Zusammenfassung
In diesem Beitrag werden theoretische Grundlagen und empirische Ergebnisse der „Mitte“-Studien zur rechtsextremen Einstellung in Deutschland vorgestellt. Eingangs wird der „Mitte“-Begriff der Studien entfaltet. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts fiel die besondere politische und ökonomische Situation der Mittelschicht ins Auge. Aufmerksame Beobachter beschrieben die besondere Situation, etwa Siegried Kracauer mit seiner essayistischen Analyse „Die Angestellten“. Mit dem Aufstieg der NSDAP bekam diese Orientierung auf die breite Mitte der Gesellschaft besondere Brisanz, Hans Speier analysierte ebenso die Lage der Angestellten, Theodor Geiger und Emil Gruenberg dagegen wählten einen generischen Begriff, eben die „Mitte“. Dieser Begriff hatte deutliche Stärken, weil damit mehr bezeichnet war, als nur eine besondere Position im ökonomischen Betrieb. Deshalb wahrscheinlich griff ihn Seymour Lipset dankbar auf, als er die Spielarten politischen Extremismus um jenen der „Mitte“ erweiterte und damit den Faschismus meinte. Mit diesem Paradox eines „Extremismus der Mitte“ war gleichzeitig auch der Blick geschärft für jene Bedingungen einer demokratischen Gesellschaft, die immer wieder aufs neue zu ihrer Bedrohung führt. Mit den „Studien zum autoritären Charakter“ waren von der Sozialpsychologie aus genau diese Bedingungen untersucht worden und zur Analyse der „narzisstischen Plombe“ der Ökonomie und den Extremismus der Mitte in Deutschland greifen wir beide Konzeptionen auf. Vor diesem Hintergrund werden die Ergebnisse der Erhebung bis zum Jahr 2014 vorgestellt und dann interpretiert.