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23-11-2012 | Fahrzeugtechnik | Schwerpunkt | Article

Mehr Sicherheit für Motorräder: ABS wird Pflicht

Author: Katrin Pudenz

3:30 min reading time

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Kürzlich hat das Europäische Parlament beschlossen, dass ab dem Jahr 2016 schwere Motorräder (über 125 Kubikzentimeter Hubraum) mit einem Antiblockiersystem (ABS) ausgestattet werden müssen. Kleinere Motorräder, inklusive Motorroller müssen mit ABS oder mit kombinierten Bremssystemen ausgestattet sein.

641 Abgeordnete stimmten für die neue Verordnung, 16 Gegenstimmen und 18 Enthaltungen wurden gezählt. Die Verordnung braucht noch die formale Zustimmung der EU-Mitgliedstaaten. Bereits im Vorfeld der Plenartagung begrüßte der ADAC diesen Entschluss des Europäischen Parlaments bereits im Vorfeld.

Setzt sich der Automobilclub doch schon seit vielen Jahren für einen verpflichtenden Einbau von ABS bei motorisierten Zweirädern ein. Grundlage der Forderung sind die Daten der ADAC-Unfallforschung, die seit mehr als sieben Jahren auch Motorradunfälle in Deutschland auswertet. Das deutliche Ergebnis besagt, dass in 21 Prozent der Fälle der Einsatz eines ABS den Unfall hätte verhindern oder die Unfallfolgen reduzieren können. 45 Prozent der Alleinunfälle ohne Fremdbeteiligung hätten bei Einsatz des ABS vermieden werden können. Die meisten Motorradfahrer sind sich des Sicherheitsgewinns durch ABS bewusst. Nicht von ungefähr sind - laut ADAC - bereits heute über zwei Drittel der neu zugelassenen Motorräder mit Antiblockiersystem ausgerüstet.

In einer Gefahrensituation mit beiden Rädern optimal zu bremsen ist nahezu unmöglich - selbst für sehr geübte Motorradfahrer - und kostet Bremsweg. Wird das Hinterrad überbremst kommt Unruhe in das Fahrwerk, die Fahrstabilität wird verringert. Kommt es beispielsweise bei einer Vollbremsung zu einem plötzlichen Verlust im Reibwert zwischen Reifen und Fahrbahn, kann auch der routinierteste Fahrer einen Sturz nur noch mit Glück verhindern. Für solche Fälle wurden die ABS-Systeme vorrangig entwickelt.

Erstmals wurden Regelungssysteme für Motorradbremsen - also Antiblockiersysteme- ABS - 1988 für die Serie vorgestellt. BMW hat hier Pionierarbeit geleistet. Nur zögerlich folgten andere Motorradhersteller, erst Mitte des ersten Jahrzehnts dieses Jahrtausends ist das Antiblockiersystem bei allen namhaften Herstellern im Angebot.

Das erste Serien-ABS

BMWs ABS I arbeitete nach dem Plungerprinzip. Das Antiblockiersystem wurde gemeinsam mit dem Bremshydraulikhersteller FAG entwickelt. Herzstück des Systems ist der elektro-hydraulische Druckmodulator. Dieser enthält den Plunger, also den Regelkolben. Der Plunger wird von einem Linearmotor angetrieben und bewirkt durch Volumenänderung im Hydrauliksystem eine Veränderung des Drucks im Bremssattel und dementsprechend eine Veränderung der Regelbremskraft. Stellen die elektronischen Sensoren an den Rädern eine Blockierneigung fest, wird der Bremsdruck kontinuierlich so weit abgesenkt - durch Zurückfahren der Kolben - bis sich die Räder wieder drehen können. Im Anschluss wird der Druck wieder aufgebaut, bis eine neuerliche Druckabsenkung durch Blockade notwendig wird.

Das Intergal-ABS

Zwölf Jahre nach der Präsentation des ersten ABS führte BMW ein neues Bremssystem ein. Das Integral-ABS, das der Hersteller aus Bayern gemeinsam mit der Firma FTE automotive entwickelt hat. Neben der weiter verfeinerten ABS-Regelung bietet das System die beim Pkw übliche Verbundfunktion von Vorder- und Hinterradbremse. Darüber verfügt das System erstmals über einen elektrohydraulischen Bremskraftverstärker sowie eine adaptive Bremskraftverteilung. Bremst der Fahrer mit dem Integral-ABS voll, und zwar unabhängig davon, ob er die Vorder- oder Hinterradbremse betätigt, wird jedes Rad optimal entsprechend seiner Bodenhaftung verzögert. In der BMW S 1000 RR, mit der BMW Motorrad in das Segment der supersportlichen Motorräder eingestiegen ist, arbeitet das Race-ABS. Dabei handelt es sich um eine um 20 Prozent gewichtsreduzierte Weiterentwicklung des Integral-ABS 2 mit speziellem Fokus auf die Anforderungen des Supersport-Segments.

Und die technischen Entwicklungen in dem Bereich gehen weiter. So hat Bosch erst kürzlich ein ABS mit Offroad-Regelung vorgestellt. Es ist auf lose Fahrbahnuntergründe abgestimmt. Bislang ging auf Sand oder Schotter mit der auf Asphalt ausgelegten Regelung die optimale Bremswirkung verloren. Eine weitere Funktion des neuen ABS der Generation 9 ist die Traktionskontrolle. Sie verhindert bei starken Beschleunigungen das Durchdrehen des Hinterrads und wirkt dem Aufsteigen des Vorderrades entgegen.

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