Die aktuelle Krise hat die finanziellen Grundlagen vieler Unternehmen schwer erschüttert. Doch unstrukturierte Maßnahmen bringen sie nicht wieder auf den wirtschaftlichen Erfolgskurs. Hilfreiche Instrumente bietet allerdings das Finanzcontrolling.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie stellt die Wirtschaft weltweit auf eine harte Probe. Die Umsätze vieler Unternehmen sind eingebrochen oder sogar ganz weggefallen. Wichtige Projekte mussten aufgrund von Liquiditätsengpässen zunächst pausieren. Mit den Lockerungsmaßnahmen soll nun Schritt für Schritt die wirtschaftliche Erholung eingeleitet werden. Doch hierfür bedarf es in den Betrieben einer strukturierten Vorgehensweise. Panische Budgetkürzungen und substanzlose Finanzplanungen sind keine Garanten für einen Erfolgskurs.
Aufgaben des Finanzcontrollings
"Das Finanzcontrolling unterstützt das Finanzmanagement durch die Steuerung und Koordination der Finanzaktivitäten im Unternehmen", erklären die Springer-Autoren Margarita Uskova und Thomas Schuster in ihrem Buchkapitel "Kapital- und Finanzplanung" (Seite 32).
Dabei übernimmt das Finanzcontrolling verschiedene Aufgaben. So erläutern die Springer-Autoren Stefan Müller und Sarah Müller in ihrem Buch "Unternehmenscontrolling" (Seite 151 ff.), dass zur finanziellen Führung eines Unternehmens vor allem folgende Bereiche relevant sind:
- Aktuelle (laufende, situative) Liquiditätssicherung
- Strukturelle (längerfristige) Liquiditätssicherung
- Bemessung der Liquiditätsreserve
- Optimierung der Erfolgswirkung finanzwirtschaftlicher Entscheidungen
- Finanzkontrolle
"Das Finanzcontrolling hat die konzeptionelle, instrumentelle und informatorische Absicherung zu bieten, damit die Unternehmensführung diese Aufgaben rational bewältigen kann," betonen die Autoren.
Unternehmen brauchen den rationalen Blick
Gerade die rationale Bewältigung der Aufgaben ist in der aktuellen Lage wichtig, gelingt jedoch nicht immer. Eine wirtschaftliche Krise, wie sie durch die Corona-Pandemie weltweit ausgelöst wurde, sorgte in manch einem Unternehmen zu kurzfristigen Reaktionen und Improvisationen. Mitarbeiter wurden ins Homeoffice geschickt, Veranstaltungen abgesagt und infolge dessen Budgets gekürzt oder Projekte komplett auf Eis gelegt.
Neben der Notwendigkeit vieler Maßnahmen, blieb die Rationalität in vielen Fällen aber auf der Strecke. Um das Unternehmen wieder in sichere Gewässer zu steuern, ist ebenfalls das Finanzcontrolling gefragt. Im Vordergrund steht dabei zunächst die Analyse der Finanzlage und infolgedessen die integrierte Erfolgs-, Bilanz- und Finanzplanung.
Mit der Finanzanalyse Liquditätspotenziale ermitteln
"Die Finanzanalyse dient der Beurteilung der Finanzlage eines Unternehmens. Die Beurteilung fokussiert sich dabei auf die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens, das Liquiditätspotenzial der Vermögensgegenstände, ihre Kapitalbindung und das Überschuldungsrisiko" erklären Margarita Uskova und Thomas Schuster in ihrem Buchkapitel "Finanzcontrolling" (Seite 129). Sie differenzieren dabei zwischen
- Investitionsanalyse
- Finanzierungsanalyse
- Liquiditätsanalyse
- Kennzahlensysteme
Kennzahlen liefern wichtige Erkenntnisse
Hier hat sich der Einsatz finanzieller Kennzahlen bewährt: So werden beispielsweise bei der Investitionsanalyse Kennzahlen berechnet, die die Aktivseite der Bilanz analysieren. Interessant ist hier zum Beispiel die Anlageintensität, die Umlaufintensität oder auch die Investitionsquote.
Ein Blick lohnt sich aktuell auch auf die Laufzeit der Forderungen. Als empfehlenswert wird hier eine Laufzeit von unter 30 Tagen gesehen. Je nachdem, was die Analyse ergibt, lässt sich daraus schließen, dass es zu lange dauert, bis Kunden ihren Rechnungen begleichen. Das Unternehmen kann in diesem Fall sein Forderungsmanagement neu ausrichten und seine Liquiditätssituation verbessern. Denn wenn Rechnungen zeitnah nicht beglichen werden, fehlen dem Unternehmen entprechende finanzielle Mittel zur Begleichung eigener Rechnungen.
Wertorientierte Unternehmensführung für höhere Zinsen
Kennzahlen spielen auch bei einer wertorientierten Unternehmensführung eine große Rolle: "Wertorientierte Unternehmensführung verfolgt das Ziel, betriebliche Entscheidungen so zu treffen, dass das gebundene Eigenkapital im Betrieb eine höhere Verzinsung erwirtschaftet als in einer vergleichbaren Alternativanlage. Das Finanzcontrolling hat im Rahmen der wertorientierten Unternehmensführung die Aufgabe, den Wertbeitrag zu ermitteln, welcher in einer bestimmten Periode geschaffen wurde." Uskova und Schuster verweisen in diesem Zusammenhang auf absolute Kennzahlen wie der Economic Value Added (EVA) und Cash Value Added (CVA) sowie relative Kennzahlen wie ROI und CFROI.
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