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02-07-2020 | Geländewagen | Fahrbericht + Test | Article

Erster Fahrbericht zum neuen Land Rover Defender

Author: Marc Ziegler

5:30 min reading time

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Das Design des neuen Land Rover Defender hat mit seinem Urahn kaum noch etwas gemein. Beide eint aber die Vorstellung eines kompromisslosen Geländewagens, der auf der ganzen Welt zu Hause ist.

Optisch ähnelt der neue Defender stark dem DC100-Konzeptfahrzeug aus dem Jahr 2011. Designelemente des Vorgängers finden sich eher am Heck und in der Seitenansicht des Geländewagens. Die zusätzlichen Fenster im Dach und das bei Geländewagen traditionell am Heck angebrachte Ersatzrad wurden zudem übernommen. Besonders bei Fans der alten Baureihen polarisiert die moderne Optik, dabei wurden die Karosseriekanten nur an der Front deutlich rundlicher. Die Karosserieüberhänge sind kurz, die Böschungswinkel entsprechend groß: vorne beträgt er je nach Höhenstufe der Luftfederung 30,1 bis 38 Grad, hinten sind es 37,7 bis 40 Grad. Die Bodenfreiheit überzeugt ebenfalls. Bereits in der Standard-Fahrhöhe sind 218 Millimeter Luft unter dem Unterboden, in der Offroadhöhe sogar 293 Millimeter. 

Der ursprüngliche Rahmen mit aufgeschraubter Karosserie wich beim neuen Defender einem Aluminium-Monocoque, das in Teilbereichen wie dem Armaturenträger durch Magnesiumelemente ergänzt wurde. Laut Land Rover ist die Karosserie damit um den Faktor drei steifer als herkömmliche Lösungen. Der Magnesiumträger soll Zuglasten von bis zu sieben Tonnen aufnehmen können.

Interieur

Im Innenraum haben sich die Designer bewusst für eine sehr reduzierte Optik entschieden. Der Armaturenträger aus beschichtetem Magnesium dient hier auch als Blickfang. Das Metall fasst sich dabei warm an. Auch das Lenkrad ist aus beschichtetem Metall gefertigt. Um die Fahrzeugbreite gering zu halten, wurde auch hier auf eine breite Verkleidung verzichtet. Die geschraubten Türpaneele sind Geräuschdämmung, Aufnahme für Armauflage und Technik sowie robustes Designelement in einem. 

Geländewagentypisch kann man sich so leicht zum Fenster hinauslehnen, um das Vorderrad sehen zu können. Die Windschutzscheibe blieb so aufrecht wie möglich, auch das
ein Tribut an die Übersicht bei Geländefahrten. Der Konfigurator gibt den Defender als Fünf-, Sechs- und Siebensitzer an. Tatsächlich bietet das Raumkonzept nämlich die Möglichkeit, das Mittelkonsolenfach mit einem dritten Not-Vordersitz zu ersetzen, wodurch selbst der kurze Defender 90 zum Sechssitzer wird. Die Kombination aus Notsitz vorn und zusätzlichen Einzelsitzen im Heck ist allerdings nicht möglich. 

Motoren und Fahrwerk

Zum Start ist der neue Defender ausschließlich mit langem Radstand verfügbar. Angetrieben werden alle Modelle von aktuellen Motoren der Ingenium-Baureihe. Vorrangig dürften hier die Diesel nachgefragt sein. Zwei twinturboaufgeladene 2,0-Liter-Reihenvierzylinder stehen zur Auswahl. Der Einstiegsmotor D200 kommt auf maximal 147 Kilowatt (200 PS) Leistung, der D240 leistet maximal 177 Kilowatt (241 PS, beide bei 4000 Umdrehungen pro Minute). Das Drehmoment von maximal 430 Newtonmeter bei 1400 Umdrehungen pro Minute ist für beide Diesel identisch. Als Einstiegs-Ottomotor P300 wird ein ebenfalls zwei Liter großer Vierzylinder mit zweiflutigem Twin-Scroll-Turbolader angeboten, der es auf maximal 221 Kilowatt (300 PS) bei 5500 Umdrehungen pro Minute und 400 Newtonmeter Drehmoment bei 1500 bis 4000 Umdrehungen pro Minute bringt. 

