Zusammenfassung
Die didaktische Reduktion fachlicher Inhalte ist eines der wirksamsten Mittel, um komplexe Themen schülergerecht unterrichten zu können. Oftmals sind neue mathematische Strukturen im Unterricht nur vermittelbar, wenn die Lernumgebung einfach ist. Zusätzliche Informationen, die für die Vermittlung des neuen Fachinhaltes nicht unbedingt erforderlich sind, werden daher meist bewusst vermieden, um die Konzentration der Schülerinnen und Schüler auf das Wesentliche zu ermöglichen. Im Leben außerhalb der Schule sind mathematische Probleme jedoch selten didaktisch aufbereitet. Können weniger stark reduzierte Lernumgebungen einen Beitrag leisten, Schülerinnen und Schüler besser auf die Mathematik nach dem Schulabschluss vorzubereiten?
Im vorliegenden Unterrichtsprojekt übernehmen Schülerinnen und Schüler die Arbeit einer Firma, die Klimaschutzprojekte durchführt. Schülerinnen und Schüler einer zehnten Klasse sollten ein Klimaschutzprojekt von ihrem fiktiven Vorgänger übernehmen und dieses zunächst mit Hilfe einer Finanzkalkulation evaluieren. Das erstellte numerische Modell der finanziellen Entwicklung des Projektes basiert dabei auf Informationen aus diversen Quellen, darunter E‐Mails, Archivdateien, ein Kreditangebot, u. v. m. Die größte mathematische Schwierigkeit beschränkte sich auf einfache Zinsrechnung. Aufgabe der Schülerinnen und Schüler war es also nicht, in einer didaktisch reduzierten Lernumgebung neue Fachinhalte kennen zu lernen oder zu üben, sondern in einer inhaltlich erweiterten Lernumgebung Fachkompetenzen vergangener Jahrgangsstufen realitätsnah anzuwenden. Zur Umsetzung wurde ein numerisches Modell gewählt, da dieses einfach erweiterbar und damit binnendifferenzierend ist und durch individuelle Schätzungen unterschiedliche Schülerlösungen erlaubt.