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2019 | OriginalPaper | Chapter

3. Framing als strategische Tätigkeit

Author : Michael Oswald

Published in: Strategisches Framing

Publisher: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

In der Politischen Kommunikation dient das Framing oft als strategisches Hilfsmittel, mit welchem die Wirklichkeit in einer spezifischen Sichtweise dargestellt wird. Häufig wird dabei eine Situation problematisiert, um eine erwünschte Reaktion oder Interpretation und Bewertung eines Sachverhaltes zu erreichen.

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Footnotes
1
Durch Einbezug des Framing-Ansatzes gewinnt das Multiple Streams Agenda-Setting Modell nach Kingdon an Tiefe. Wie bestimmte Akteure Sachverhalte framen, tangiert die Problemwahrnehmung, das politische Umfeld sowie die Relevanz bestimmter Lösungsvorschläge und damit die Entwicklung jedes einzelnen der drei maßgeblichen Streams (problem, politics, policy). Das spezifische Framing kann so deren Zusammentreffen erleichtern oder behindern und dadurch beeinflussen, ob sich Gelegenheitsfenster öffnen und ob diese zu effektiven Policy-Veränderungen führen oder nicht (Colombini et al. 2016).
Auch durch eine Verbindung mit dem Narrative Policy Framework (NPF) kann der Framing-Ansatz zu einem besseren Verständnis des Policy-Prozesses beitragen – so zum Beispiel davon, wie Policy-Outcomes durch die Entscheidungen von Medienakteuren hinsichtlich der Auswahl und des Framings von Stories sowie der Konstruktion von Narrativen beeinflusst werden (Crow und Lawlor 2016).
 
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Parallel zu mobilisierenden Frames identifiziert Entman auch prozedurale Frames, die sowohl in ihrem Fokus als auch in ihrer Funktion weitaus enger sind. Sie stellen Handlungen oder Vorhaben von politischen Akteuren in einen legitimen Rahmen. In den Medien wird jene Art von suggestiven Frames häufig gebraucht. Sie erfüllen damit wichtige politische Funktionen (Entman 2009).
 
3
Dies ist natürlich auch der Fall, weil sie Themen selbst durch ihre bereits geformten Interpretationsrahmen begreifen.
 
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Vgl. hierzu die ältere Kommunikationsforschung, in der auf Basis des einfachen Stimulus-Response Modells von einer so starken Medienwirkung ausgegangen wurde, dass dem Persuasionsmodell ein meinungsbestimmender Status eingeräumt wurde. Seit den 70er Jahren führten jedoch widersprüchliche Studienergebnisse sowie ein Mangel an Beweiskraft der These zur Abkehr von dem Modell (vgl. hierzu Schenk, Michael: Medienwirkungsforschung, Tübingen, 2002: 443).
 
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Es gibt auch eine von Karl Halvor Teigen aufgeführte Kategorie von ‚Lügen-Frames‘. Framen ist zwar in der Regel nicht lügen, dennoch können auch Lügen Frames sein. Man kann framen, ob man das Glas Wasser halb voll oder halb leer ‚lügt‘, wenn man gar keines hat. Frames sind in der Regel jedoch weitaus geschickter als blanke Lügen.
 
6
Die Deep Core Beliefs wirken auf andere Subsysteme wie etwa Policy Core Beliefs.
Policy Core Beliefs sind ebenso wie die Deep Core Beliefs fundamentale Wertordnungsvorstellungen, aber politikfeldspezifisch und daher nicht so starr. Sie können jedoch eine Kohäsion zwischen Koalitionen erzeugen und somit Akteure verbinden, die gewisse Ziele teilen. Sie werden daher als der „glue of coalitions“ (Sabatier 1998) bezeichnet. Dabei ist es irrelevant, ob deren Interessen auf lange Sicht divergieren (Jenkins-Smith et al. 2014). Policy Core Beliefs sind zwar relativ abstrakt, stehen jedoch in Bezug zu spezifischen Problemstellungen innerhalb eines Subsystems. Sie sind in allgemeine Strategien für den Umgang mit einer ganzen Bandbreite an Fragestellungen relevant (Jenkins-Smith et al. 2014).
Die dritte Gruppe von Beliefs nennt Sabatier Secondary Aspects. Diese erstrecken sich meist nicht über sämtliche Policy-Subsysteme und sind daher in großer Zahl vorhanden. Sie sind diejenigen mit der höchsten Partikularität und Volatilität (Sabatier 1998). Zudem sind sie weit spezifischer als Policy Core Beliefs (Jenkins-Smith et al. 2014). Es handelt sich hierbei in der Regel um Beliefs, die sich hinsichtlich einer Policy-Implementation entwickeln – wie beispielsweise in Bezug auf administrative Strukturen, personelle Präferenzen oder einer Budgetverteilung. Sie bestimmen Fragen zur Übertragung der Beliefs auf Policies und sind eine Art strategisches Mittel, um deren Umsetzung zu ermöglichen. Sie ändern sich durch neue Informationen, Anpassungen oder Erfahrungen vergleichsweise schnell (Sabatier 1998). Assoziiert sind Deep Core, Policy Core und Secondary Aspects durch eine Form von ‚ideologischem Zwang‘ (Jenkins-Smith et al. 2014).
 
