Chief Financial Officer (CFO) haben die finanzielle Entwicklung in der gesamten Organisation im Blick. Sie liefern Kennzahlen sowie Finanzinformationen für strategische Entscheidungen und agieren häufig als Sparringspartner für den Unternehmenschef. Und ihr Aufgabenfeld wird stetig komplexer.
Finanzentscheider brauchen vielfältige Kompetenzen, um im Unternehmen an den passenden Stellschrauben für eine sicherere finanzielle Zukunft zu drehen.
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"Ein CFO hat eine herausfordernde Aufgabe. Er 'muss helfen, den Konzern durch die Krise zu bringen' (Handelsblatt), muss 'vorausschauend planen und schnell reagieren' (PWC), muss 'die Unternehmensstrategie absichern, für ihre Umsetzung sorgen und diese begleiten', ist 'Risk Manager' (FAZ) und er 'wird zum strategischen Werttreiber' (EY)", zählen Richard Guserl, Helmut Pernsteiner und Thomas M. Brunner-Kirchmair die Aufgaben eines Finanzchefs im Buchkapitel "Control- und Controlling-System" auf (Seite 437).
Dem Personaldienstleister Robert Half zufolge wird bei der Besetzung des obersten Finanzmanagers nach Kandidaten mit einer breiten Kompetenzpalette gesucht. Hierzu gehöre in der Regel eine umfassende akademische Ausbildung, mindestens ein Jahrzehnt an Berufserfahrung und ein tiefes Verständnis für die Abläufe, Produkte und Services, Kunden, Lieferanten, Mitarbeiter sowie Aktionäre eines Unternehmens. Die HR-Experten haben die wichtigsten Voraussetzungen in fünf Bereichen zusammengefasst: Ausbildung, fachliche Fähigkeiten, Führungs- und Kommunikationsfähigkeiten, funktionsübergreifende Kenntnisse sowie Know-how in Technik und Cyber-Sicherheit.
Breite Ausbildung und fachliche Weiterbildung
"In der Vergangenheit stiegen Finanzchefs fast immer aus dem Bereich Finanzbuchhaltung auf, vom Buchhalter oder Innenrevisor zum Leiter Finanzen, Controller oder Prüfungsleiter und schließlich in die Spitzenposition", heißt es bei Robert Half. CFOs sollten vor allem Experten für Rechnungswesen, Berichtsanforderungen und Finanzstrategien sein, verfügten über einen Bachelor- oder Master-Abschluss in Finance & Accounting sowie Zertifizierungen im Controlling. Mittlerweile ist der Master Business Administration die Regel und Business Schools lehren künftigen Führungskräften Strategie und Betriebsabläufe mit Blick auf Personalwesen, Informationstechnologie und Risikomanagement.
Nach wie vor müssen Finanzchefs sicherstellen, dass die Entscheidungen des Chief Executive Officer (CEO) und des Vorstands in finanzieller Hinsicht auf einer sicheren Basis stehen. Die Budgetierung, Analysen, die Einhaltung von Vorschriften und andere Rechnungslegungsgrundsätze gehören daher noch immer zu den grundlegenden fachlichen Fähigkeiten. Neben Tätigkeit als Buchhalter, Finanzanalyst oder Wirtschaftsprüfer kann auch die Qualifikation zum Chartered Certified Accountant (ACCA) hilfreich sein, um notwendiges Fachwissen auf- und auszubauen.
Führungs- und Kommunikationsfähigkeiten sind Pflicht
Um die Finanz- und Buchhaltungsabteilungen ihres Unternehmens effektiv leiten können, brauchen CFOs umfassende Führungs- und Kommunikationskompetenzen. Sie müssen an der Konzernspitze ein klares Zeichen setzen, damit das Unternehmen Top-Talente gewinnt und die besten Mitarbeiter an sich bindet. Außerdem sollten sie in der Lage sein, Führungskräfte und Vorstandsmitglieder zu Entscheidungen anzuleiten, um das Unternehmen in die bestmögliche finanzielle Verfassung zu bringen.
Dafür nötig ist laut der Springer-Autoren Christian Pieter Hoffmann und Sandra Binder-Tietz eine breite Palette an Soft Skills: "Hierzu zählt die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge auf eine einfache, aber ansprechende Art und Weise zu vermitteln. Gemeinsam führen diese Entwicklungen dazu, dass die Bedeutung der Kommunikation für die Aufgabenerfüllung des Finanzvorstands spürbar ansteigt", schreiben sie im Buchkapitel im Buchkapitel "Die Rolle des CFO in der Finanzkommunikation" auf Seite 52.
