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2018 | OriginalPaper | Chapter

F. Aufbewahrungspflicht

Author : Thomas Bayer

Published in: Ärztliche Dokumentationspflicht und Einsichtsrecht in Patientenakten

Publisher: Springer Berlin Heidelberg

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Zusammenfassung

Nach § 630f Abs. 3 BGB trifft den Behandelnden die Pflicht zur Aufbewahrung der Patientenakte. Die Relevanz der Aufbewahrungspflicht besteht vor allem darin, die Wirkung der Dokumentationszwecke über einen bestimmten Zeitraum aufrechtzuerhalten, indem der Zugriff auf die Unterlagen sichergestellt wird. Denn die errichtete Behandlungsdokumentation kann ihren Zweck nur dann erfüllen, wenn sie auch nach dem Abschluss der Behandlung weiterhin verfügbar bleibt. Dies betrifft zum einen die weitere Therapie des Patienten, aber auch die Wahrung des Selbstbestimmungsrechts, da sie als Garant des Einsichtsrechts nach § 630g BGB fungiert.

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Weidenkaff, in: Palandt, § 630f Rn. 4.

Denkbar sind Feuchtigkeit, Schimmel, Sonneneinstrahlung etc., die zu Unlesbarkeit oder Verderb der Akten führen und gleichfalls die Dokumentationszwecke vereiteln.

Jung/Lichtschlag-Traut/Ratzel, in: Ratzel/Luxenburger, Handbuch Medizinrecht, Kap. 13 Rn. 346.

Wagner, in: MüKo-BGB, § 630f Rn. 15; vgl. auch Scholz, in: Spickhoff, Medizinrecht, § 10 MBO Rn. 10. Interessant ist, dass nach § 1 Nr. 1 lit. j) der niedersächsischen Verordnung zur Übertragung staatlicher Aufgaben auf die Kammern für Heilberufe v. 25.11.2004 die Pflichten des Behandelnden aus § 630f Abs. 3 sowie § 630g BGB auf die Ärztekammer übertragen werden, wenn der Behandelnde verstorben sowie Mitglied der Ärztekammer Niedersachsen gewesen ist und das Nachlassgericht festgestellt hat, dass nur das Land Erbe ist.

K. Schmidt, in: jurisPK-BGB, § 630f Rn. 31;

Eingehend Vallender, NZI 2013, 1001 ff.; Hirte, in: Uhlenbruck InsO, § 35 Rn. 280. Umgekehrt hat der Verwalter aber grds. kein Einsichtsrecht in die Patientenakte des Schuldners, vgl. zuletzt LG Wuppertal v. 17.08.2016 – 9 T 130/16, NZI 2017, 675.

Weidenkaff, in: Palandt, § 630f Rn. 4; Katzenmeier, in: BeckOK-BGB, § 630f Rn. 17.

Vgl. die Gleichstellungsvorschrift in § 203 Abs. 4 S. 2 Nr. 3 StGB, wonach sich auch strafbar macht, wer „ein fremdes Geheimnis unbefugt offenbart, das er von dem Verstorbenen erfahren oder aus dessen Nachlass erlangt hat“. Dazu Ciernak/Pohlit, in: MüKo-StGB, § 203 Rn. 152; zur alten Fassung Spickhoff, in: ders., Medizinrecht, § 203 StGB Rn. 25.

Zum sog. „Zwei-Schrank-Modell“ Katzenmeier, in: L/K/L, Arztrecht, Kap. IX. Rn. 34.

BT-Drs. 17/10488, S. 26. § 10 Abs. 3 MBO-Ä: „Ärztliche Aufzeichnungen sind für die Dauer von zehn Jahren nach Abschluss der Behandlung aufzubewahren, soweit nicht nach gesetzlichen Vorschriften eine längere Aufbewahrungspflicht besteht“.

OLG Hamm v. 29.01.2003 – 3 U 91/02, VersR 2005, 412 (414).

Reuter/Hahn, VuR 2012, 247 (255).

BT-Drs. 17/10488, S. 26.

So aber wohl Martis/Winkhart, Arzthaftungsrecht, D 414.

Das ergibt der Vergleich zwischen dem RefE zum PatRG, S. 32 und BT-Drs. 17/10488, S. 26. So auch Fiekas, § 630f BGB – die Dokumentation der Behandlung, S. 127.

Verordnung über das Verschreiben, die Abgabe und Nachweis des Verbleibs von Betäubungsmitteln (BtM-Verschreibungsverordnung) v. 20.01.1998, BGBl. I S. 74.

