Das Wirtschaftsinstitut (IDW) räumt mit seinen Analysen endgültig mit einem Zuwanderungsmythos auf: Die Flüchtlinge, die derzeit nach Deutschland strömen, werden wenig dazu beitragen, den Fachkräftemangel in Deutschland einzudämmen. Dafür sind viele der flüchtenden Menschen einfach nicht genügend qualifiziert. Bis sie in den Arbeitsmarkt integriert sind, werden wohl Jahre vergehen. Und doch ist Deutschland auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen, vor allem auf hochqualifizierte Experten aus Nicht-EU-Staaten, die durch eine Vereinfachung der Zuwanderungsregeln nach Deutschland gelockt werden sollen, so das IDW.
Versuche dazu hat es bereits gegeben, etwa in Form einer Greencard, also einer schnellen Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis in der Ära Gerhard Schröder (SPD). Diese wurde eingeführt, um IT-Fachkräfte ins Land zu holen. Doch der Versuch, das US-Modell in abgewandelter Form auch in Deutschland zu etablieren, ist dem Altkanzler damals nicht gelungen. Rund 15 Jahren nach der Einführung durch die damals rot-grüne Bundesregierung hat sich die Greencard definitiv als Flop erwiesen.
Arbeitgeber tun sich bei der Flüchtlingsintegration schwer
Auch jetzt müssen Arbeitgeber einige Hürden überwinden, bevor sie Migranten beschäftigen können. Der Deloitte-Studie "Human Capital Trends 2016" zufolge fällt Unternehmen die Flüchtlingsintegration schwerer als gedacht. Dabei sind Sprachbarrieren (69 Prozent), gesetzliche und regulatorische Unsicherheit (46 Prozent), Anerkennung von Bildungsabschlüssen (41 Prozent), kulturelle Unterschiede (40 Prozent) und fehlendes Führungsverständnis (18 Prozent) die größten Hindernisse.
Es verwundert daher wenig, dass bei den strategischen Zielen des Personalmanagements die Mehrheit der Befragten (84 Prozent) Diversity und generationenübergreifende Teams unterschiedlicher Herkunft sowie neue Führungsrollen nennen. Über 7.000 HR- und Geschäftsführer aus 130 Ländern nahmen an der diesjährigen Studie teil.
Demografiebewusstes Personalmanagement
Zuwanderung allein ist also nicht der Weisheit letzter Schluss. Springer-Autor Hermann Troger formuliert sieben Erfolgsfaktoren für wirksames Personalmanagement, um das Demografieproblem zu lösen. Maßnahmen sind demnach:
- Demografieorientierte Personalbeschaffung: durch Diversity Management
- Stärkenorientierter Personaleinsatz: etwa durch altersgemischte Teams und altersgerechte Arbeitsorganisation
- Altersgerechte Personalbeschaffung: mit Kompetenzmanagement, lebenspahsenorientiertes Personalmanagement, Karriere in Wellen oder Employability (Beschäftigungsfähigkeit)
- ein neuer Generationenvertrag: setzt auf Generationen-Diversity-Management
- Familie und Gender: familienfreundliche Personalpolitik, Einbindung von Frauen mit familiären Verpflichtungen
- vitale Mitarbeiter: Gesundheitsmanagement, das auf physisch und psychisch gesunde Mitarbeiter setzt und die Resilienz fördert.
- Management und von Interessen und Erwartungen: beispielsweise Work-Life-Balance, Erwartungsmanagement
Personalarbeit muss sich nach Ansicht des Autors stärker denn je um das Thema Diversity Management kümmern und sich an den Bedürfnissen und Erwartungen der Mitarbeiter ausrichten. "Das alles erfordert kein neues Human Ressource Management, das bestehende erhält vor dem Hintergrund eines derart umfassenden gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Wandlungsprozesses eine neue Bedeutung in der betrieblichen Realität", stellt Troger fest. Eine demografiebewusste und wertschätzende Führungskultur ist für ihn das beste Mittel gegen den Fachkräftemangel.