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Bei Framing-Strategien müssen daher Zweck und Ziel nicht immer kongruent sein (Benford und Snow 2000).
 
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Oftmals wird dabei sogar die gesamte politische Einstellung zugänglich, da einzelne politische Präferenzen in der Regel relativ gut clustern. So sind beispielsweise zumeist jene Menschen, die für ‚Pro-Choice-Bewegungen‘ eintreten, auch sonst in ihren Einstellungen eher sozialliberal.
 
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Der Begriff des Paradigmenwechsels wurde von Thomas S. Kuhn in der Wissenschaftstheorie für die Ablösung eines gesamten Denk-Paradigmas geprägt. Paradigmenwechsel treten äußerst selten auf, da sie die gesamte theoretische Grundlage einer Wissenschaft oder einer Teilströmung davon ungültig machen. Albert Einsteins Relativitätstheorie löste einen Paradigmenwechsel in der Physik aus (Kuhn 1979).
 
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Wenngleich teilweise mit Widerwillen sowie erst nach weiteren Verhandlungen und Absprachen.
 
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Es ist sogar beachtlich, dass die NRA fast nur im Lichte von Vorfällen weitläufig agiert. Deren Kommunikationsmuster kann daher im Grunde schon als Krisenkommunikation gelten, da die Vertreter von Waffenrechtsbeschränkungen auch ihrerseits stets innerhalb der politischen Möglichkeiten, also medialen Ereignissen, agieren.
 
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Mit einer Analyse auf Basis des Frame-Bridgings können sogar latent gesteuerte Brückensetzungen identifiziert werden, was bei der Verwendung des Advocacy-Coalition-Ansatzes beispielsweise übersehen werden kann.
 
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Man könnte dies so definieren, dass die rein deskriptive Variante des Begriffs (‚Frame-Shift‘) jede Situation beschreiben kann, in der sich ein Deutungsrahmen verschiebt (wobei der Begriff völlig offen lässt, ob diese Verschiebung als Reframing strategisch intendiert ist oder nicht) – und insoweit unterkomplex bleibt. Davon zu unterscheiden wäre dann der Begriff des (ggf. strategischen) ‚Frame-Shiftings‘, bei dem der Effekt vor allem aus dem plötzlichen Dreh an sich resultiert. Das Verhältnis der beiden zueinander wäre dann vergleichbar mit dem Verhältnis von ‚Frame‘ und (ggf. strategischem) ‚Framing‘.
 
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Das mag in der Soziologie richtig sein, diese Kritik ist jedoch so nicht vollständig gerechtfertigt. Spätestens mit Entman (1993) begannen andere Perspektiven in der Framing-Forschung relevant zu werden.
 
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Die Annahme, dass die Kultur eine Gesellschaft spezifisch prägt, ist weitaus älter als die Abhandlungen von Wildavsky und Douglas (1991, 1996). Insbesondere Franz Boas, Ashley Montagu und auch B.F. Skinner erhoben diese Annahme zu ihrem zentralen Axiom – vornehmlich im Behaviorismus. Dabei wurde die Variable allerdings in ihrer Bedeutung überhöht und am äußersten Ende der Nature/Nurture-Debatte angesetzt, weshalb der Behaviorismus schon seit längerem irrelevant ist. Auch wenn die genetischen Voraussetzungen einen großen Einfluss im menschlichen Denken und Handeln haben, wurde der Faktor der kulturellen Prägung nicht widerlegt. Wildavsky und Douglas stützen sich in ihrer Argumentation auf jenen Aspekt. Dabei wird anerkannt, dass eine Wirkung von der Kultur ausgeht, die relativ umfassend ist. Dass daneben genetisch verankerte Verhaltensweisen bestehen, steht außer Frage und wird nicht negiert. Die genaue Position auf der Nature-Nurture-Skala, also der Frage, inwiefern Menschen von Genen auf der einen Seite und von der Enkulturation auf der anderen Seite geprägt sind, ist zwar nicht bekannt; jedoch sind wir an einem Punkt in der Debatte, wo beide Einflüsse allgemein anerkannt werden.
 