Eine Übersicht anderer Aufbewahrungsfristen z. B. bei Terbille, in: Terbille/Clausen/Schroeder-Printzen, MAHMedR, § 1 Rn. 685 sowie bei der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, https://www.kvb.de/fileadmin/kvb/dokumente/Praxis/Rechtsquellen/A-D/KVB-RQ-Aufbewahrungsfristen-Merkblatt.pdf (Stand: 17.01.2018, letzter Zugriff am 26.03.2018).

Hingewiesen sei nochmals auf die immense Bedeutung einer ordnungsgemäßen Aufbewahrungsdauer allein schon aus beweisrechtlichen Gründen, insbesondere mit Blick auf § 630h Abs. 3 BGB.

Stellvertretend für die jeweils verbindlichen Regelungen der einzelnen Berufsordnungen der Landesärztekammern nehmen die folgenden Ausführungen hier auf § 10 MBO-Ä Bezug.

Vgl. Fiekas, § 630f BGB – die Dokumentation der Behandlung, S. 127.

BGH v. 31.05.1983 – VI ZR 259/81, NJW 1983, 2627 (2628); BayVerfGH v. 26.05.2011 – Vf. 45-VI-10, MedR 2012, 51 (52); VG München v. 27.09.2016 – M 16 K 15.5630, juris Rz. 28; ebenso Katzenmeier, in: L/K/L, Arztrecht, Kap. IX. Rn. 44.

Musterberufsordnung der Bundeszahnärztekammer v. 07.11.2014.

Bundeszahnärztekammer, Kommentar zur MBO-Z, § 12 Rn. 5.

Vgl. etwa § 12 Abs. 1 der Berufsordnung für die Bayer. Zahnärzte v. 20.01.2014.

In Übereinstimmung mit Fiekas, § 630f BGB – die Dokumentation der Behandlung, S. 128; Frahm/Walter, Arzthaftungsrecht, Rn. 151.

Fiekas, § 630f BGB – die Dokumentation der Behandlung, S. 128 f.

Zur früheren Rechtslage ebenso Taupitz, ZZP 100 (1987), 287 (322 ff.); a.A. Franzki, Der Behandlungsvertrag, S. 155.

Am Beispiel der bis zum 24.05.2018 geltenden datenschutzrechtlichen Regelungen bei Einreichung dieser Arbeit als Dissertation. Zum Teil wird jedoch auf die nunmehr geltende Rechtslage verwiesen.

Zur Anwendbarkeit der EU-Datenschutzgrundverordnung unten Kap. G.XIII.2.b.

Bundesdatenschutzgesetz i.d.F. der Bek. vom 14.01.2003, BGBl. I S. 66; nunmehr abgelöst durch das BDSG 2018 (im Folgenden: BDSG-neu), eingeführt durch das DSAnpUG-EU v. 30.06.2017, BGBl. I S. 2097. Vgl. dazu näher unten Kap. G.XIII.2.

Zur Frage, ob in das öffentl. Gesundheitswesen eingebundene private Leistungs-erbringer als öffentl. bzw. nicht-öffentl. Stelle i.S.d. Datenschutzrechts anzusehen sind vgl. Kircher, Schutz personenbezogener Gesundheitsdaten, S. 95 ff.

Exemplarisch orientieren sich die Darstellungen in dieser Arbeit am Bayerischen Datenschutzrecht.

Gola/Klug/Körffer, in: Gola/Schomerus, § 1 Rn. 19a.

Zum Streit, ob im Wege einer verfassungskonformen Auslegung des BDSG auch private Krankenhäuser unter den Vorrang des Landesrechts fallen Kircher, Schutz personenbezogener Gesundheitsdaten, S. 107 m.w.N.

Anstelle einzelner Datenschutzregelungen in den LandeskrankenhausG hat NRW ein GesundheitsdatenschutzG (G. v. 22.02.1994, GV. NRW., 84) und Bremen ein KrankenhausdatenschutzG (G. v. 18.09.1997, Brem.GBl. S. 337), vgl. Kircher, Schutz personenbezogener Gesundheitsdaten, S. 89.

Vgl. Kircher, Schutz personenbezogener Gesundheitsdaten, S. 107 Fn. 537.

Wilde/Ehmann, Bayerisches Datenschutzgesetz, 22. Aufl. 2013, Art. 3 Rn. 14.

Ausgenommen Unterbringung nach UbG, TherapieUbG sowie im Maßregelvollzug, vgl. Wilde/Ehmann, Bayerisches Datenschutzgesetz, 22. Aufl. 2013, Art. 3 Rn. 14.

Wilde/Ehmann, Bayerisches Datenschutzgesetz, 22. Aufl. 2013, Art. 3 Rn. 22 ff.