Hinter dem Kürzel P400 verbirgt sich die Topmotorisierung des Defender: Ein neuentwickelter und über das Jahr fast heimlich in anderen Baureihen eingeführter Reihensechszylinder mit drei Litern Hubraum. Dank zweiflutigem Twin-Scroll-Turbolader und elektrisch angetriebenem Zusatzverdichter erreicht der Motor eine Spitzenleistung von 294 Kilowatt (400 PS) bei 5500 Umdrehungen pro Minute und ein maximales Drehmoment von 550 Newtonmetern auf einem breiten Tableau zwischen 2000 und 5000 Umdrehungen pro Minute. Zudem unterstützt ein integrierter Riemen-Starter-Generator im Drehzahlkeller und ermöglicht eine erweiterte Start-Stopp-Funktionalität. Alle Ingenium-Motoren verfügen über variable Ventilhubsteuerungen an Ein- und Auslassseite, die Vierzylinder zusätzlich über eine elektrohydraulische Ventilsteuerung. 

Auf der Straße überzeugt der neue Defender 110 mit einem sehr komfortablen adaptiven Luftfederfahrwerk. Wankbewegungen werden durch eine Wankstablilisierung eingegrenzt. Die elektromechanische Servolenkung ist ebenfalls angenehm komfortabel abgestimmt. Der Diesel ist klanglich kernig und gut zu vernehmen, allerdings keineswegs unangenehm. Die Leistungsdaten fühlen sich dabei ähnlich gut an, wie sie auf dem Papier klingen: In 9,1 s erledigt der D240 den Spurt aus dem Stand auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit ist mit 188 km/h angegeben. Der Vorgänger wurde elektronisch bei 130 km/h abgeregelt. Sitzkomfort und Übersicht sind gut, besonders das Raumgefühl sagt zu.

Geländefahrt

Der Defender soll vor allem auch Geländefahrern zusagen. Wie es sich für einen vollwertigen Geländewagen gehört, verfügt der Defender über ein zweistufiges Verteilergetriebe mit einem Reduktionsfaktor von 2,93:1, einer elektronisch gesteuerten Mitteldifferenzialsperre und optional einer aktiven Hinterachsdifferenzialsperre. Schon ab Werk gibt es stabile All-Terrain-Reifen, die diagonale Achsverschränkung soll 250 mm betragen. Das entspricht einem Radfederweg von 500 mm. Obwohl die Karosseriekanten sehr gut einzusehen sind, bietet Land Rover auch hier reichlich Hilfssysteme an, wie Kameras, die alle erdenklichen Winkel des Fahrzeuges darstellen, einen Wattiefensensor, der dabei helfen soll, die ohnehin enorme Durchfahrtiefe von 900 mm nicht zu überschreiten, und das sogenannte ClearSight Ground View. Hierbei wird der Untergrund abgefilmt und dann auf dem Zentralbildschirm dargestellt. Man sieht quasi  durch die Motorhaube hindurch. Dazu gib es bekannte Kletterhelfer wie Bergan- und -abfahrhilfen. 

Infotainment

Das Infotainment-System des Defender wird wie gewohnt per Touchscreen und Gesten, wie man sie vom Smartphone kennt, bedient. Das Pivi Pro genannte System wird zum ersten Mal eingesetzt und zeichnet sich zum einen über eine einfacher zu erfassende Menüstruktur, vor allem aber dadurch
aus, dass das System über eine Always-On-Funktionalität verfügt. Dafür gibt es eine eigene Speicherbatterie. Das System muss so nicht bei jedem Motorstart neu hochgefahren werden, sondern soll umgehend bereit für Eingaben sein. Zudem sind für unkritische Systeme wie die Navigationskarten und Software Updates "Over the Air" möglich, die bisher per USB-Stick oder durch den Service beim Händler durchgeführt werden mussten.

Fazit Land Rover Defender

Der neue Land Rover Defender hat mit seinem Vorgänger außer dem Namen nichts mehr gemein. Aber wie der alte Engländer verkörpert auch der neue Defender eine Idee von Freiheit, Unabhängigkeit und Abenteuer. Mögen sich Fans des Urgesteins auch beschweren: Der neue Defender ist mit Sicherheit kein Defender mehr. Aber zugleich ist er ein verdammt guter Defender, der alles, aber wirklich alles besser kann als sein 70 Jahre alter Traktor-Urahn. Dazu ist er heute auch noch komfortabel und leistungsstark. Der neue Land Rover Defender ist seit 20. Juni in Deutschland bestellbar. Die Preise für den Defender 110 beginnen bei 55600 Euro, der kürzere Defender 90 ist zu Preisen ab 49700 Euro ab voraussichtlich September bestellbar.

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