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2010 | Book

„Fünf nach sieben – Radiothek“

Der Streit um eine Jugendsendung des Westdeutschen Rundfunks Köln 1974 bis 1980

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About this book

Ob SWF-Popshop, BR-Zündfunk oder ZDF-Direkt: Jugendsendungen der 1970er Jahre ecken an. Den größten Wirbel macht die Radiothek des WDR. „Rot unterwandert“ nennen sie die einen. Für die anderen ist sie das Radio der Zukunft: frech und basisdemokratisch. Mit Moderatoren wie Dave Colman, Winfried Trenkler oder Mal Sondock. Jeder zweite Jugendliche in Nordrhein-Westfalen hört sie 1976 regelmäßig.
Die Radiothek bringt Pop und Politik, Rock und Reportagen – in der Sprache der Jugendlichen. Über Arbeitskämpfe und Aussteiger, über Kriegsdienstverweigerer und Paragraph 218. Politiker, katholische Kirche und Arbeitgeber laufen dagegen Sturm. Als RAF-Terror, Hausbesetzungen und Anti-AKW-Demos die Republik aufwühlen, droht auch der Streit um die Radiothek zu eskalieren.
Dieses Buch handelt von der wohl umstrittensten Sendereihe der deutschen Radiogeschichte. Für Leute, die mehr wissen wollen über Politik und Jugendkultur der wilden 70er Jahre.

Table of Contents

Frontmatter
Einleitung
Zusammenfassung
Die Ergebnisse der Umfrage Media-Analyse 98/I machten 1998 selbst Optimisten staunen – und im Sendezentrum im Kölner Mediapark knallten die Sektkorken: Denn dem Jugend-Hörfunkprogramm des Westdeutschen Rundfunks war es gelungen, seine Hörerzahlen binnen drei Jahren beinahe zu vervierfachen. Eins Live – der Name der Welle war Ende der neunziger Jahre unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Nordrhein-Westfalen in aller Munde: fast jeder zweite 14- bis 29jährige schaltete das Programm täglich ein. „Die Radionutzung junger Menschen in NRW ist sprunghaft gestiegen“, bilanzierte Eins-Live- Wellenchef Gerald Baars – und fügte nicht ohne Stolz hinzu: „Dem WDR hätte die Zielgruppe von Eins Live dies kaum noch zugetraut.“
Michael Kuhlmann
Radio für junge Hörer in den siebziger Jahren – Vorgeschichte und Umfeld
Zusammenfassung
In der unruhigen Jugendszene, an die sich die Redakteure und Mitarbeiter der Radiothek ab 1974 Abend für Abend wandten, waren die Nachwirkungen der Studentenbewegung zu spüren. Noch immer war die Atmosphäre politisch aufgeladen, war die Besorgnis verbreitet, „die Jugend würde die Perpetuierung des Sozialen ‚von Generation zu Generation’ unterminieren“. Auch durch die Gesellschaft der Erwachsenen zogen sich Gräben: „Jeder hat ein anderes Interesse an der Jugend, hat eine andere Vorstellung davon, wie sie sein sollte, registriert also anderes als ‚Abweichung’ als andere.“
Michael Kuhlmann
1972/1973: Die WDR-Redakteure planen eine „Jugendschiene“
Zusammenfassung
Der WDR-Hörfunk befand sich während der frühen siebziger Jahre ohnehin in einer Umbruchphase. Die drei Programme wurden einer gründlichen Revision unterzogen; und 1974 setzte die Direktion eine Strukturreform an. Bereits 1971/72 hatten die Planungen begonnen.
Michael Kuhlmann
Die Sende-Inhalte 1974-1980
Zusammenfassung
Es war der vorletzte Tag des Jahres 1973, als die erste Folge der neuen Jugendreihe über den Sender ging. Die Debütsendung ist nur in wenig aussagekräftigen Fragmenten dokumentiert. Thematisch vorgesehen waren für diesen Abend: „’Regierungserklärung’ und Inhaltsangabe der Sendereihe […]. Dazwischen entsprechende Spots, vorproduziert“.
Michael Kuhlmann
Redaktionsalltag: die Arbeitsabläufe – der tägliche Kontakt mit Hörern
Zusammenfassung
Ungeachtet ihrer Sonderstellung als integrierte, der Hörfunkdirektion direkt angegliederte Arbeitsgruppe organisierten die Macher der Radiothek ihre Tätigkeit im Stil einer konventionellen Radioredaktion. Es stellte sich erst nach einigen Monaten heraus, in wessen Händen die Leitung liegen sollte. So sprang Ulrich Gembardt für einige Monate als kommissarischer Leiter ein, bis schließlich der vormalige Kirchenfunkredakteur Ulrich Teiner die Aufgabe übernehmen konnte. Hörfunkdirektor Jenke stellte ihn Anfang Juni 1974 der Redaktion vor.
Michael Kuhlmann
Die Radiothek in der zeitgenössischen Diskussion
Zusammenfassung
Die bemerkenswerte Reichweite der Radiothek bei ihrer Zielgruppe, der erbitterte Protest in etlichen Hörerbriefen, die engagierte Zustimmung in vielen anderen Zuschriften – dies waren Begleiterscheinungen dessen, daß die Sendung bereits nach kurzer Zeit die Aufmerksamkeit politischer Akteure und Beobachter erregte. Der journalistisch notorisch unbequeme öffentlich-rechtliche Rundfunk war einigen von ihnen seit seiner Gründung nach dem zweiten Weltkrieg als „vergleichsweise atavistisches Relikt der Besatzungszeit“ ein Dorn im Auge gewesen. „Die Parteien waren vom ersten Tage an zur Stelle“, notierte 1981 der Publizist Peter von Zahn.
Michael Kuhlmann
Dem Ende entgegen: die letzten 13 Monate
Zusammenfassung
Es war der zweite Teil einer Nachlese zur Frankfurter Buchmesse, der im Dezember 1979 Anstoß erregte wie keine Radiothek-Sendung zuvor. „Wenn die Bücher, die wir jetzt […] vorstellen wollen, genau so fetzig sind wie die Musik von Winfried Trenkler, dann werden in den nächsten Tagen viele Briefe bei der Radiothek eingehen“, bemerkte Wortmoderator Jörg Armbruster einleitend in Anspielung auf den vorangegangenen Musikteil. Armbruster hatte – unfreiwillig – ein wahres Wort gesprochen.
Michael Kuhlmann
Schluß
Zusammenfassung
In den Büros und auf den Fluren der WDR-Leitungsebene muß während der ersten Januartage 1981 – legt man die ersten Reaktionen auf die Radiothek-Abschlußsendung zugrunde – eine ungewohnte Gelassenheit geherrscht haben. „Man hatte die Nase gestrichen voll von der Radiothek“, erinnert sich Klaus Klenke, „man war froh, dieses lästige Insekt wegzuhaben!“ Nun galt es, den Blick nach vorn zu richten.
Michael Kuhlmann
Backmatter
Metadata
Title
„Fünf nach sieben – Radiothek“
Author
Dr. Michael Kuhlmann
Copyright Year
2010
Electronic ISBN
978-3-658-24239-8
Print ISBN
978-3-658-24238-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-24239-8