Vorangetrieben durch die Digitalisierung ändern sich zunehmend die Kontakt- und Vertriebswege eines Kreditinstituts zwischen dem Kunden und der Bank. Altbewährte Konzepte zu Filialen und Vertrieb stehen heute mehr denn je auf dem Prüfstand. Das aktuelle Niedrigzinsumfeld belastet die Ertragslage von Banken und Sparkassen enorm. In diesen skizzierten Rahmenbedingungen wurde zuletzt die Tragfähigkeit der Geschäftsmodelle kleinerer und mittlerer Institute in Deutschland anhand der Daten aus Offenlegungsberichten kritisch hinterfragt.
Das hinter dieser Analyse stehende Interesse ist sinnvoll, denn es entspricht dem Erkenntnisinteresse der Behörden, die die Geldhäuser beaufsichtigen. Allerdings wirft die Bankenaufsicht beispielsweise bei den so genannten 44er-Prüfungen oder im regelmäßigen, seit Basel III sehr detaillierten Meldewesen der Institute sowie in den jährlichen Stresstests für Less Significant Instituts (LSI, Niedrigzinsumfrage) einen noch intensiveren Blick in das Innere einer Genossenschaftsbank oder Sparkasse.
Aufsichtsfaktoren bei Spezialbanken
Was dürfte die Aufsicht beispielsweise bei den Spezialbanken innerhalb der genossenschaftlichen Finanzgruppe feststellen? Generell werden nur Risiken eingegangen, soweit ausreichend Deckungsmasse vorhanden ist. Spezialbanken müssen in aller Regel aufgrund ihres hoch besicherten Geschäfts kaum Kreditausfälle verkraften. Höhere und zudem konjunkturell abhängige Klumpenrisiken eines Firmenkundengeschäfts belasten die Spezialbanken nicht. Aufgrund des speziellen Geschäftsmodells dieser genossenschaftlichen Institute besteht per se ein geringerer Ergebnisanspruch als bei klassischen Genossenschaftsbanken – mit oder ohne Warengeschäft. Neben Skaleneffekten, die erzielt werden können, bietet die Spezialisierung dezidiertere Chancen, Geschäftsprozesse zu bündeln und zu zentralisieren, die Spezialbanken schon seit Langem nutzen. Dazu gehören zum Beispiel bei den PSD Banken ein gemeinsames Call-Center und das Plattformgeschäft.
Auch der explizite Blick in das Baufinanzierungsgeschäft, einer wesentlichen Ertragsstütze eigentlich aller Finanzdienstleister in diesen Zeiten, offenbart, dass bei den genossenschaftlichen Spezialbanken faktisch nur sehr granulare Risiken eingegangen werden. Dies zeigt sich auch an einem sehr geringen Quotienten an Einzelwertberichtigungen von etwa 0,03 Prozent bei den PSD Banken. Zudem kommen professionelle Instrumente der Risikomessung, die auf Tagesbasis Risiken messen, zum Einsatz. Und deswegen sind diese auch gut zu managen. Aufgrund der Spezialisierung dürfte bei vielen Spezialbanken dennoch das Zinsänderungsrisiko und dessen mögliche Auswirkungen zwar höher als bei einer klassischen Genossenschaftsbank oder Sparkasse sein. Entsprechend umfangreich sind jedoch die Berichte und Informationen in Richtung Aufsicht und daraus mögliche, abgeleitete Maßnahmen.
Wandel im Bankensektor bietet mehr Chancen als Risiken
Ohne Zweifel erkennen Spezialinstitute in der aktuellen Transformation des Bankgeschäfts mehr Chancen als Risiken. Der Bedarf der Kunden nach vielen Filialen eines Finanzdienstleisters in einer Stadt wird zunehmend schwinden. Schon immer haben beispielsweise die PSD Banken, die zur Gruppe der Spezialbanken innerhalb der genossenschaftlichen Finanzgruppe gehören, das Bankgeschäft im Wege eines Direktbanking-Ansatzes praktiziert. Die 14 Institute betreuen in 57 Niederlassungen mehr als 1,2 Millionen Mitglieder und Kunden mit Bankdienstleistungen und Beratung nach allen technischen Möglichkeiten. Diese Kombination lässt sich nicht durch einen singulären Blick auf Zahlen erfassen, weswegen das Ganze mehr als die Summe seiner Teile ist.