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05-01-2021 | Finanzbuchhaltung | Infografik | Article

Steigende Forderungsrisiken bedrohen den Cashflow

Author: Angelika Breinich-Schilly

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Deutsche Zulieferer springen seit Pandemiebeginn bei ihren Kunden in die Bresche, um deren Liquidität zu schonen. Doch die gewährten Lieferantenkredite sind laut einer Studie ein großes Risiko für den eigenen Cashflow. 

Ein Großteil der deutschen Zulieferer akzeptiert infolge der Corona-Krise enorme Forderungsrisiken, um Umsätze zu erzielen und wettbewerbsfähig zu bleiben. So sind seit Pandemiebeginn sieben Prozent des Gesamtwerts der Forderungen betroffener Unternehmen ausgefallen und mussten als uneinbringlich abgeschrieben werden. Gegenüber 2019 mit einem Wert von 2,1 Prozent ist dies eine Verdreifachung. Zu diesem Schluss kommt das aktuelle Zahlungsbarometer Deutschland von Atradius. Hiermit überprüft der Kreditversicherer das Zahlungsverhalten im nationalen und internationalen Firmengeschäft. 

Für den jährlichen erscheinenden Bericht mit dem Schwerpunkt Westeuropa wurden 2020 rund 2.600 Unternehmen aus insgesamt 13 Ländern (Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Niederlande, Österreich, Schweden, Schweiz und Spanien) befragt. Diese sind in der Verarbeitenden Industrie, dem Großhandel, dem Einzelhandel und Verkauf sowie dem Dienstleistungssektor angesiedelt.

Starker Anstieg beim Zahlungsverzug

Der Anteil der deutschen Firmen, die in den vergangenen Monaten von Zahlungsverzügen betroffen waren, ist auf 53 Prozent gestiegen. Im Vorjahr waren es nur 32 Prozent. Trotz dieses Anstiegs wollen mehr als zwei Drittel der Unternehmen die Risiken für Zahlungsausfälle in den kommenden Monaten selbst übernehmen und in die Selbstversicherung gehen. 

So gewährten 34 Prozent der deutschen Teilnehmer seit März häufiger Zahlungsziele als vor dem Ausbruch der Pandemie, so die Studienautoren. 41 Prozent sagen, dass sie am häufigsten Lieferantenkredite für kleine und mittelständische Kunden gewähren, um auf dem inländischen Markt wettbewerbsfähig zu bleiben. Das ist ein deutlich höherer Anteil als die in Westeuropa insgesamt angegebenen 29 Prozent. Die von den Studienteilnehmern eingeräumten Zahlungsfristen haben sich mit durchschnittlich 92 Tagen mehr als vervierfacht (2019: 22 Tage).

Dieser neue Trend zu längeren Zahlungsfristen bietet laut der Studienautoren einige interessante Perspektiven auf die mögliche Strategie deutscher Unternehmen in der Corona-Krise. Einerseits könne die verstärkte Inanspruchnahme von B2B-Lieferantenkrediten darauf hinweisen, dass die Unterstützung von Unternehmen, die pandemiebedingt an Liquiditätsproblemen leiden, sich positiv auf die Geschäftsbeziehungen zwischen zwei den Geschäftspartnern auswirkt. 

Lieferantenkredite für Firmen mit schlechter Bonität

Statistiken hätten jedoch gezeigt, dass das Risiko eines Zahlungsausfalls umso größer ist, je länger eine Rechnung nicht bezahlt wird. Wenn Lieferantenkredite für eine breitere Kundenbasis angeboten werden, bestehe zusätzlich das Risiko, dass die Wirtschaft insbesondere vor dem Hintergrund der durch die Regierungen verabschiedeten Hilfspakete zur Stabilisierung Kredite an Kunden mit schlechter Bonität vergibt.

"Viele Unternehmen befinden sich aufgrund der Corona-Krise in der wohl schwierigsten Situation ihrer Firmengeschichte", kommentiert Thomas Langen, Senior Regional Director Deutschland, Mittel- und Osteuropa bei Atradius, das Ergebnis. "Auch mit den staatlichen Konjunkturpaketen und der zeitweisen Lockerung der Insolvenzantragspflicht ist das Zahlungsausfallrisiko aktuell extrem hoch", warnt der Experte. Geld, auf das Unternehmen zu lange warten oder gar nicht bekommen, fehle an anderer Stelle – etwa, um eigene Verbindlichkeiten zu decken. "So geraten Lieferanten selbst schnell in Zahlungsschwierigkeiten und gefährden ihre eigene Existenz."

Und obwohl 43 Prozent der Befragten sagen, dass ihre Einnahmen durch die Wirtschaftskrise negativ beeinflusst wurden und 38 Prozent der Unternehmen, insbesondere im Maschinenbau, Einbußen beim Verkaufsvolumen erlitten haben, geben ebenfalls 38 Prozent an, dass es ihnen "einigermaßen gelungen ist", negative Auswirkungen auf den Cashflow einzudämmen. In Westeuropa sagen das durchschnittlich nur 25 Prozent der Firmen. "Der relativ hohe Wert kann auf die zusätzlichen Maßnahmen zurückzuführen sein, die deutsche Unternehmen ergriffen haben, um ausstehende Schulden einzuziehen und die Liquidität zu fördern", heißt es zur Begründung.

Weniger Risiken im Auslandsgeschäft

Vor allem im internationalen Geschäft haben die deutschen Unternehmer zuletzt ihre Risiken im Hinblick auf Lieferantenkredite gesenkt. Von den 20 Prozent des Umsatzvolumens, bei denen die Firmen eine Rechnung mit Zahlungsziel ablehnten, entfiel ein Großteil auf Aufträge aus dem Ausland. Häufigster Grund für eine Ablehnung war die erhöhte Gefahr eines Zahlungsausfalls im Land des Abnehmers.

Alle tagesaktuellen Beiträge rund um die Corona-Krise lesen Sie hier

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