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Die Analyse einer politischen Kultur beginnt bei tradierten sozialen Verhaltensmustern und bei dem sozialen Kontext einer Gesellschaft, denn das kulturelle Gedächtnis umfasst die absolute Vergangenheit, außerdem tendiert es zur Schriftlichkeit und wird damit erhalten (Assmann 2007).
 
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Vorrangig ging es hierbei um Frauen, wobei sich die Thematik nicht auf sie beschränkt hat. Insgesamt ist der Bewegungs-Frame sehr inklusiv ausgerichtet.
 
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Ideologische Distanzen in Gesellschaften und politischen Systemen werden häufig als Polarisierung bezeichnet. Eine Polarisierung tritt auf, wenn die politischen Präferenzen zu ideologisch extremen Positionen neigen. Gesellschaftliche Mehrheiten an beiden Extremen sind in ihren Einstellungen dabei nicht primär zentristisch und unimodal ausgerichtet, sondern stehen sich diametral gegenüber. Bei einer Polarisierung liegen damit die Einstellungen mehrheitlich an den Rändern einer ideologischen Strömung verortet und nicht in ihrem gemäßigten Bereich (Levendusky 2009). Eine Gesellschaft wie jene in Deutschland ist also nicht polarisiert, obwohl es auch extreme Meinungen gibt. Die Mehrheit der Gesellschaft ist in ihrer politischen Einstellung schließlich nicht an den Rändern verankert. Das Gros der Menschen ist eher zentristisch ausgerichtet, auch wenn verschiedene politische Lager bestehen. Eine polarisierte Gesellschaft gab es beispielsweise in der Weimarer Republik. Auch die Vereinigten Staaten befinden sich gerade in einem Polarisierungsprozess.
 
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Vgl. hierzu das Konzept der „imagined community“ des Nationalstaates (Anderson 1983).
 
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Den Begriff Cleavage führten Lipset und Rokkan (1967) in die Politikwissenschaft ein. Sie klassifizierten grundlegende gesellschaftliche Konfliktlinien und lieferten überzeugende Argumente dafür, dass die Eigenschaften westlicher Parteiensysteme eng mit der Wählerzugehörigkeit zu sozialen Gruppen verknüpft sind. Eine Weiterentwicklung und stetige Verwendung des Begriffs hat dazu beigetragen, dass dieser in der Politikwissenschaft pauschal für die Analyse jedweder Länder und für diverse Arten von Konfliktlinien angewendet wird.
 
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Hierbei wird von einer Autonomie der eigenen Gruppe ausgegangen und die eigenen Ziele werden gegenüber einer etwaig notwendigen Adaption gegenüber der Umwelt bevorzugt.
 
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Unter diesem Gesichtspunkt wird eine etwaige Umweltabhängigkeit der Gruppe betrachtet und die eigene Strategie wird in Abhängigkeit zur dynamischen Umgebung ausgearbeitet.
 
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Die IRA hatte sich in zahlreiche Gruppen zersplittert. Kleine und radikale Formationen haben sich der Auflösung verweigert. Die wieder auftretenden Anschläge in Nordirland entstammen vorwiegend diesem Umfeld und werden durch den ‚Brexit‘ angeheizt.
 
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Frames müssen dabei selbstverständlich von machtvollen gesellschaftlichen Akteuren unterstützt werden, um einen Politikwechsel herbeiführen zu können. Und wenn auf diesem Wege die öffentliche Meinung zugunsten einer Policy erfolgreich verändert wird, bedeutet dies nicht, dass ein Politikwechsel eintritt, insbesondere wenn externe Umstände oder mächtige politische Akteure der Reform entgegenstehen (Kangas et al. 2014).
 
Metadata
Title
Framing als strategische Tätigkeit
Author
Michael Oswald
Copyright Year
2019
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-24284-8_3