen und begreifen daher Windkraftanlagen, wie auch Straßen oder sonstige technische Infrastruktur als normale Bestandteile der Alltagswelt des Reiseziels. Im Gegensatz zu Einheimischen, welche die Veränderungsprozesse der physischen Grundlagen ihrer heimatlichen Normallandschaft miterleben und auf dieser Grundlage Vergleiche zwischen heute und früher anstellen können…".