Dies folgt aus Art. 3 Abs. 1 S. 2 i.V.m. Art. 2 Abs. 7 BayDSG, vgl. Wilde/Ehmann, Bayerisches Datenschutzgesetz, 22. Aufl. 2013, Art. 3 Rn. 14.

Plath/Schreiber, in: Plath, § 3 BDSG Rn. 78.

Kühling/Seidel, in: Kingreen/Kühling, Gesundheitsdatenschutzrecht, S. 73 f.; vgl. auch OLG Bremen v. 18.11.1991 – 6 U 47/91, NJW 1992, 757.

Vgl. §§ 19 ff. BDSG a.F. für öffentl. Stellen d. Bundes bzw. §§ 33 ff. BDSG a.F. für nicht-öffentl. Stellen sowie exemplarisch Artt. 9 ff. BayDSG für öffentl. Stellen der Länder, soweit für diese als Wettbewerbsunternehmen gem. Art. 3 Abs. 1 S. 1 BayDSG nicht ebenfalls die §§ 33 ff. BDSG a.F. gelten.

Zu etwaigen Löschverpflichtungen siehe näher unten Kap. F.IV.

Kircher, in: Kingreen/Kühling, Gesundheitsdatenschutzrecht, S. 218.

Gola/Klug/Körffer, in: Gola/Schomerus, § 20 Rn. 16.

Beachte dazu aber einschränkend die im Folgenden vorgenommene Bewertung.

BT-Drs. 17/10488, S. 26.

Zu etwaigen Ausnahmefällen sogleich unten Kap. F.I.2.e.

Dazu ausführlich oben Kap. E.II.3.

Vgl. den Wortlaut der §§ 20 Abs. 3 Nr. 2 bzw. 35 Abs. 3 Nr. 2 BDSG a.F.

Auch nach § 35 Abs. 2 S. 1 BDSG-neu muss „Grund zu der Annahme“ bestehen.

Vgl. BT-Drs. 17/10488, S. 26.

Vgl. auch Frahm/Walter, Arzthaftungsrecht, Rn. 151.

Ähnlich auch Reuter/Hahn, VuR 2012, 247 (255).

Frahm/Walter, Arzthaftungsrecht, Rn. 151; vgl. BT-Drs. 17/10488, S. 42.

Weidenkaff, in: Palandt, § 630f Rn. 4.

Vgl. Weidenkaff, in: Palandt, § 630f Rn. 4.

Deutsch/Spickhoff, Medizinrecht, Rn. 897.

K. Schmidt, in: jurisPK-BGB, § 630f Rn. 30.

Rehborn, GesR 2013, 257 (267).

K. Schmidt, in: jurisPK-BGB, § 630f Rn. 30; a.A. aber Zilkens/Schnieder/Dahlmanns, VR 2016, 191 (194).

Reuter/Hahn, VuR 2012, 247 (255).

Frahm/Walter, Arzthaftungsrecht, Rn. 151.

A.A. wohl Fiekas, § 630f BGB – die Dokumentation der Behandlung, S. 129.

Möller/Makoski, KrV 2015, 186 (190).

Vgl. BT-Drs. 17/10488, S. 26.

Möller/Makoski, KrV 2015, 186 (191); i. E. ähnlich Spickhoff, in: ders., Medizinrecht, § 630f BGB Rn. 6: „Bei Arztbriefen genügen Zweitausfertigungen“. Vgl. auch U. Walter, in: BeckOGK, § 630f BGB Rn. 7.

Vgl. § 291f SGB V, wonach im Jahr 2017 jeder versendete elektronische Arztbrief mit einer Pauschale von 55 Cent gefördert wird; dazu eingehend Hesse, GesR 2017, 294 ff.

Katzenmeier, in: L/K/L, Arztrecht, Kap. IX. Rn. 54; Wagner, in: MüKo-BGB, § 630f Rn. 16.

Vgl. auch Fiekas, § 630f BGB – die Dokumentation der Behandlung, S. 124.

Am Beispiel der bis zum 24.05.2018 geltenden datenschutzrechtlichen Regelungen bei Einreichung dieser Arbeit als Dissertation. Zum Teil wird jedoch auf die nunmehr geltende Rechtslage verwiesen.

Für die Löschpflicht des Rechtsanwalts Uwer, in: BeckOK-DatSR, Grundlagen und bereichsspezifischer Datenschutz – Freie Berufe, Rn. 59.

Vgl. Uwer, in: BeckOK-DatSR, Grundlagen und bereichsspezifischer Datenschutz – Freie Berufe, Rn. 59.

Gassner/Schmidl, RDV 2004, 153 (156).

