Zusammenfassung
Mit den Hartz-Reformen vollzog sich eine schrittweise Umstellung der deutschen Sozialpolitik vom fürsorgenden Wohlfahrtsstaat zum aktivierenden Workfare-Regime. Zentrales Reformziel waren die Erhöhung der Erwerbsbeteiligung in der Bevölkerung und die Verkürzung individueller Arbeitslosigkeitsphasen. Im Rekurs auf das Armutsfallentheorem wird seither die Strategie verfolgt, Arbeitslose nicht durch eine komfortable Lebenslage zu verlocken, dem Arbeitsmarkt fern zu bleiben. Konträr zu motivationstheoretischen Annahmen verweist die dynamische Armutsforschung auf eine Vielfalt individuellen Handlungsvermögens. Indes betonen Theorien sozialer Exklusion armutsinduzierte Desintegrationsprozesse. Die Studie prüft anhand von Ereignisdatenanalysen auf Basis des Sozioökonomischen Panels, ob sich die Dynamik der Arbeitslosigkeit seit der vierten Hartz-Reform verändert hat. Im Ergebnis zeigen sich sowohl Veränderungsdynamiken als auch Hinweise auf Verfestigungstendenzen. Zudem kann eine signifikante Forcierung der Erwerbsintegration im neuen Sozialregime nachgewiesen werden.