Funktionsübergreifende Kenntnisse wichtig
Da Finanzchefs mit Führungskräften aus allen Abteilungen zusammenarbeiten und Entscheidungen treffen, die das gesamte Unternehmen berühren, brauchen CFOs einen tiefen Einblick in die Organisation. Sie müssen wissen, welche Bereiche profitabel und welche weniger profitabel sind und mit welchen Wettbewerbern und Risiken es konfrontiert ist. In Cross-Trainings, bei Hospitationen oder in funktionsübergreifenden Ausschüssen vertiefen künftige Top-Finanzmanager das hierfür nötige Wissen. So bauen sie Beziehungen zu Personen außerhalb ihrer Abteilung auf und erhalten bessere Einblicke in die verschiedenen Bereiche.
In einer Umfrage des Personaldienstleisters gaben 82 Prozent der CFOs an, dass sie häufiger mit dem CIO zusammenarbeiten als noch vor drei Jahren. Vor allem bei Änderungen von Geschäftssystemen, Technologieinvestitionen, Cyber-Sicherheit und Initiativen zur digitalen Transformation. Das verlangt das passende Know-how bei den Führungskräften im Finanzbereich. So tätigen Unternehmen intelligentere IT-Investitionen, verbessern die Sicherheit ihrer Daten und beschaffen digitale Tools, die Echtzeitinformationen über Herausforderungen und Chancen liefern.
Vorreiter bei der digitalen Transformation
Dabei ist die Finanzfunktion "dazu prädestiniert, eine Vorreiterrolle bei der digitalen Transformation zu übernehmen", erläutern Eva Kienle und Gori von Hirschhausen in ihrem Schwerpunkt-Beitrag der Zeitschrift "Controlling & Management Review" (Ausgabe 6 | 2022)
Hier lassen sich viele Prozesse weiter automatisieren und digitalisieren. Der Einsatz von Predictive Analytics kann rasch die Prognosefähigkeit und so die Entscheidungsfindung verbessern. Und weil selbst die entferntesten Unternehmensbereiche auf irgendeine Weise mit der Finanzabteilung interagieren, kann sich so auch die Botschaft von den Vorteilen einer gut gemachten digitalen Transformation in alle Richtungen verbreiten."
Vom CFO zum CEO
Das gewandelte Rollenverständnis und der damit verbundene zunehmende Einfluss des CFO auf die strategische Entwicklung des Unternehmens ist seit einigen Jahren insbesondere in der Praxis sichtbar, wie Christian Pieter Hoffmann und Sandra Binder-Tietz feststellen. So lasse sich auch immer häufiger beobachten, dass CFOs im Rahmen eines Führungswechsels sogar zu Vorstandsvorsitzenden ernannt werden.
Als Beispiele für Deutschland führen die Springer-Autoren die ehemaligen Finanzvorstände Joe Kaeser und Timotheus Höttges an, die Vorstandsvorsitzende von Siemens beziehungsweise der Deutschen Telekom wurden. "Ein solcher Karrierepfad illustriert, das CFOs in vielen Fällen eng mit der strategischen Führung des Unternehmens vertraut sind", erklären die Springer-Autoren.
Der CFO als Co-Pilot
Michael Rauch, Finanzvorstand des E-Health-Anbieters Compugroup Medical, hat im Sommer 2022 zusätzlich die Funktion des Sprechers der geschäftsführenden Direktoren vom bisherigen CEO Dirk Wössner übernommen. Im Interview mit der Zeitschrift "Controlling & Management Review" (Ausgabe 4 | 2022) beschreibt er die Rolle des CFO als Co-Pilot des CEO, in der Lage sein muss, im Ernstfall dessen Position einnehmen zu können:
Das fängt bei einfachen Dingen an, wie in der Urlaubsvertretung einem Aufsichts- oder Verwaltungsrat über die Entwicklung und Performance der gesamten Gruppe Rede und Antwort zu stehen oder bei Investorengesprächen und Mitarbeiterversammlungen das Unternehmen zu repräsentieren. Meine Sicht auf die moderne Rolle des CFOs ist die: Ein guter Co-Pilot fliegt gedanklich immer die Strecke des Piloten mit und gibt ihm Tipps, was an der einen oder anderen Stelle noch verbessert oder verändert werden könnte."