Vgl. Kassenärztliche Vereinigung Bayerns, https://www.kvb.de/fileadmin/kvb/dokumente/Praxis/Rechtsquellen/A-D/KVB-RQ-Aufbewahrungsfristen-Merkblatt.pdf (Stand 17.01.2018, letzter Zugriff 26.03.2018).

Borchert, CR 1993, 718 (723); s. auch Spyra, in: Chasklowicz/Schroeder-Printzen/Spyra/Weber, Ärztliche Schweigepflicht und Schutz der Patientendaten, S. 217 f.

Denn § 199 Abs. 2 BGB ist keine „andere Vorschrift“ i.S.d. der Aufbewahrungspflicht nach § 630f Abs. 3 BGB und daher für § 630h Abs. 3 BGB nicht relevant, vgl. näher oben Kap. F.I.2.c.

So geschehen im Februar 2016 in Thüringen, vgl. Patientenakten aus der Konfetti-Kanone, https://heise.de/-3099751 (letzter Zugriff am 16.03.2018).

Briessman, Sensible Patientendaten liegen in maroder Wiedemann-Klinik frei herum, sueddeutsche.de, http://sz.de/1.3063073 (letzter Zugriff am 16.03.2018).

Dazu Kazemi, Daten- und Aktenvernichtung in Krankenhäusern und Arztpraxen. Regeln im Umgang mit Alt-Daten und -Akten, S. 9; näher zu diesen DIN-Normen Bayerischer Landesbeauftragter für Datenschutz, Orientierungshilfe zur Datenträgerentsorgung v. 14.02.2014, S. 8 ff.

Vgl. Kazemi, Daten- und Aktenvernichtung in der Anwaltskanzlei. Regeln zum Umgang mit Alt-Daten und -Akten, S. 6.

BGH v. 21.11.1995 – VI ZR 341/94, NJW 1996, 779; BGH v. 13.02.1996 – VI ZR 402/94, NJW 1996, 1589.

Rehborn/Gescher, in: Erman BGB, § 630f Rn. 15; K. Schmidt, in: jurisPK-BGB, § 630f Rn. 41.

BGH v. 21.11.1995 – VI ZR 341/94, NJW 1996, 779 (781).

BGH v. 21.11.1995 – VI ZR 341/94, NJW 1996, 779 (780).

BGH v. 13.02.1996 – VI ZR 402/94, NJW 1996, 1589 (1589).

Rehborn/Gescher, in: Erman BGB, § 630f Rn. 15.

Vgl. Wagner, in: MüKo-BGB, § 630h Rn. 57 ff.; Katzenmeier, in: BeckOK-BGB, § 630h Rn. 43 ff.

Vgl. BT-Drs. 17/10488, S. 26.

BT-Drs. 17/10488, S. 30.

Zur bisherigen Rechtslage eingehend Taupitz, ZZP 100 (1987), 287 ff.; Hager, in: Staudinger BGB (2009), § 823 Rn. I 72; nunmehr Wagner, in: MüKo-BGB, § 630h Rn. 62; vgl. auch BT-Drs. 17/10488, S. 30; ebenso OLG Hamm v. v. 29.01.2003 – 3 U 91/02, VersR 2005, 412; OLG Karlsruhe v. 11.02.2004 – 7 U 174/02, juris Rz. 7.

Ähnlich wohl auch Weidenkaff, in: Palandt BGB, § 630h Rn. 6.

OLG Koblenz v. 03.04.2012 – 5 U 1497/11, MedR 2012, 812.

Dazu unten Kap. G.II.

Dazu gerade oben Kap. F.V.

Katzenmeier, MedR 2016, 982 (982).

BGH v. 16.04.1955 – VI ZR 72/54, BeckRS 1955, 31197047 = VersR 1955, 344.

100

BGH v. 24.06.1975 – VI ZR 72/74, NJW 1975, 2245.

101

OLG Köln v. 14.09.2015 – 5 U 41/15, MedR 2016, 982.

102

Baumgärtel, in: GS Bruns, S. 93 (100).

103

Vgl. auch OLG Köln v. 14.09.2015 – 5 U 41/15, MedR 2016, 982.

104

Zum Vorschlag einer eingeschränkten Beweissicherungsfunktion vgl. Kap. E.II.3.c.

Title: F. Aufbewahrungspflicht
Author: Thomas Bayer
Publisher: Springer Berlin Heidelberg
Book: Ärztliche Dokumentationspflicht und Einsichtsrecht in Patientenakten
Print ISBN: 978-3-662-57488-1

Electronic ISBN: 978-3-662-57489-8

Copyright Year: 2018
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-57489-8_6

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